Die Bedeutung von Hormonbestimmungen für das Zuchtmanagement von Wildtieren in Menschenobhuts
(15.09.2013) F. SCHWARZENBERGER and J.L. BROWN; Wien Tierärztl Monat Vet Med Austria 100 (2013)
Die Messung von Hormonen stellt ein etabliertes Instrumentarium zur Charakterisierung der endokrinen Aktivität von in Menschenobhut gehaltenen bedrohten Tierarten dar; diese Methoden haben wesentlich zur Verbesserung der Nachzuchterfolge dieser Arten beigetragen.
Diese Übersichtsarbeit zeigt Beispiele für die umfangreichen Anwendungsmöglichkeiten von Hormonbestimmungen in mehreren gut untersuchten Arten von Wildtieren. Je nach Tierart werden unterschiedliche Probenmaterialien, wie Kot-, Harn- oder Blutproben, verwendet. Abgesehen von wenigen Ausnahmen (wie z.B. Elefanten) können bei der überwiegenden Anzahl von Wildtieren (z.B. Nashörnern, Bären, Katzenarten) Blutproben nicht routinemäßig und stressfrei entnommen werden.
Deshalb bilden für die meisten Wildtierarten nicht-invasive endokrinologische Untersuchungen aus Kot- oder Harnproben die Grundlage für das Verständnis der Reproduktionsbiologie. Elefanten nehmen diesbezüglich eine Sonderstellung ein, da diese traditionellerweise intensiv trainiert werden und deshalb Blutproben routinemäßig gewonnen werden können.
Deshalb zählen Elefanten, endokrinologisch betrachtet, zu den am besten untersuchten Wildtierarten. Blutproben bieten den Vorteil, dass sowohl Steroidhormone, als auch Proteohormone wie LH, FSH, Inhibin, Relaxin und Prolaktin untersucht werden können.
Eine vergleichende Betrachtung der umfangreichen endokrinologischen Daten der genannten Tierarten zeigt eine sehr große Variabilität der reproduktiven Mechanismen zwischen den taxonomischen Gruppen.
Darüber hinaus treten große individuelle Unterschiede innerhalb der untersuchten Spezies auf. Des Weiteren zeigt diese Review das enorme Potenzial dieser endokriner Untersuchungen in Bezug auf Grundlagen- und angewandter Forschung, sowie deren Anwendungsmöglichkeiten für in situ als auch für ex situ Untersuchungen bei Wildtieren.