VET-MAGAZIN logo
Vorkommen von Blau- und Finnwalen in der Arktis
BBC
Vorkommen von Blau- und Finnwalen in...
Amphibienbiologie: Forschende am ISTA untersuchen das Nervensystem von Fröschen
Peter Rigaud / ISTA
«Genetische Zeitmaschine» enthüllt komplexe Kultur der Schimpansen
Tetsuro Matsuzawa
Eichhörnchen passen ihre tageszeitlichen Aktivitäten sehr flexibel an Menschen, Haustiere und Wildtiere in der Stadt an
Leibniz-IZW
Neue Studie am FBN entschlüsselt Genom des Afrikanischen Raubwelses
Wenzel/Nutrition & Food GmbH
Neue Studie am FBN entschlüsselt Genom...
Konferenz Alternative Proteins for Food and Feed
Elias Denzler via Wikimedia Commons
KI identifiziert Geiern anhand von Tiersender-Daten
Hp.Baumeler via Wikimedia Commons
Klimawandel setzt Heringslarven unter Stress
Ture Tempelmann
Eine in der Grube Messel gefundene Fledermaus (Palaeochiropteryx tupaiodon).
Senckenberg/Vogel
Allgemein

Messel-See: Todesfalle für Fledermäuse?

Über 500 Fledermaus-Fossilien wurden innerhalb von 42 Jahren im UNESCO-Welterbe Grube Messel entdeckt.

. . .

Eine im Fachjournal „Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments“ erschienene Studie untersucht, ob die hohe Zahl der Fossilien auf eine ungewöhnliche Übersterblichkeit zurückzuführen ist. Die Forschenden diskutieren zwei Hypothesen: den Tod durch giftige Gase oder durch Cyanobakterien im Wasser des Messel-Sees.

Experimente und eine Umfrage zu ertrunkenen Fledermäusen in Swimmingpools deuten jedoch darauf hin, dass die Fledermaus-Sterblichkeit im Messel-See mit der in modernen Schwimmbecken vergleichbar ist.

Hunderte fossile Fledermäuse wurden bereits aus den 47 Millionen Jahre alten Ölschiefern des UNESCO-Welterbes Grube Messel geborgen. „Die überwiegende Mehrheit davon sind vollständige Skelette, der Rest besteht aus isolierten Flügeln oder auch Köpfen,“ erklärt PD Dr. Krister T. Smith vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. „In den meisten Fällen handelt es sich um die Art Palaeochiropteryx tupaiodon, eine kleine Fledermaus, die in wichtigen Punkten mit heute lebenden Fledermäusen zu vergleichen ist“, ergänzt seine Senckenberg-Kollegin Dr. Renate Rabenstein.

Smith, Rabenstein und Prof. Dr. Joy O´Keefe von der University of Illinois Urbana Champaign, USA, gehen in ihrer neuen Studie der Frage nach, ob die zahlreichen Fledermausfossilien auf eine Übersterblichkeit der Tiere am Messel-See hinweisen und welche Gründe für diese vorliegen könnten.

„Aktuell gibt es zwei Hypothesen zur Erklärung, wie es zu den vielen Fossilien in den Messel-Gesteinsschichten kam: Das Einatmen giftiger Gase wie Kohlendioxid, die über dem See schwebten und zur Betäubung mit anschließendem Ertrinken der Tiere führte, und alternativ das Trinken von Oberflächenwasser, das mit den Giften von Cyanobakterien kontaminiert war und daher zum Tod führte.

Beide Annahmen implizieren eine viel höhere Sterblichkeit als sie für Unfalltode, beispielsweise nur durch Ertrinken, angenommen wird“, erläutert Smith.

Um die bisherigen Theorien zu überprüfen, stellten sich die Forschenden folgende Fragen: Wie hoch ist die natürliche Sterberate für Fledermäuse in einem kleinen Gewässer? Ist es erwartbar, dass ertrunkene Fledermäuse als ganze Skelette überliefert werden? Und wurden mehr Fledermaus-Skelette in Messel gefunden, als anhand der ersten zwei Ergebnisse zu erwarten wäre?

Um Antworten zu erhalten, verfolgten die Forscher*innen eine ungewöhnliche Reihe von Ansätzen.

Um die natürliche Sterberate bei Fledermäusen zu ermitteln, nahmen sie Schwimmbecken von Privathäusern ins Visier. Auf der Grundlage von vereinzelten Berichten zu Fledermäusen, die in den Swimmingpools ertrunken waren, entwickelten sie eine Online-Umfrage mit 29 Fragen, die sich an Swimmingpool-Besitzer*innen in den USA richtete. 

Anhand von 496 Fragebögen konnten die Wissenschaftler*innen ableiten, dass Fledermäuse dort regelmäßig in Swimmingpools ertrinken.

„Man beobachtet schon länger, dass Faktoren wie Wasserknappheit dazu führen, dass Fledermäuse Schwimmbecken als Wasserquellen aufsuchen. Es ist möglich, dass bestimmte Eigenschaften von Pools eher zum Ertrinken von Fledermäusen führen, wenn diese ins Wasser geraten,“ erläutert Dr. O’Keefe.

 Der höchste ermittelte Wert von toten Fledermäusen lag bei 14 Tieren jährlich. „Natürlich kann der Messel-See nicht direkt mit privaten Pools gleichgesetzt werden: Er war viel größer, es gab während des Treibhausklimas im Eozän schwere Unwetter und der See war – anders als einige Schwimmbecken – ganzjährig verfügbar. Mit anderen Worten: Wir gehen davon aus, dass diese Faktoren sogar eine noch höhere Sterblichkeit bei Fledermäusen, die den See zum Trinken aufsuchten, verursachen konnten“, ergänzt Smith.

Um eine jährliche Rate für die Entstehung von Fledermausfossilien in Messel abzuschätzen, erfasste das Team alle bisherigen Fossilfunde von Fledermäusen und führte Experimente mit – zuvor im Frankfurter Zoo verstorbenen – rezenten Fledermäusen durch, um deren Ertrinken und Versinken zu simulieren.

 Die dafür verwendeten 46 toten Fledermäuse mit Flügelspannweiten von 300 Millimetern sind gut mit den am häufigsten auftretenden Messel-Fledermäusen vergleichbar.

„Wir wollten mit dieser Methode nachvollziehen, wie schnell Fledermauskadaver sinken und wie viele von den ertrunkenen Fledermäusen daher tatsächlich als Skelette am Seeboden erhalten bleiben können“, so Rabenstein. 

Die Experimente zeigen, dass Kadaver mit wassergefüllten Lungen dazu neigen, schneller abzusinken als solche mit luftgefüllten Lungen. Alle Tierleichen, die zunächst in flachem Wasser absanken, blähten sich anschließend auf und trieben oberflächennah, bis sie innerhalb von Tagen bis Wochen zerfielen und endgültig absanken.

„Der Messeler See muss also eine ordentliche Tiefe gehabt haben, sonst würden wir nur noch zerfallene Skelette vorfinden,“ fügt Smith hinzu.

Smith fasst zusammen: „Wenn wir alle unsere Ergebnisse verbinden, zeigt sich, dass die jährliche Fledermaussterblichkeit am Messeler See in der gleichen Größenordnung wie die Sterblichkeit in modernen Swimmingpools liegt. Unsere quantitativen Analysen liefern keine Hinweise darauf, dass die Fledermaussterblichkeit in Messel über ein ‚normales‘ Unfall-Niveau hinausgeht – der Messel-See kann demnach nicht als ‚Todesfalle‘ für die fliegenden Säuger oder andere Tiere bezeichnet werden.“

Publikation

Krister T. Smith, Renate Rabenstein & Joy O’Keefe (2024): Was Palaeolake Messel a death‑trap? Insight from modern bat drownings and decay experiments . Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Ein erster Klient freut mit Cordula Leidler (m.) und Eva Wistrela-Lacek (r.)
VET-MAGAZIN/Thomas Zimmel

CoolinePharma unterstützt die "neunerhaus Tierarztpraxis"

Mit einer Spende von mehr als 300kg hochwertiger Calibra-Diätnahrung überraschte Cordula Leidler von CoolinePhrama die Kollegen von der "neunerhaus Tierarztpraxis"

Bekassine
Michael Dvorak

Lichtblick für stark bedrohte Vogelart: Artenschutz-Maßnahmen für die Bekassine im Ibmer Moor greifen

Land OÖ, BirdLife Österreich, Blühendes Österreich und Lesser Stiftung für Naturschutz schützen den größten Moorkomplex Österreichs und die Bekassine

Insgesamt 14 Esel konnten jetzt von Gut Aiderbichl gerettet werden
Gut Aiderbichl

Animal Hoarding: Dramatische Eselrettung

Vernachlässigt und schmerzgeplagt: 14 Esel aus einem Animal Hoarding Fall werden auf Gut Aiderbichl Henndorf und Scholen/Deutschland versorgt

Das mit dem PR Report Award 2024 in der Kategorie 'Politische Kommunikation' ausgezeichnete Betreuungsteam von Sharkproject in der Agentur Skills (Philipp Grüll (rechts), GF Jürgen Gangoly (mitte) und die Moderatorin der PR Report Awards 2024, Susanne Schöne (links)
Berlin-Eventfotograf.de

PR-Report Award 2024 in Berlin: Sharkproject Austria und Skills I Team Farner gemeinsam ausgezeichnet

Besondere Anerkennung durch die internationale PR- und Kommunikationswirtschaft: Der Gold Award der International Public Relations Association (IPRA) und der renommierte deutsche "PR-Report Award 2024" in der Kategorie "Politische Kommunikation" gingen in diesem Jahr an Sharkproject und die Agentur Skills I Team Farner

Dr. Otto Fischer am Benefizabend 'Nacht der Kinder 2013'

"Nacht der Kinder" für Future for Kids an der Vetmeduni Vienna

Der Verein Future for Kids - Zukunft für Kinder in Ruanda lädt am 6. Dezember 2024 zum Charity Event "Nacht der Kinder" ein.

Bundesheer im Assistenzeinsatz nach Ausbruch der Vogelgrippe in Niederösterreich
Bundesheer

Bundesheer nach Ausbruch der Vogelgrippe in Niederösterreich im Assistenzeinsatz

Seit dem 8. November 2024, 07:00 Uhr, befindet sich das Bundesheer im Assistenzeinsatz: Fahrzeuge, die die verendeten Tiere entsorgen, oder den infizierten Betrieb verlassen, werden desinfiziert

KATZENMEDIZIN 21
just4vets

KATZENMEDIZIN 21

Die 21. Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN, ist erschienen

Univ.-Prof. Dr. Sebastian Schütze, Rektor der Universität Wien, und Stephan Hering-Hagenbeck, Direktor des Tiergarten Schönbrunn, bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung über die Einrichtung einer Stiftungsprofessur "Zoo Conservation Science
Markus Korenjak

Tiergarten Schönbrunn und Universität Wien richten gemeinsame Stiftungsprofessur „Zoo Conservation Science“ ein

Der Tiergarten Schönbrunn und die Universität Wien verstärken massiv ihre langjährige Kooperation durch die Einrichtung der neuen durch den Tiergarten finanzierten Professur "Zoo Conservation Science"

ÖKV startet Kampagne "Ohne Hund ist alles doof"
HAVAS Village Austria

ÖKV startet Kampagne „Ohne Hund ist alles doof“

Mit einer spannenden Kampagne startet der ÖKV eine starke Initiative für mehr Aufmerksamkeit für die vielfältigen und unverzichtbaren Aufgaben von Hunden in unserer Gesellschaft.

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Faszientherapie beim Hund
Faszientherapie beim Hund
(29. Nov 2024) Das osteopathisch versierte Autorenteam Barbara Welter-Böller, Maximilia...
Bevor du vor die Hunde gehst
(21. Nov 2024) Mental gesund durch den Praxisalltag - von Tierärztin...
Warum Hunde uns zu besseren Menschen...
(14. Nov 2024) Kurt Kotrschal über die Mensch-Hund-Verbindung, wissenschaftliche Erkenn...
Jetzt neu vom Purina Institut: deutsche...
(08. Nov 2024) Kostenloses Nachschlagewerk für Veterinärteams mit praktischem Ernährung...
Handbuch der Geriatrie bei Hund und...
(03. Nov 2024) Unsere Haustiere erreichen ein zunehmend höheres Lebensalter. Die...
Grundlagen moderner Antibiotikatherapie in der Klein...
(30. Okt 2024) Das gut strukturierte Nachschlagewerk Grundlagen moderner Antibiotikathe...

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

Hill's Global Symposium 2024
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25,...
7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis...
EERVC 2024 in Belgrad
(21. Jul 2024) Die Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC) findet...
29. FECAVA EuroCongress in Athen
(11. Jul 2024) Die FECAVA lädt vom 12. bis 14. September...
2.700 Veterinärmediziner auf dem Weltkongress rund...
(11. Jun 2024) Veterinärmediziner aus 65 Ländern versammelten sich vom 4....
Registration opens for Companion Animal Nutrition...
(29. Mär 2024) The annual Purina Institute Companion Animal Nutrition (CAN)...

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

Die Superpower von Katzen und Hunden in unserem Leben
Royal Canin Foundation
Die Superpower von Katzen und Hunden...
(08. Nov 2024) Wir feiern die internationale Woche der Mensch-Tier-Beziehung mit...
MSD & FVE Stipendienprogramm 2024
(17. Okt 2024) MSD Tiergesundheit und FVE stellen 34 Stipendien in...
David Ebmer mit dem Rudolf Ippen...
(10. Okt 2024) Auszeichnung der European Association of Zoo and Wildlife...
WSAVA ehrt Dr. Bao Lei mit...
(05. Aug 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...
Gemma Campling wird mit dem WSAVA...
(24. Jul 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...
Verleihung des Förderpreises 2022/2023 der H....
(17. Jul 2024) Den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis der H....