Störche läuten den Vogelzug ein

(04.09.2017) BirdLife Österreich vermeldet den Abzug der meisten Brutvögel Richtung Süden. Zu den Vogelarten, die ihr mitteleuropäisches Brutgebiet am frühesten verlassen, gehört der Weißstorch.

Bereits Mitte August ziehen die ersten Störche aus Österreich ab und im Laufe des Monats machen es ihnen die meisten Brutvögel nach und verlassen ihre Horste Richtung Süden. Bis Mitte September können noch verbreitet Störche auf dem Durchzug beobachtet werden.


Weißstörche

„Langstreckenzieher, wie es die Störche sind, warten nicht darauf, dass die Nahrung knapp wird, sondern machen sich bereits im Sommer auf den Weg ins Winterquartier“, erklärt Eva Karner-Ranner von BirdLife Österreich: „Das Zugverhalten ist ihnen angeboren, deshalb können die Jungvögel auch unabhängig von ihren Eltern die lange Reise nach Afrika bewerkstelligen.“ Noch früher als die Störche fliegt nur eine Vogelart nach Süden: Der Mauersegler.

Er zieht bereits Ende Juli ab. Mehlschwalben, ebenfalls Langstreckenzieher mit Ziel Afrika, machen sich hingegen erst ab September auf den Weg.

Letzte Schwalben können sogar noch bis Ende Oktober bei uns beobachtet werden. Kurzstreckenzieher wie etwa Feldlerchen bleiben uns noch länger treu und verlassen erst im Oktober oder November Mitteleuropa.

Karner-Ranner: „Insgesamt kann man also sagen, dass der herbstliche Vogelzug bereits im Juli beginnt und Ende September, Anfang Oktober bei uns seinen Höhepunkt erreicht und bis in den November hinein dauert.

Spektakulärer Abschluss im Spätherbst: Die bei uns in großen Trupps durchziehenden Gänse und Kraniche.“

Prominenter Zugvogel Weißstorch

In Österreich brüten jährlich etwa 380 Weißstorchpaare, die meisten davon im Burgenland, dem östlichen Niederösterreich und der südlichen und östlichen Steiermark. Erste Ergebnisse der jährlichen Weißstorchzählung von BirdLife Österreich zeigen in einem Teil der Brutgebiete guten Erfolg.

„Uns liegen zwar erst die Daten von etwa 80 Storchenpaaren vor allem aus dem Burgenland vor, aber diese konnten im Schnitt je zwei Junge großziehen. Das ist für mitteleuropäische Verhältnisse ein recht guter Wert“, freut sich die Ornithologin: „So lebt die Hoffnung, dass sich heuer viele Jungvögel auf den Weg in den Süden gemacht haben, die in drei bis fünf Jahren wieder ins Brutgebiet zurückkommen und einen Brutplatz suchen.“

Zwei Haupt-Zugrouten nach Afrika

Weißstörche folgen auf ihrem Flug nach Afrika Routen, die weitestgehend über Land verlaufen. „So umfliegen sie das Mittelmeer“, weiß Eva Karner-Ranner: „Als Segelflieger sind Störche auf warme Aufwinde angewiesen, wie sie nur über Land entstehen können.“ Die so genannten „Ostzieher“ fliegen über den Bosporus und die Türkei in den Nahen Osten, und dann weiter ins östliche Afrika, teilweise sogar bis Südafrika.

Die „Westzieher“ nutzen die schmale Mittelmeerenge bei Gibraltar und fliegen durch die Sahara, um in der westafrikanischen Sahelzone zwischen Senegal und Tschad den Winter zu verbringen. Die in Österreich brütenden Störche gehören überwiegend zu den „Ostziehern“. Etwa zwei Monate brauchen sie für ihre lange Reise.

Überwinternde Störche in Österreich

Doch gibt es immer wieder einzelne Störche, die bei uns überwintern. Die Vogelexpertin erklärt: „Das sind meist Störche aus Gefangenschaft, aus Pflegestationen oder aus Zuchtprogrammen. Wenn sie einmal erfolgreich hier überwintert haben, dann verlieren sie das Zugverhalten.“

Im Vorarlberger Rheindelta wurden im vergangenen Jänner bis zu 70 überwinternde Weißstörche beobachtet, während es in den anderen Bundesländern nur einzelne Tiere sind. „Ein Gutteil der Vorarlberger Überwinterer stammt wohl aus Schweizer Zuchtprogrammen“, berichtet Karner-Ranner.

Füttern nicht nötig

„Die Kälte ist für die Störche kein Problem. Solange der Winter nicht zu hart ist, finden sie ähnlich wie Graureiher und Silberreiher auch ausreichend Nahrung“, betont die Storchenexpertin von BirdLife Österreich: „Erst eine geschlossene Schneedecke und längerer Frost macht die Nahrungssuche unmöglich.

Viele Störche weichen dann aber in günstigere Gebiete aus. Zufüttern sollte man nur im äußersten Notfall, wenn die Störche trotz winterlicher Bedingungen einfach nicht abziehen.“


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