Rotmilane kehren mit Flugdaten aus ihren Winterquartieren zurück

(06.04.2015) Sie heißen Logger, sind federleicht, solarbetrieben, zeichnen regelmäßig Flugdaten auf und werden wie ein Rucksack getragen: Die GPS-Daten der Logger verraten die Reiseroute der Rotmilane.

Die eleganten Greifvögel sind jetzt aus ihren Winterquartieren auf der Iberischen Halbinsel und in Südfrankreich in ihre angestammten Brutgebiete in Deutschland zurückgekehrt und haben Wissenschaftlern wertvolle Daten mitgebracht.

„Die Vögel wurden von Experten des Projektes `Rotmilan-Land zum Leben` besendert, um Details über für die Lebensraumnutzung der Greifvögel zu erfahren“, sagt Peer Cyriacks, Ornithologe der Deutschen Wildtier Stiftung.

So wurde ein Rotmilan-Männchen aus Sachsen mit einem Logger ausgestattet. Der Vogel brachte rund 25.000 Datensätze von seiner Reise mit. Erst Mitte November 2014, rund ein Monat später als üblich, war der „Sachse“ aus seinem Brutrevier abgeflogen.

Nach 14 Tagen kam er bereits nahe Tarbes in Südwestfrankreich an. Experten bringen das Abflugdatum mit dem kurzzeitig guten Nahrungsangebot im Brutgebiet des Greifvogels in Zusammenhang. Überwintert hat der „Sachse“ dann bis Mitte Februar im südwestlichen Frankreich.

Für den Rückflug brauchte der Vogel laut Logger-Aufzeichnung lediglich zehn Tage. Mittlerweile kümmert er sich zusammen mit „seinem“ Weibchen um den Ausbau des Nestes, denn die Brutsaison beginnt schon bald.

Zwei Rotmilane – sie wurde bei Göttingen mit einem Logger versehen - sind ebenfalls wieder heil in ihrem Brutgebiet gelandet und haben umfangreiche Daten vom Zugweg mitgebracht. Sie haben im Nordwesten Spaniens, unweit der portugiesischen Grenze, überwintert und waren wie in der Heimat auch dort quasi „Nachbarn“.

Die Telemetriedaten zeigen, dass sie sich nur etwa 30 Kilometer voneinander entfernt aufgehalten haben. Richtung Deutschland sind die „Niedersachsen“ wiederum zeitgleich und synchron geflogen. Mitte März haben sie wieder ihre alten Reviere bezogen und bereiten sich jetzt auf die Paarung und das Brutgeschäft vor.

Neben der Logger-Technik ist auch eine Videokamera im Einsatz, die den Horst eines Rotmilan-Pärchens überwacht. „Mit Hilfe der Aufnahmen kann genau dokumentiert werden, was an die Jungvögel verfüttert wird“, sagt Dr. Eckhard Gottschalk, Rotmilan-Experte der Universität Göttingen.

„Die Kamera wird jetzt wieder in Betrieb genommen, um das Brutgeschehen der neuen Saison festzuhalten.“ Daten über die Nahrungsversorgung, mögliche Engpässe und die Ursachen eventueller Verluste werden von der Abteilung Naturschutzbiologie der Universität Göttingen ausgewertet.

Der Bestand des rostroten Rotmilan hat in den letzten Jahren abgenommen. Deshalb engagieren sich Fachleute aus den Bereichen Naturschutz, Wissenschaft und Landschaftspflege für den Greifvogel, für den Deustchland eine ganz besonders große Verantwortung trägt Die gewonnenen Daten dienen der praktischen Arbeit im Artenschutzprojekt „Rotmilan-Land zum Leben“.

Weitere Informationen unter: www.rotmilan.org



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