Bester Bruterfolg im Wiesenweihen-Schutzprogramm

(31.08.2011) 17 ausgeflogene Jungvögel ist der diesjährige Bruterfolg der eleganten Greifvögel. Um 6 bis 8 junge Wiesenweihen mehr als in den vergangenen zwei Jahren. Mit seinem bräunlichen bis grauen Gefieder tarnt sich der streng geschützte Bodenbrüter bestens zwischen den Halmen der Getreidefelder, was ihm häufig zum Verhängnis wird.

Landwirte übersehen beim Mähen die Gelege oder die bereits geschlüpften aber noch flugunfähigen Jungvögel. Nur gezielte Horstschutzmaßnahmen verhindern diesen ungewollten Vogeltod.

Wiesenweihe Jungvogel; Bildquelle: J. Kugler
Wiesenweihe Jungvogel
Die Wiesenweihe ist in Österreich fast ausgestorben und nur noch in Teilen Niederösterreichs und des Burgenlands zu finden. In einem durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung und von Niederösterreich finanzierten Projekt werden gemeinsam mit der Slowakei Schutzmaßnahmen durchgeführt.

„Je später die Getreidefelder oder Wiesen geerntet und gemäht werden, desto mehr Chancen für den Wiesenweihen-Nachwuchs“, so der Ornithologe Dr. Leopold Sachslehner von der Forschungsgemeinschaft Wilhelminenberg.

In Kooperation mit BirdLife Österreich betreut Sachslehner schon seit Jahren die gezählten 14-16 Wiesenweihen Brutpaare: „Mit insgesamt 17 ausgeflogenen Jungvögeln war die Saison die beste seit 2005. Aufgrund des regnerischen Sommers und einer verspäteten Ernte konnte die Hälfte der Bruten 2011 sogar ohne spezielle Hilfsmaßnahmen erfolgreich ausfliegen“.

5 Paare scheiterten noch in der Brut- oder Fütterungsphase, 11 Paare brachten jedoch zumindest einen Jungvogel zum Ausfliegen. „Ein bis zwei Jungvögel pro Brutpaar ist eher gering. Bei guten Bedingungen (zuletzt 2005), insbesondere reichlichem Angebot an Feldmäusen, können auch 3 oder 4 Jungvögel ausfliegen“, so der Wiesenweihen-Experte.

Ohne gezielten Nestschutz gehen Bruten durch die Ernte verloren

Die Wiesenweihe ist ein Greifvogel der offenen Landschaft, der den Winter in Afrika südlich der Sahara Heuschrecken fressend verbringt und üblicherweise erst Ende April bis Ende Mai bei uns ankommt.

Die Vögel verpaaren sich nach der Ankunft im Brutgebiet und legen ihre schlichten Nester heutzutage – aus Mangel an großflächigen Feuchtwiesen - meist in Getreidefeldern, seltener auch in Raps- oder Luzernefeldern oder Mähwiesen an.

„Da die meisten Bruten erst Ende Juli bis Mitte August ausfliegen, geht ohne gezielten Nestschutz der Großteil der Bruten bei der Ernte verloren“, so die Erfahrungswerte des Experten Sachslehner.

„Sobald wir feststellen, dass Wiesenweihen in einem Feld oder in einer Wiese brüten, beginnt für uns oft ein Wettlauf gegen die Zeit“. In Absprache mit dem Bewirtschafter werden dann Nestschutz-Maßnahmen gesetzt.

Prämie für Landnutzer, die Nester schützen

Am effektivsten ist es, den gesamten Nestbereich für die gesamte Saison – bis nach dem Ausfliegen der Jungen – nicht zu ernten und nicht mehr zu betreten oder zu befahren.

Für den erhöhten Arbeitsaufwand und den Ernteverlust durch eine zeitlich verzögerte Ernte wird eine Prämie bezahlt.

Diese Prämien werden vom Verein „Forschungsgemeinschaft Wilhelminenberg vorfinanziert und von der NÖ Naturschabteilung bzw. dem NÖ Landschaftsfonds refundiert.

Greifvogel benötigt an die 40 km² Jagdgebiet

Die Jagdgebiete der Männchen, die die Weibchen und die Brut größtenteils mit Nahrung versorgen, können eine Ausdehnung von 40 km² und mehr erreichen.

Die wichtigsten Brutgebiete liegen derzeit im nördlichen Waldviertel sowie im Raum Horn. Der Abzug der Wiesenweihen erfolgt nach nur knapp 3,5-4 Monaten im Brutgebiet kurz nach der vollen Flugfähigkeit der Jungvögel.

Bereits im August, spätestens aber Anfang September, ziehen die Wiesenweihen aus Mitteleeuropa wieder ins Winterquartier in Afrika.

Projekt trägt zur internationalen Forschung bei

Das niederösterreichische Wiesenweihen-Schutzprogramm liefert auch Daten zu international wichtigen Forschungsfragen.

So konnte zum Beispiel ein 2008 in der Champagne in Frankreich geborenes und markiertes Wiesenweihen-Männchen diesen Sommer am Brutplatz im westlichen Weinviertel anhand seiner Flügelmarken eindeutig identifiziert werden.

In über 800 km Entfernung vom eigenen Geburtsort zog dieser Wiesenweihen-Vater seine vermutlich erste und mit 2 Jungvögel auch erfolgreiche Brut auf.


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