Vogelkrankheit Trichomoniasis hat die Grünfink-Bestände in Österreich halbiert

(03.07.2016) Während der heißen Sommermonate tritt seit 2012 eine Vogelkrankheit bei Grünfinken auf, die sich hauptsächlich über Futterstellen und Vogeltränken verbreitet. Die Vogelschutzorganisation BirdLife empfiehlt daher Futterstellen während des Sommerurlaubs nicht unbeaufsichtigt zu lassen und regelmäßig zu kontrollieren.

Sollten kranke oder gar tote Vögel beobachtet werden, muss die Fütterung sofort eingestellt werden um weitere Ansteckungen zu verhindern. Ein Zusammenhang zwischen dem massiven Grünfinken-Rückgang und der Vogelkrankheit Trichomoniasis gilt als wahrscheinlich.

Viele VogelfreundInnen entscheiden sich auch über den Sommer zu füttern, um ihren gefiederten Freunden etwas Gutes zu tun. Umso trauriger ist es, wenn täglich tote Grünfinken, auch als Grünlinge bekannt, in Österreichs Gärten tot aufgefunden werden.


Grünfink Bestände halbiert

Todesursache: Trichomoniasis - eine durch einzellige Parasiten hervorgerufene Vogelkrankheit. „Bei freilebenden Tieren kann man nicht aktiv gegen den Parasiten vorgehen.

Die wichtigste Maßnahme ist die Ansteckungskette bei den Vögeln zu unterbrechen und große Vogelansammlungen wie beispielsweise an Futterplätzen zu verhindern. Auch Vogeltränken sind bevorzugte Übertragungsorte dieser Krankheit“, so Mag. Rene Brunthaler, Pathologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Bis 2012 gehörte der Grünfink mit rund 235.000 Brutpaaren in Österreich zu den Top 15 der heimischen Brutvögel. Seither haben sich die Bestände des Finkens halbiert. „Der starke Bestandsrückgang ist alarmierend. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein Zusammenhang mit dem Auftreten der Krankheit besteht, da fast ausschließlich Grünfinken betroffen sind.“ erklärt Mag. Norbert Teufelbauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei BirdLife.

Die Krankheit tritt vor allem dort gehäuft auf, wo im Sommer gefüttert wird, weil an diesen Orten viele Vögel zusammenkommen, die sich dann gegenseitig anstecken. Vogelfüttern bedeutet daher auch eine hohe Verantwortung für die Vögel zu übernehmen, weshalb Futterstellen während des Sommerurlaubs nicht unbeaufsichtigt bleiben sollten.

Sind nämlich Vögel erst einmal infiziert, ist das ihr Todesurteil. Brunthaler: „Die Parasiten befallen den vorderen Verdauungstrakt, vor allem den Kropf der Vögel und rufen dort schwerwiegende Entzündungen hervor. Sie können kein Futter mehr zu sich nehmen und sterben.

“Zum Glück scheint die Erkrankung außer bei Grünfinken bei keiner anderen Vogelart bedrohliche Ausmaße anzunehmen. Derzeit ist das Auftreten von Trichomoniasis fast ausschließlich auf Grünfinken beschränkt. Warum gerade diese Art so sensibel darauf reagiert ist uns bislang nicht bekannt“, so Brunthaler.

Krankheitssymptome und weiteres Vorgehen

Die ersten Symptome für eine mögliche Trichomoniasis sind aufgeplusterte Vögel, die krampfhaft zu fressen versuchen und nicht mehr wegfliegen. Eine Rettung für die infizierten Tiere gibt es nicht, es kann nur die Ausbreitung einer Seuche verhindert werden. Daher ist es die beste Maßnahme bei Auftreten dieser Krankheit, die Fütterung sofort einzustellen, Futtergeräte, Vogeltränken und Futterreste vom Boden zu entfernen und mit heißem Wasser zu reinigen.

Selbstverständlich sollten auch die toten Vögel nicht im Garten verbleiben, sondern umgehend entsorgt bzw. zur weiteren Untersuchung durch Fachleute bereitgestellt werden. Für Menschen und Haustiere besteht keine Ansteckungsgefahr, grundsätzliche hygienische Standards werden allerdings vorausgesetzt.

Ein Einstellen der Fütterung führt zu keinem erheblichen Schaden, da die Vögel im Sommer selbstständig ausreichend Nahrung finden. Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit, bei Frost und Schnee kann mit der Fütterung wieder begonnen werden, da ein Auftreten der Krankheit bei niedrigen Temperaturen unwahrscheinlich ist.

Meldungen erbeten

BirdLife ruft VogelfreundInnen auf alle Trichomoniasis-Verdachtsfälle zu melden, denn je mehr Informationen zum Grünfinkensterben vorliegen, umso mehr kann die Organisation dem besorgniserregenden Rückgang des beliebten Gartenvogels auf den Grund gehen. Veterinärmedizinische Untersuchungen werden darüber hinaus eingeleitet, um mehr über diese Krankheit zu erfahren. Kontakt: [email protected] / T: +43 1 5234651 


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