Lebensraum für Vögel in strukturreichen Reblandschaften

(30.08.2021) Die Geisenheimer Doktorandin Katharina Adler hat untersucht, wie sich Landschaftsstruktur und Managementpraktiken in Weinbergen auf die Vogelwelt auswirken.

Angeregt dazu wurde sie durch einen engagierten Winzer an der Mosel: Er möchte Bruthabitate für nützliche, aber kein Rasthabitat für schädliche, Trauben fressende Vogelarten schaffen.

Mehr Strukturen in Weinbergen und deren Umfeld, insbesondere durch Bäume, Sträucher und artenreiches Grünland, wirken in vielfacher Hinsicht positiv.

Hochschule Geisenheim University

Von ihnen profitieren nicht nur Vögel, diese Arten können zugleich wichtige Ökosystemleistungen für den Weinbau übernehmen und zur biologischen Schädlingsbekämpfung beitragen. Denn fast alle Vogelarten sind mindestens zur Brutzeit Insektenfresser.

Diese Ergebnisse ergab eine aktuelle Literaturanalyse, welche Katharina Adler, Doktorandin an der Hochschule Geisenheim, in der Fachzeitschrift „Naturschutz und Landschaftsplanung“ veröffentlichte.

Die Diplom-Biologin forscht und lehrt am Institut für Landschaftsplanung und Naturschutz an der Hochschule Geisenheim über Vogelgemeinschaften in Weinbau-Landschaften. Sie untersucht, wie sich die Landschaftsstruktur und Managementpraktiken auf die Vogelwelt auswirken.

Angeregt zu der Literaturrecherche wurde sie durch einen engagierten Winzer an der Mosel: Er möchte Bruthabitate für nützliche, aber kein Rasthabitat für schädliche, Trauben fressende Vogelarten schaffen.

Katharina Adler setzt sich in ihrem Literaturüberblick mit weinbaulich problematischen sowie nützlichen Vogelarten und Strategien zu ihrer Förderung auseinander, legt Einflüsse von Habitatstrukturen und Managementstrategien auf Fraßschäden durch Vögel dar und leitet hieraus praxisrelevante Empfehlungen ab: Wie kann eine zielgerichtete Landschaftsgestaltung zum Schutz der Trauben gegen Vogelfraß beitragen?

„Die Ergebnisse zeigen, dass es keinen Widerspruch zwischen einer Förderung der Biodiversität und eines abwechslungsreichen Landschaftsbilds einerseits und den Bedürfnissen der Winzerinnen und Winzer gibt“, resümiert Adler.

Ein gezieltes Management solle die Schaffung von Nisthilfen für Singvögel und Ansitzstangen für Greifvögel einschließen.

„Das sind gute Argumente dafür, künftig quasi eine ‚Flurbereinigung rückwärts‘ zu schaffen und ausgeräumte Weinbau-Landschaften mit mosaikartigen Strukturen wieder vielfältiger und attraktiver zu gestalten“, sagt Prof. Dr. Eckhard Jedicke, der die Promotion betreut und am Institut für Landschaftsplanung und Naturschutz zur Kulturlandschaftsentwicklung arbeitet.

Publikation

Adler, K.; Jedicke, E. (2021): Strukturreiche Weinberge für mehr Vögel und weniger Fraßschäden. Ein Literaturüberblick zur weinbaulichen Relevanz von Vögeln in Reblandschaften. Naturschutz und Landschaftsplanung 53 (5), 26-32. DOI: 10.1399/NuL.2021.05.03


Weitere Meldungen

Goldammer; Bildquelle: Hans Glader

Vögeln in der Agrarlandschaft gezielt unter die Flügel greifen

Die Intensivierung der Landwirtschaft hat ihren Preis: Sie macht Landschaften strukturell einheitlicher und trägt so zum Rückgang der biologischen Vielfalt bei.
Weiterlesen

Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

Akademien fordern schnelles Handeln zum Schutz und zur Erhöhung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft

Die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft ist in Deutschland in den letzten Jahren, selbst in Naturschutzgebieten, stark zurückgegangen
Weiterlesen

 Bundesamt für Naturschutz

Dramatische Bestandsentwicklungen der Vögel in der Agrarlandschaft

Seit 1980 ist in der Europäischen Union jeder zweite Vogel in der Agrarlandschaft verloren gegangen
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen