Frankfurter Forscher entwickeln Impfstoff gegen Vogelgrippe

Das Institut für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum entwickelt in Zusammenarbeit mit Partnern aus fünf europäischen Ländern in einem EU-geförderten Forschungsprojekt den ersten Vogelgrippe-Impfstoff

Die Entwicklung eines kombinierten Influenza/ Vogelinfluenza-Impfstoffs stellt vor dem Hintergrund der hohen Wahrscheinlichkeit für eine weltweite Grippeepidemie, einer sogenannten Pandemie, eine dringende Aufgabe dar. Die letzten drei Influenzapandemien in den Jahren 1918, 1957 und 1968 zeigen das Ausmaß derartiger Seuchen.

Die schwerste war die sogenannte "Spanische Grippe" 1918/19, die weltweit zwischen 20 und 50 Millionen Todesopfer forderte. 1957/58 und 1968/69 starben nach Angaben der WHO schätzungsweise jeweils eine Million Menschen. Auch das Robert-Koch-Institut warnt vor dem aktuellen Bedrohungs-potential und nennt Modellhochrechnungen mit prognostizierten 48.000 bis 160.000 Todesfällen allein in Deutschland. Der derzeit wahrscheinlichste Kandidat für den nächsten Pandemie-Virus ist der Vogelgrippe-Erreger, für den bislang noch kein Impfstoff zur Verfügung steht. An einem solchem Vogelinfluenza-Immunschutz arbeitet nun die von Professor Dr. Jindrich Cinatl geleitete Forschungsabteilung des Instituts für Medizinische Virologie am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Die Entwicklung des Kooperationspräparats gegen die humane Influenza sowie die besonders aggressive Vogelgrippe wird in Kooperation mit einem hochkarärtigen internationalen Konsortium durchgeführt, das von dem österreichischen Biotechnologie-Unternehmen Green Hills Biotechnology koordiniert wird.

Dringender Bedarf für einen Vogelgrippe-Impfstoff

Die Gefahr einer Grippe-Pandemie besteht zum einen durch die von Influenzaviren verursachte "echte" Grippe, der Influenza. Sie ist nicht mit den gewöhnlichen Erkältungskrankheiten (grippale Infekte) zu verwechseln, die landläufig ebenfalls als "Grippe" bezeichnet werden. Verlauf und Schwere einer herkömmlichen Erkältung lassen sich mit der einer Influenzaerkrankung nicht vergleichen - so fordert letztere nach Angaben des Robert-Koch-Instituts pro Grippesaison durchschnittlich jährlich ca. 5.000 bis 8.000 Todesopfer und das, obwohl für die auslösenden Grippeviren Impfstoffe zur Verfügung stehen. Neben der menschlichen Virusinfektion besteht zudem die Gefahr der Vogelinfluenza oder "Vogelgrippe". Die Übertragung der tierischen Variante vom Tier auf den Menschen führt immer wieder zu schweren Erkrankungen und Todesfällen. In jüngster Zeit wurden aus Thailand erstmalig Übertragungen der Vogelgrippe von Mensch zu Mensch beschrieben, was die Gefahr einer Neukombination aus Influenzaviren des Menschen und des Vogels deutlich erhöht. Vermischen sich die Viren, so wird der Erreger noch gefährlicher. "Diese weiteren Kreuzungs- und Ansteckungsmöglichkeiten steigern zusätzlich die Wahrscheinlichkeit einer Grippe-Pandemie mit möglicherweise Millionen von Opfern", so Professor Dr. Hans Wilhelm Doerr, Direktor des Instituts für Medizinische Virologie.

Der Impfstoff

Gegen die humane Influenza kann trotz der ständigen Ausbildung neuer Virusvarianten (Mutation) durch Impfung ein (Teil-)Immunschutz aufgebaut werden. Die Schaffung eines Schutzes gegen die Vogel-Influenza soll dies nun ergänzen. "Basis hierzu ist ein abgeschwächtes Influenzavirus, das sich im menschlichen Organismus nicht weiter vermehrt, aber dennoch zu einer starken Immunantwort führt", erklärt Professor Dr. Jindrich Cinatl, Leiter der Forschungsabteilung am Institut für Medizinische Virologie. "In dieses Virus werden zusätzlich Vogel-influenzaantigene eingebaut, so dass die Impfung eine Immunität gegen Influenza, Vogelinfluenza und neu kombinierte Viren verleihen soll", so Professor Cinatl.

Das Projekt

Die wissenschaftliche Leitung für das auf zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt "Chimeric Vaccines" am Institut für Medizinische Virologie liegt bei Dr. Martin Michaelis. Das Gesamtvolumen des Projekts beläuft sich auf zwei Millionen Euro, wovon 1,4 Millionen Euro durch Fördergelder der Europäischen Union finanziert werden. Im internationalen Konsortium sind neben dem Universitätsklinikum Frankfurt sechs weitere Unternehmen und Hochschulen aus insgesamt fünf verschiedenen europäischen Ländern an der Impfstoffentwicklung beteiligt. Um die entwickelten Impfstoffe möglichst schnell klinisch anwenden zu können, ist unter anderem das russische WHO-Referenzinstitut für Influenza in St. Petersburg, das große Erfahrung mit der Erprobung neuer Impfstoffe besitzt, als Partner beteiligt. Die technologische Basis und Koordination des ehrgeizigen Projektes leistet das Wiener Biotechnologieunternehmen Green Hills Biotechnology. "Erste Ergebnisse der Entwicklungsarbeit werden Ende des nächsten Jahres erwartet", so Dr. Michaelis.

www.kgu.de

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