Rückkehr des Gänsegeiers ist eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes

(31.05.2023) Früher war die Sichtung eines Gänsegeiers in der Schweiz aussergewöhnlich, doch seit rund zehn Jahren kreisen sie wieder regelmässig bei uns am Himmel. Weltweit sind viele Geierarten vom Aussterben bedroht.


Gänsegeier sind meist in Gruppen unterwegs und haben ein hochkomplexes Sozialverhalten. Sie suchen gemeinsam nach Nahrung und brüten in Kolonien

In den 1960er Jahren war der Gänsegeier aus Westeuropa praktisch verschwunden und kam nur noch in Spanien vor. Dank einem Wiederansiedlungsprojekt in Frankreich in den 1980er Jahren nahm der Bestand dort zu, so dass aktuell wieder über 3000 Paare in Frankreich brüten.

Zwar wurden schon immer Gänsegeier bei uns beobachtet, auch aus Spanien und dem Balkan. Das französische Wiederansiedlungsprojekt hat aber zu deutlich mehr Beobachtungen bei uns geführt. Mittlerweile dürften einige Hundert Gänsegeier den Sommer in unseren Bergen verbringen.

Da es sich aber hauptsächlich um Jungvögel handelt, gibt es jedoch keine Bruten in der Schweiz. Auch historisch ist der Gänsegeier bei uns nicht als Brutvogel bekannt.

Die Reise zu uns stellt für die begnadeten Flieger keine Herausforderung dar: Ausgerüstet mit einer gewaltigen Flügelspannweite von über 2,5 Metern kann ein Gänsegeier in der Thermik segelnd mehrere Hundert Kilometer an einem Tag zurücklegen!

Diese Eigenschaft ist eine Anpassung an sein Nahrungsverhalten. Als Aasfresser muss der Gänsegeier oft weite Strecken fliegen, bis er einen Kadaver findet. Bei der Nahrungssuche helfen ihm auch seine scharfen Augen: Der Gänsegeier ist in der Lage, ein 30 cm grosses Nahrungsstück noch aus über 3,5 Kilometer Entfernung zu erkennen.

Trotz dieser Sehkraft finden Gänsegeier bei weitem nicht täglich Nahrung. Dank grosser Fettdepots kann ein ausgewachsener Gänsegeier jedoch ohne Weiteres zwei bis drei Wochen ohne Nahrung überleben.

Trotz dieser faszinierenden Eigenschaften geniessen Geier nicht den besten Ruf. Sie gelten als todbringend und schmutzig. Doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein: Durch die rasche Kadaverwertung sorgen Geier dafür, dass verwesendes Fleisch schnell beseitigt wird und sich krankheitserregende Mikroorganismen nicht ausbreiten. Sie können damit eine wichtige ökologische Funktion erfüllen.

Der Rückgang verschiedener Geierarten in Afrika und Asien, etwa durch Abschüsse und Vergiftungen, ist daher besorgniserregend. Umso mehr sollten wir uns bei dieser Erfolgsgeschichte des Naturschutzes darüber freuen, dass nach der erfolgreichen Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen nun auch der Gänsegeier regelmässig bei uns zu beobachten ist.


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