Übergewicht durch Darmbakterien? Von guten und schlechten Futterverwertern

(18.04.2007) Was viele vermuten, scheint sich zu bewahrheiten: Es gibt offensichtlich gute und schlechte Futterverwerter. Entscheidend hierfür ist die Zusammensetzung der Darmflora, wie Forscher der Washington Universität in St. Louis (Bundesstaat Missouri) kürzlich in der Zeitschrift Nature berichteten.

(aid) - Nachdem sie an übergewichtigen Mäusen festgestellt hatten, dass diese eine andere Darmflora aufwiesen als normalgewichtige Tiere, untersuchten sie auch die Darmflora von Menschen und kamen zum gleichen Ergebnis. Übergewichtige beherbergen in ihrem Darm eine höhere Anzahl zweier Bakterienstämme, die Ballaststoffe besonders gut verwerten.

In einem Experiment verabreichten die Forscher daraufhin keimfrei aufgezogenen Mäusen mit "schlanken Genen" die Darmflora von übergewichtigen Tieren. Die Bakterien siedelten sich im Darm an und sorgten dafür, dass die Mäuse bei gleicher Verpflegung 20 Prozent mehr Körperfett aufbauten als ihre Artgenossen mit der Darmflora normalgewichtiger Mäuse.

Die Darmflora der übergewichtigen Tiere bildete vermehrt Acetat und Butyrat aus Ballaststoffen. Diese so genannten Metabolite gelangen über die Darmschleimhaut in die Leber und dienen dort als Ausgangssubstanzen für die Fettsynthese. Der Unterschied in der Energieausnutzung betrug zwar nur zwei Prozent der Kalorienzufuhr, was jedoch beim Menschen immerhin rund 40 kcal am Tag bzw. 1200 kcal pro Monat ausmachen würde.

Die Autoren plädieren deswegen dafür, die Darmflora neben der genetischen Prädisposition und dem Lebensstil als weiteren Einflussfaktor bei der Entstehung von Übergewicht zu berücksichtigen.

aid, Dr. Maike Groeneveld

www.aid.de

weitere Meldungen

Baptiste Sadoughi; Bildquelle: DPZ/Jana Wilken

Darmflora freilebender Assammakaken wird im Alter einzigartiger

Der Prozess ist vermutlich Teil des natürlichen Alterns und nicht auf eine veränderte Lebensweise zurückzuführen
Weiterlesen

Uni Hohenheim

Neues Projekt erforscht Bedeutung der Darmflora im Kuhmagen

Forscherinnen der Uni Hohenheim arbeiten mit High-Tech und künstlichem Kuhmagen. Erkenntnisse erlauben gezieltere Fütterung für gesündere Tiere
Weiterlesen

Die beiden Unterarten der Hausmaus in Europa: Mus musculus musculus aus Österreich (links) und Mus musculus domesticus aus Deutschland (rechts); Bildquelle: MPI f. Evolutionsbiologie / Ch. Pfeifle

Darmflora könnte Artbildung beeinflussen

Mischlingsmäuse besitzen andere Bakteriengemeinschaft im Darm als ihre reinerbigen Eltern
Weiterlesen

Kurzmeldungen

Internationales 20170324

Neuerscheinungen