Neue Forschungsergebnisse zur Physiotherapie für arthritische Vierbeiner

(26.08.2010) Vierbeiner werden oft so behandelt wie Zweibeiner - das erstreckt sich auch auf ihre medizinische Betreuung. Tieren mit Arthrose werden beispielsweise dieselben Formen von Physiotherapie wie Menschen angeboten, obwohl die meisten Methoden nicht an Tieren getestet wurden.

Forschung zur Arthrose beim Hund an der Veterinärmedizinischen Universität Wien
Forschung zur Arthrose beim Hund an der Veterinärmedizinischen Universität Wien

Eine aktuelle Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien behebt dieses Defizit und zeigt, dass relativ einfache Maßnahmen wie das Bergaufgehen oder Überwinden einfacher Hindernisse dabei erheblich helfen können, die Gelenke von Tieren zu beugen und das Leiden zu lindern, das durch die Arthrose verursacht ist.

Von verschiedenen schmerzhaften Erkrankungen der Gelenke sind Menschen wie Tiere betroffen, mit zunehmendem Alter sind es vor allem arthrotische Erkrankungen.

Arthrose beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich; einfache Aktivitäten wie Spaziergänge oder Stiegensteigen werden oft extrem schmerzhaft. Die angebotenen Therapien sind vielfältig, üblicherweise wird eine Kombination aus Medikamenten und Physiotherapie angewandt. Aber diese richten sich eher gegen die Symptome, als dass sie das Gesamtbefinden verbessern.

Es ist wenig überraschend, dass auch Tiere an Arthrose leiden können. Und da Haustiere, vor allem Hunde, ihre Besitzer stets begleiten, also auch beim Spazierengehen und Treppensteigen, kann dies auch schwierig und schmerzhaft für arthrotische Hunde sein. Therapien stützen sich auf die Verwendung von schmerzstillenden Medikamenten, kombiniert mit Physiotherapie.

Die Ziele der Physiotherapie sind – bei Mensch und Hund gleichermaßen – Schmerzlinderung und die Verbesserung der Funktionen der betroffenen Gelenke und Gliedmaßen.

Mehrere Physiotherapie-Maßnahmen sind einsetzbar, aber bisher gab es nur eingeschränkt Untersuchungen über ihre Wirkung bei Hunden. Das hat sich geändert mit der Veröffentlichung der Studie von Peter Holler aus der Gruppe von Barbara Bockstahler von der Veterinärmedizinischen Universität Wien in der aktuellen Ausgabe des „American Journal of Veterinary Research“.

Bergauf, bergab und über Hindernisse

Basis der Untersuchung sind ein speziell gestaltetes Laufband und ein ausgeklügelter Algorithmus, analysiert wurden die Bewegungen der Gelenke an den Vorder- und Hinterläufen von Hunden und während drei unterschiedlicher Übungen, die in der Physiotherapie angewandt werden: Bergaufgehen, Bergabgehen und Überschreiten von Hindernissen.

Sie verglichen die Ergebnisse mit Bewegungen, wenn die Hunde eben und ohne Hindernisse gehen. Die Ergebnisse waren ausgesprochen aufschlussreich: Das Bergaufgehen verursachte stärkere Hüftbeugung, das Knie hingegen wird weniger bewegt. Es verursachte auch einen Rückgang der Beschleunigung im Karpalgelenk und im Ellbogen.

Bergabgehen bewirkte, dass die Hüfte weniger gebeugt wurde und das Sprunggelenk weniger gestreckt wurde, während es in Ellbogen und Hüften zu geringeren Beschleunigungen kam.

Die deutlichste Wirkung zeigte sich, wenn die Hunde über niedrige Hindernisse stiegen: Alle Gelenke mit Ausnahme von Hüfte und Schulter wurden stärker gebeugt, Karpal- und Kniegelenk weiter geöffnet.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Die Experimente zeigten, dass die drei Methoden verschiedene und spezifische Effekte auf die Bewegung von Hundegelenken haben. Das Berabgehen scheint kaum therapeutischen Nutzen zu haben, aber das Bergaufgehen und das Verwenden von Hindernissen könnten eine wichtige Rolle in der Therapie spielen.

Bergaufgehen ist eine einfache Übung, mit der die Flexibilität der betroffenen Gelenke, vor allem der Hüfte, verbessern werden kann; das Steigen über Hindernisse kann nützlich sein, um die Beugung der Gelenke in den vorderen und hinteren Gliedmaßen zu verbessern.

Bei Hunden, die kurz zuvor am Schienbein operiert wurden, ist das Gehen über Hindernisse nicht zu empfehlen, weil das verstärkte Beugen der Gelenke die Sehnen, die das Knie mit dem Schienbein verbinden, zu sehr beanspruchen könnte.

Weder das Bergaufgehen noch das Gehen über Hindernisse bedarf teuren Equipments. Darüber hinaus sind beide Programme einfach und können leicht von den Tierbesitzern überwacht werden.

Wie Bockstahler sagt: „Diese Übungen werden oft empfohlen, um die Beweglichkeit von Gelenken bei Hunden mit Arthrose zu verbessern. Bisher hat sich noch keiner die Mühe gemacht zu testen, ob sie funktionieren. Wir sind auf jeden Fall sehr froh darüber, berichten zu können, dass sie den Tieren tatsächlich nutzen.“

Die Studie “Kinematic motion analysis of the joints of the forelimbs and hind limbs of dogs during walking exercise regimens” von Peter J. Holler, Verena Brazda, Barbara Dal-Bianco, Elisabeth Lewy, Marion C. Mueller, Christian Peham, and Barbara A. Bockstahler wurde in der Juli-Ausgabe 2010 im „American Journal of Veterinary Research“ (AJVR 71, Vol. 7, 734-740) veröffentlicht.

 


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