Fallbericht: Hochgradige Umfangsvermehrungen im Bereich der Ohrmarken von Sauen
(12.05.2012) Chronisch-hyperproliferativer Prozess mit vermehrter Beteiligung von Mastzellen im Bereich der Ohrmarken von Sauen - ein Fallbericht von S. Elicker, H. Weissenböck and W. Sipos
In der Literatur werden bei Labornagern sowie bei Wiederkäuern wiederholt neoplastische Prozesse nach dem Einziehen von (metallischen) Ohrmarken beschrieben, nicht aber beim Schwein.
Fallbericht
Bei den vorliegenden Fällen handelt es sich um acht Jungsauen und Sauen aus einem einzelnen Bestand mit etwa 300 Sauen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Einziehen der üblichen Ohrmarken aus Polyurethan an der Einziehungsstelle hochgradige Umfangsvermehrungen entwickelten.
Obwohl der Sauenhalter die Ohrmarken nach Feststellung der Veränderungen wieder entfernte, nahmen die Umfangsvermehrungen an Größe zu.
Histologisch konnten sowohl eine hochgradige Zunahme an reifem und teilweise auch jugendlichem Bindegewebe sowie eine perivaskuläre Entzündung, welche von Lymphozyten, Plasmazellen, Mastzellen und eosinophilen Granulozyten geprägt war, beobachtet werden, wobei aber die Epidermis nicht verändert war.
Ein topischer Behandlungsversuch mit einer Dexamethasonhaltigen Salbe bei zwei Tieren führte zu einer 20 % Umfangsreduktion der Veränderungen, welche aber nach Absetzen der einwöchigen Therapie wieder zunahm.
Diskussion
Es bleibt weiterhin unklar, ob die Ohrmarken eine allergische Reaktion auslösten, welche zu einem chronisch-entzündlichen und dann präneoplastischen Prozeß führte, oder ob sich zuerst eine chronische Entzündung entwickelte, welche in weiterer Folge ein vermehrtes Einwandern von Mastzellvorläufern bedingte.
Originalpublikation
Chronic hyperproliferative process with major involvement of mast cells at ear tag sites of sows S. ELICKER, H. WEISSENBÖCK and W. SIPOS; Wien Tierärztl Monat Vet Med Austria 99 (2012), S. 44 - 46