Schweineorgane für Menschen

(29.07.2005) Genetisch veränderte Schweineorgane für Transplantation - Protein soll vor Immunreaktion der menschlichen Patienten schützen.

Bei vielen terminalen Organerkrankungen ist eine Transplantation die einzige lebensrettende Maßnahme. Immer noch aber stehen weltweit nicht genug Spenderorgane zur Verfügung.

Eine seit einiger Zeit untersuchte Alternative ist die Xenotransplantation, also die Verwendung von tierischen Organen und Geweben für menschliche Patienten. Bei allen Transplantationen, besonders aber bei artfremden Verpflanzungen, tritt eine Abwehrreaktion des Immunsystems des Patienten auf.

Der Arbeitsgruppe um Professor Eckhard Wolf und Dr. Regina Klose vom Lehrstuhl für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München gelang jetzt die Züchtung eines genetisch veränderten Schweines, dessen Organe möglicherweise vor menschlichen Immunzellen geschützt sind, wie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Transplantation berichtet.

Da der Bedarf die Zahl der zur Verfügung stehenden menschlichen Spenderorgane bei weitem übersteigt, wird weltweit an möglichen Alternativen für den Organersatz gearbeitet.

Eine Strategie ist die Xenotransplantation, die Verwendung tierischer Organe oder Gewebe für menschliche Patienten. Aufgrund der Größe und Funktion seiner Organe kommt in erster Linie das Schwein als Spender für die Xenotransplantation in Betracht.

 "Schweineorgane lösen nach Transplantation in Primaten aber eine komplexe Kaskade von Abstoßungsmechanismen aus", berichtet Wolf. "Langfristig kann dies nur durch genetische Modifikationen der Spenderschweine überwunden werden."

Wolf und seinem Team gelang jetzt die Erzeugung so genannter "TRAIL"-transgener Schweine. Diese Tiere tragen - anders als ihre ursprünglichen Artgenossen - das Protein humaner TNF alpha-related apoptosis-inducing ligand auf ihren Zelloberflächen.

"Dies soll die Schweinezellen nach Transplantation vor angreifenden menschlichen Immunzellen schützen", so Wolf. "Experimente in Zellkulturen haben bereits gezeigt, dass TRAIL einen derartigen Effekt haben kann."

In weiteren Versuchen soll nun geklärt werden, ob der Mechanismus auch in lebenden Tieren funktioniert. Letztlich müssen für den langfristigen Erfolg der Xenotransplantation verschiedene genetische Modifikationen der Spenderschweine kombiniert werden.

Die Münchener Biotechnologen nutzen dafür Lentiviren als Vektoren, also Genfähren. Dies ist eine hocheffiziente Technik des Gentransfers, die vor zwei Jahren ebenfalls an der LMU München etabliert wurde.

Die Kombination verschiedener Strategien zur Überwindung der Abstoßungsreaktion ist Ziel der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Transregio-Forschergruppe "Xenotransplantation", die von Professor Bruno Reichart von der Herzchirurgischen Klinik der LMU München koordiniert wird.

Veröffentlichung:

"Expression of Biologically Active Human TRAIL in Transgenic Pigs"
Klose R, Kemter E, Bedke T, Bittmann I, Keßler B, Endres R, Pfeffer K, Schwinzer R, Wolf E. Transplantation, 80:222-230 (2005)

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Eckhard Wolf
Lehrstuhl für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie
Genzentrum der LMU
Tel: 089/2180-76800
Fax: 089/2180-76849
eMail: [email protected]

weitere Meldungen

IPVS & ESPHM 2024: Internationaler Schweinekongress in Leipzig

IPVS & ESPHM 2024: Internationaler Schweinekongress in Leipzig

Im Juni 2024 erwartet Leipzig ein weiteres veterinärmedizinisches Highlight: Vom 4. bis 7. Juni findet der 27. International Pig Veterinary Society Congress (IPVS) zusammen mit dem 15. European Symposium for Porcine Health Management (ESPHM) auf der Leipziger Messe statt
Weiterlesen

Ferkel; Bildquelle: Wolfgang Ehrecke/Pixabay

Feldstudie zur Impfung gegen Ebergeruch: Impfung verbessert Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion

Die meisten für die Mast bestimmten männlichen Ferkel werden chirurgisch kastriert. Ohne diesen Eingriff kann das Fleisch einen unangenehmen Geruch entwickeln und ist dann kaum verkäuflich
Weiterlesen

Werden Schweine Gruppenmitgliedern in Not helfen?; Bildquelle: Foto: FBN/Frank Hormann

Neues Projekt am FBN untersucht das helfende Verhalten bei Schweinen

Schweine sind bekannt für ihre Intelligenz und soziale Natur. Können sie erkennen, wann ein Artgenosse Hilfe benötigt, und einander aktiv unterstützen? Diesen Fragen wird ein wegweisendes Projekt am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf nachgehen
Weiterlesen

Paul-Ehrlich-Institut

Schweine als Organspender

Beue Erkenntnisse zur Prävention von Infektionen durch Retroviren
Weiterlesen

Bioland-Schweinefachtagung 2022

Bioland-Schweinefachtagung 2022

Die 21. Bioland-Schweinefachtagung findet am  7. und 8. Juni 2022 in bewährter Kooperation mit dem Thünen-Institut für Ökologischen Landbau statt 
Weiterlesen

Markiertes Eber-Spermium; Bildquelle: Pascal Kroh

Fortschritt in der Reproduktionsbiologie: Neue Einsichten zum Bindungsverhalten des Schweinesperma-Proteins ´AWN´

Ein Forschungsteam entdeckte ein bisher unbekanntes Vorkommen des Schweinesperma-Proteins ´AWN
Weiterlesen

Georg-August-Universität Göttingen

Virtuelle Stallbesichtigungen machen Schweinehaltung transparent

Viele Bürgerinnen und Bürger wünschen sich mehr Tierwohl und Transparenz in der Nutztierhaltung. In den vergangenen Jahren hat die Landwirtschaft zunehmend versucht, zum Beispiel durch Hofführungen transparenter zu werden
Weiterlesen

Nachwuchs bei den Sattelschweinen im Ökostall in Dummerstorf; Bildquelle: Marianne Zenk

Haltungsformen im direkten Vergleich – neues Forschungsprojekt am FBN

Am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie in Dummerstorf (FBN) wird nicht nur in konventionellen Ställen geforscht
Weiterlesen

Kurzmeldungen

Internationales 20170324

Neuerscheinungen