Exemplarische Untersuchung zum Einfluss der Poolprobengröße auf die Aussagekraft der Messung der Netto-Säuren-Basen-Ausscheidung bei Milchkühen in Österreich
(01.07.2011) H. POTHMANN-REICHL, P. KUKLA und M. DRILLICH; Wien. Tierärztl. Mschr. - Vet. Med. Austria 98 (2011), 183 - 188
Zur Überwachung von Stoffwechselstörungen in Milchviehherden, insbesondere des Risikos von Gebärparesen, kann die Messung der Netto-Säuren-Basen-Ausscheidung (NSBA) im Harn herangezogen werden.
Die Gewinnung der Harnproben führt in größeren Herden zu einem beträchtlichen Kosten- und Arbeitsaufwand, der durch das Zusammenführen von Einzelproben zu Sammelproben (Pool) reduziert werden kann.
Die in der Literatur beschriebenen Poolprobengrößen von 10 Einzelproben stammen von vergleichsweise großen, deutschen Milchviehbetrieben.
Dabei wird darauf hingewiesen, dass das Zusammenfassen von Einzelproben nur von Kühen im gleichen Laktationsstadium erfolgen sollte. Es ist allgemein bekannt, dass die Aussagekraft einer Stichprobe von der Gesamtzahl der Einzelproben abhängt.
Ziel dieser Studie war es, diese mathematischen Grundlagen anhand eines Fallbeispiels zu demonstrieren. Die vorliegende Studie soll in einem praktischen Beispiel zeigen, wie der Aussagewert der Sammelprobe mit abnehmender Zahl der Einzelproben sinkt.
Daraus sollen Hinweise zum diagnostischen Wert von Sammelproben zur NSBA-Messung in kleinstrukturierten Milchviehbetrieben abgeleitet werden. Die Effekte von verschiedenen Poolgrößen der NSBA-Werte auf die Aussagekraft der Ergebnisse können mittels einer Modellrechnung dargestellt werden.
In dieser Studie wurden in 4 verschiedenen Laktationsstadien (Untersuchungsintervalle, UI) jeweils von 10 Milchkühen wiederholt Harnproben mittels Katheter entnommen.
Die Proben wurden entsprechend einem Probenplan zu Poolproben aus 1 bis 10 Einzelproben zusammengefasst. Dadurch war gewährleistet, dass jede Einzelprobe eines Tieres über den Studienzeitraum gleich häufig in die gepoolten Proben einging.
Die Probe bestehend aus 10 Einzelproben des jeweiligen Untersuchungsintervalles diente als Vergleichsstandard. Die NSBA-Werte der Poolproben wurden mittels fraktionierter Titration bestimmt und die Grenzen der Konfidenzintervalle mit einer 5 %igen Irrtumswahrscheinlichkeit (p = 0,05) berechnet.
Die Resultate zeigten, dass mit sinkender Zahl der Einzelproben in den Poolproben die NSBA-Werte innerhalb des Konfidenzintervall (CI) von 95 % zunehmend von der Poolprobe mit der Größe 10 abwichen.
Schon ab einer Poolgröße von 8 oder weniger Einzelproben lagen die Werte außerhalb des CI des Vergleichsstandards. Aufgrund der Resultate dieser Modellrechnung scheint es in kleineren Betrieben, in denen die erforderliche Anzahl von Tieren aus der gleichen Laktationsphase nicht vorhanden ist, nicht sinnvoll, Sammelproben zu analysieren.
Die dargestellten Ergebnisse sollen beispielhaft verdeutlichen, dass bei einem solchen Vorgehen mit starken Schwankungen zu rechnen ist und so die Aussagekraft der Poolprobe erheblich reduziert wird.