Rapsöl verringert Methan-Emission von Kühen

(14.02.2013) Tim Ulrich vom Institut für Ökogenetik der Universität Wien entdeckte zusammen mit einem internationalen Forschungskonsortium eine bisher unbekannte Gruppe von Mikroorganismen im Pansen von Kühen

Kühe setzen große Mengen des Klimagases Methan frei, das ist schon länger bekannt. Nun haben ForscherInnen der Universität Wien mithilfe molekularer Techniken eine bisher unbekannte Gruppe von Mikroorganismen im Pansen von Kühen entdeckt, die offenbar eine wichtige Rolle bei diesen Methan-Emissionen spielt. Aktuell erschien dazu eine Publikation im renommierten Fachmagazin Nature Communications.

Eine der großen Herausforderungen für die heutige Landwirtschaft ist die Entwicklung von gleichzeitig nachhaltigen und produktiven Wirtschaftsweisen in Zeiten des Klimawandels und einer wachsenden Weltbevölkerung. Methan-bildende – sogenannte methanogene – Mikroorganismen im Pansen von Kühen und anderen Wiederkäuern sind für ca. 35 Prozent der weltweiten anthropogenen Methan-Emissionen verantwortlich.

Diese methanogenen Archaea(bakterien) sind heute im Visier vieler ForscherInnen, die nach neuen Ansätzen zur Senkung des Methan-Ausstoßes suchen.

Rapsöl verringert Methan-Emission

ForscherInnen der Universität Wien ist es nun zusammen mit KollegInnen der Universität Aarhus (Dänemark) gelungen, eine neue Gruppe von Methanogenen aus dem Pansen von Kühen erstmals funktionell zu beschreiben.

Diese Gruppe gewinnt ihre Energie auf völlig andere Weise als alle bisher im Pansen beschriebenen Methan-produzierenden Mikroorganismen. Sie nutzen Methylamine als Energiequelle und zum Aufbau ihrer Biomasse. Methylamine sind im Futter der Kühe, vor allem in Zuckerrüben, in erheblichen Mengen vorhanden.

Interessanterweise konnten diese Organismen durch Zugabe von geringen Mengen von Rapsöl in ihrem Wachstum gehemmt werden, sodass sich die Methan-Emissionen um ca. 15 Prozent verringerten.

Das interdisziplinäre Forschungskonsortium der Departments für Ökogenetik und Molekulare Systembiologie der Universität Wien und dem Department für Tierwissenschaften der Universität Aarhus nutzte in seiner Studie neueste Methoden der Mikrobiellen Ökologie, Genomik und Tierernährung.

"Diese überraschende Entdeckung eröffnet neue Möglichkeiten für die Entwicklung innovativer Strategien zur Reduzierung der Methan-Emissionen von Kühen", wie Tim Urich vom Department für Ökogenetik der Universität Wien und Ko-Autor der Studie, berichtet.

Publikation in Nature Communications

Methylotrophic methanogenic Thermoplasmata implicated in reduced methane emissions from bovine rumen: Poulsen M, Schwab C, Jensen BB, Engberg RM, Spang A, Canibe N, Højberg O, Milinovich G, Fragner L, Schleper C, Weckwerth W, Lund P, Schramm A, Urich T. 5. Februar 2013, Nature Communications.
http://www.nature.com/ncomms/journal/v4/n2/full/ncomms2432.html



Weitere Meldungen

Weidende Jersey-Kühe auf dem Lindhof; Bildquelle: Dr. Ralf Loges, Uni Kiel

Weidemilcherzeugung in integrierten Marktfrucht-Futterbau-Systemen

Eine Zukunft der Milcherzeugung im Klimawandel: das Ziel der Klimaneutralität in Deutschland bis spätestens 2045 drängt
Weiterlesen

Wiederkäuer, wie diese Ziegen in Kenia, sind für den größten Teil der Methan-Emissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich; Bildquelle: Klaus Butterbach-Bahl

Weniger Treibhausgase aus der Viehhaltung

Die Land- und Forstwirtschaft einschließlich Landnutzungsänderungen trägt weltweit bis zu 30 Prozent zum Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bei. In Deutschland war die Landwirtschaft 2013 nach Angaben des Bundesumweltamts für 6,7 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich
Weiterlesen

GreenFeed-System

Treibhausgase messen, wenn Rinder naschen

Mit der Anschaffung des GreenFeed®-Systems haben Forschende von Agroscope in Posieux erstmals in der Schweiz die Möglichkeit, die Methan- und Kohlendioxidabgabe bei Wiederkäuern zu messen
Weiterlesen

GreenFeed-Methan-Messstation ; Bildquelle: Joachim Kloock

Neue GreenFeed-Methan-Messstation für Kühe in Dummerstorf

Deutschlands erste Methan-Messstation mit Einzelzutritt für Kühe steht in Dummerstorf und soll neue Daten generieren
Weiterlesen

Agroscope

Weniger Methan pro Liter Milch

Im Zeitraum zwischen 1990 und 2012 nahmen in der Schweiz die Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft um neun Prozent ab, während die Nahrungsmittelproduktion leicht gesteigert werden konnte
Weiterlesen

Kamele stossen weniger Methan aus als Kühe und Schafe

Kamele stossen weniger Methan aus als Kühe und Schafe

Wiederkäuer atmen bei ihrer Verdauung Methan aus. Ihr Anteil an diesem weltweit produzierten Treibhausgas ist beachtlich. Bisher nahm man an, dass ähnlich verdauende Kamele in gleicher Menge das klimaschädigende Gas produzieren
Weiterlesen

Better diets for livestock could reduce greenhouse gas emissions; Bildquelle: International Livestock Research Institute (ILRI)

Better livestock diets to combat climate change and improve food security

The projected transition of livestock systems from pure grazing diets to diets supplemented by higher quality feeds will cut greenhouse gas emissions from land use change globally by as much as 23% by 2030
Weiterlesen

Wiederkäuer

Studie zu den Treibhausgasen, die bei der Haltung von Nutztieren entstehen

Diskussionen über Klimaschutz konzentrieren sich meist auf Optionen zur Reduktion von CO2-Emissionen. Treibhausgasen, die bei der Haltung von Nutztieren entstehen, wird zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, wie ein internationales Forscherteam gezeigt hat
Weiterlesen

Weidehaltung von Rindern ; Bildquelle: Britta Klein

Weidehaltung von Rindern ist Klimaschutz

Rinder haben in der aktuellen Klimadiskussion keinen guten Ruf. Sie werden wegen ihrer Methanausscheidungen als Klima-Killer angeprangert
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen