Evaluierung der Klauengesundheit von Mutterkühen in Österreich mit Hilfe eines digitalen Dokumentationsprogrammes
(15.05.2013) J. KEPLINGER, D. RINNER und J. KOFLER; Wien Tierärztl Monat Vet Med Austria 100 (2013)
Im Rahmen der funktionellen Klauenpflege wurden bei 281 Mutterkühen in 15 Betrieben während bzw. am Ende der Winterstallhaltungsperiode Lahmheitsbeurteilungen vorgenommen und alle Klauenläsionen mit einem digitalen Dokumentationsprogramm erfasst und analysiert. Pro Betrieb wurden zehn bis 43 Mutterkühe dokumentiert.
Die Prävalenz der Lahmheit, der Klauenläsionen, ihrer Schweregrade sowie der Kuh-Klauen-Score (CCS) und der Farm-Klauen-Score (FCS) wurden ermittelt und statistisch ausgewertet. Die Lahmheitsprävalenz lag im Mittel bei 15,6 %, in fünf Herden betrug sie 20 %, in einer Herde 60 %. Als häufigste Klauenläsionen wurden chronische Reheklauen (67,5 %), Ballenhornfäule (53,3 %), Wanddefekte (37,8 %), Sohlenblutungen (29,9 %) sowie Hornspalten (19,1 %) diagnostiziert.
84,1 % der Klauenläsionen wurden mit Schweregrad 1, 14,6 % mit Grad 2 und 1,3 % mit Grad 3 beurteilt. Der CCS der 281 Mutterkühe variierte von 0 bis 180, der FCS der 15 Betriebe von neun bis 79. Signi- kante Korrelationen wurden zwischen chronischer Klauenrehe und Hornspalten (r=0,556) festgestellt.
Bei Mutterkühen wurden die gleichen Klauenerkrankungen diagnostiziert wie bei Milchkühen. Unterschiedlich war jedoch die Verteilung der Prävalenzen chronischer Reheklauen als häufigstem Befund und einer vergleichsweise zu Milchkühen hohen Prävalenz von Hornspalten.
Aus den vorliegenden Ergebnissen lässt sich die Empfehlung ableiten, in Mutterkuhherden mit schlechter Klauengesundheit regelmäßig auf Lahmheiten zu kontrollieren und mindestens zweimal jährlich eine funktionelle Klauenpflege vorzunehmen.
Eine konsequente Dokumentation der Befunde bei der Klauenp ege wird auch für Mutterkühe empfohlen, um eine objektive Langzeitkontrolle der Klauengesundheit zu gewährleisten.
Abkürzungen: A = Anbindehaltung; BF = Ballenhornfäule; CCS = Kuh-Klauen-Score; chr = chronisch; DD = Dermatitis digitalis; DS = Doppelsohle; FCS = Farm-Klauen-Score; FZS = Farm-Zonen-Score; HS = Hornspalt; IP = Interdigitalphlegmone; L = Laufstall; LI = Limax (Tylom); max = maximal; min = minimal; MW = Mittelwert; RE = chronische Reheklaue mit konkaver Vorderwand; RK = Rollklaue; SB = Sohlenblutung; SD = Standardabweichung; SG = Sohlengeschwür (Ulcus Rusterholz); SK = Schwellung am Kronsaum; WD = Weiße-Linie-Defekt