Was hören Fische?

(24.11.2010) Neue Forschungsergebnisse zur Lautwahrnehmung von Krötenfischen

Viele Fischarten leben unter schlechten Sichtverhältnissen und sind daher auf ihre Hörfähigkeiten angewiesen, um Paarungspartner, Kontrahenten, Räuber und Beutetiere wahrzunehmen. Aber was können Fische wirklich hören?

Friedrich Ladich und sein Team untersuchten die Wahrnehmungsfähigkeit von Lautäußerungen beim Lusitanischen Krötenfisch und kamen zu dem Ergebnis, dass diese Tiere akustische Informationen sehr detailliert ausmachen können. Die Forschungsergebnisse erscheinen in der aktuellen Ausgabe des renommierten Journals "Proceedings of the Royal Society B".

Zahlreiche Fischarten sind in der Lage, Laute von sich zu geben und sich somit akustisch zu verständigen. Diese Kommunikation innerhalb der Art spielt besonders bei Auseinandersetzungen mit Kontrahenten und bei der Fortpflanzung eine große Rolle.

Neben der Wahrnehmung von Artgenossen sind Fische aber auch in der Lage, akustische Informationen von anderen Arten – insbesondere von Räubern und Beutetieren – zu verarbeiten, um in der Folge entsprechend reagieren zu können.

Die "lauten" Krötenfische eignen sich besonders gut für bioakustische Analysen

Zu den am häufigsten untersuchten, lautbildenden Fischarten zählen Vertreter der Familie der Krötenfische. Männchen dieser Arten erzeugen Balzlaute, die krötenähnlich klingen. Sie produzieren diese Balzrufe über Tage hinweg, um Weibchen anzulocken und um Männchen vom Territorium fernzuhalten. Darüber hinaus erzeugen sie Klopflaute, um Artgenossen zu vertreiben (siehe Tonbeispiel). Rufe der Krötenfische sind teilweise auch außerhalb des Wassers hörbar.

In der aktuellen Publikation wurde untersucht, wie präzise Lusitanische Krötenfische – "Halobatrachus didactylus" – neben arteigenen auch artfremde akustische Signale wahrnehmen können.

Dazu wurden die Reaktionen der Krötenfische auf arteigene Balz- und Aggressionslaute als auch auf ökologisch relevante, akustische Signale von im selben Habitat vorkommenden Fischen untersucht. Darüber hinaus wurden die Reaktionen der Krötenfische auf die Laute eines gefährlichen Jägers aus der Gruppe der Delphine – des Großen Tümmlers – analysiert.

Untersuchungen im Bioakustik-Labor der Universität Wien

Die bis zu 32 cm großen Krötenfische wurden von Portugal nach Wien geflogen. Im Bioakustik-Labor untersuchte Raquel O. Vasconcelos, Doktorandin an der Universität Lissabon, gemeinsam mit Friedrich Ladich vom Institut für Verhaltensbiologie der Universität Wien das Hörvermögen der Tiere.

Den Fischen wurden verschiedene Lautäußerungen vorgespielt; währenddessen wurden die dabei generierten, akustisch evozierten Potentiale (AEP-Technik) nichtinvasiv vom Kopf der Tiere abgeleitet.

Die AEP-Methode funktioniert ähnlich den EEG-Ableitungen bei Menschen; die Tiere nehmen dabei keinen Schaden. Nach den Untersuchungen wurden die Krötenfische dem Haus des Meeres geschenkt.

Die Ableitungen zeigten, dass das Hörsystem weiblicher und männlicher Krötenfische in der Lage ist, zeitliche Muster, die Frequenz-Zusammensetzung und die Amplitudenunterschiede innerhalb komplexer Lautäußerungen sehr präzise aufzulösen.

Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass Krötenfische in der Lage sind, wichtige akustische Informationen von Artgenossen als auch von anderen, ökologisch relevanten Arten differenziert wahrzunehmen. Die Tiere sind dadurch imstande, gezielt zu reagieren.

Publikation:

Representation of complex vocalizations in the Lusitanian toadfish auditory system: evidence of fine temporal, frequency and amplitude discrimination: Raquel O. Vasconcelos, Paulo J. Fonseca, M. Clara P. Amorim and Friedrich Ladich. Proceedings of the Royal Society B, September 22, 2010.
DOI:10.1098/rspb.2010.1376

 


weitere Meldungen

Projekt SustainAqua: optimierung von Aquakultursysteme; Bildquelle: ttz Bremerhaven

Projekt SustainAqua: optimierung von Aquakultursysteme

ttz Bremerhaven koordiniert EU-Forschungsprojekt über innovative Ansätze für verschiedene Aquakultursysteme Europas
Weiterlesen

Patent Maximilians I. aus dem Jahr 1506 bezüglich Fischfang

Patent Maximilians I. aus dem Jahr 1506 bezüglich Fischfang

Wiener Stadt- und Landesarchiv: 500. Geburtstag eines Prunkstücks. Eine der wertvollsten Archivalien aus dem Besitz der Stadt Wien feierte am 24. Februar 2006 ihren 500. "Geburtstag". Es handelt sich um ein Patent Maximilians I. aus dem Jahr 1506 zur Regulierung des Fischfanges, das im Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrt wird
Weiterlesen

Saatmuscheln

TERRAMARE: Geht es der Miesmuschel gut, freut sich der Mensch

Der jetzt erschienene Band aus der Berichte-Reihe des Forschungszentrums TERRAMARE in Wilhelmshaven widmet sich aktuellen Ergebnissen zur nachhaltigen Miesmuschel-Anzucht in Niedersachsen
Weiterlesen

Exotic crab poised for widespread UK invasion

An invading species of Chinese crab is spreading at an alarming rate throughout Britain's coast and rivers. It could devastate British waterways, warn Newcastle University scientists
Weiterlesen

Kurzmeldungen

Internationales 20170324

Neuerscheinungen