VET-MAGAZIN logo
Säugetiere meiden Saures, viele Vögel hingegen fressen gerne saure Früchte.
Gabriel Weijie Low
Forschende können Gesichtsausdrücke von Bonobo-Affen genau analysieren
Paul Kuchenbuch
Miteinander, oder nur nebeneinander her? Wie sich Tiere in der Landschaft bewegen
Rick marin via Wikimedia Commons
Wie „Supergene“ bei Fischen helfen, neue Arten zu entwickeln
LIB, Hannes Svardal
Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten
Lorenzo Marchetti
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wo Biber Dämme bauen, steigt die Zahl wasserlebender Tierarten
UDE / Sara Schloemer
Wo Biber Dämme bauen, steigt die…
Waldfledermäuse suchen Zuflucht in Siedlungen
Carolin Scholz/Leibniz-IZW
Fossile Fisch- und Haizähne aus der Studie
NHM Wien, Iris Feichtinger
Allgemein

Wie Haie das Ende der Dinosaurier überstanden

Gesteinsschichten, die kurz vor und unmittelbar nach dem Asteroiden-Einschlag abgelagert wurden und Hinweise auf diese Umweltkatastrophe überliefern, sind äußert selten.

. . .

In Österreich gibt es sogar zwei Stellen an denen diese Grenzschichten zugänglich sind. Durch mehrere umfangreiche Grabungskampagnen in Salzburg und der Steiermark wurden durch das Team des Naturhistorischen Museums Wien mehr als vier Tonnen Gestein entnommen, aus denen nach mühevoller Aufbereitung und Präparation über 9.000 fossile Zähne und Schuppen von Haien und Knochenfischen ausgepickt werden konnten.

Die Analyse der tiefmarinen Ablagerungen zeigte einen deutlichen Wechsel in der Häufigkeit der Zähne von Knochenfischen und Haien. Doch überraschenderweise waren die beiden Gruppen ganz unterschiedlich betroffen. 

Während Knochenfische in der Kreidezeit dominanter waren als Haie, verschwanden sie nach dem Asteroiden-Einschlag beinahe vollständig. Dafür wurden die Haie nach dem Aussterbe-Ereignis wesentlich häufiger. Wahrscheinlich übernahmen sie die freigewordenen ökologischen Nischen der Knochenfische.

„Der unterschiedliche Erfolg beider Tiergruppen, die eigentlich denselben Lebensraum bewohnten, war das Resultat verschiedener Fortpflanzungsstrategien bei Haien und Knochenfischen,“ so Iris Feichtinger. 

„Wir sehen, dass einige Organismen, die am Beginn der Nahrungskette standen, durch die Umweltkatastrophe stark dezimiert wurden. Das führte zu einem Kollaps der Primärproduktion in den Ozeanen,“ vermutet die Mikropaläontologin Anna Weinmann.

„Im Gegensatz zu Haien produzieren die meisten Knochenfische viele Eier, aus denen kleine, empfindlich Fischlarven schlüpfen. Diese kleinen Fischlarven sind besonders sensibel gegenüber äußeren Umwelteinflüssen und Nahrungsverfügbarkeit, wodurch das Überleben der Fischlarven stark an die Primärproduktion gekoppelt ist. 

Haie hingegen setzten auf weniger und besser entwickelten Nachwuchs. Daher haben ihre Jungtiere eine höhere Überlebenschance und können sofort aktiv Beute jagen. So sind sie flexibler in der Nahrungsaufnahme,“ resümiert Feichtinger.

Die unterschiedlichen Häufigkeiten von Haien und Knochenfischen waren bei beiden Fundstellen signifikant, obwohl sie vor 66 Millionen Jahren durch einen tiefen Meerestrog getrennt waren. Damit war klar, dass der Niedergang der Knochenfische kein regionales Phänomen war, sondern in ganz verschiedenen Meeresregionen auftrat.

Um weitere Erkenntnisse über die Lebensbedingungen und die sich verändernden Umweltparameter zu erhalten, rekonstruierte das Team anhand von Mikrofossilien auch die ehemalige Wassertiefe und den Sauerstoffgehalt des Bodenwassers. Rasch wurde klar, dass das Vorkommen einiger Haiarten an den Sauerstoffgehalt des Wassers am Meeresgrund gekoppelt war.

„Unsere Analysen zeigen deutlich, dass sich der Bodensauerstoff auf die Lebensbedingungen für bodenlebende Haie auswirkte. Schon kurz nach der Krise stabilisierte sich das Laben am Meeresboden wieder,“ so Mitautor Mathias Harzhauser.

Diese umfangreiche Studie ist richtungsweisend für zukünftige Interpretationen des letzten großen Massenaussterbens vor 66 Millionen Jahren und wurde nun in dem renommierten Journal Proceedings of the National Academy of Sciences publiziert. Ganz nebenbei entdeckte das Team noch neun neue Haiarten aus Österreich.

Publikation

Feichtinger I., Harzhauser M., Pollerspöck J., Auer G., Ćorić S., Kranner M., Kallanxhi M-E, Weinmann A.E., and Guinot G. 2025. Ecological restructuring of North Tethyan marine vertebrate communities triggered by the end-Cretaceous extinction .

. . .

Weitere Meldungen

Ichthyosaurier
Marcello Perillo/Universität Bonn
Fossil des spätjurassischen Hais Protospinax annectans aus Solnhofen und Eichstätt, Deutschland
Sebastian Stumpf
Fossiler Tintenfisch: Knorpel und Armhäkchen, Mikro CT
NHM Wien, A. Lukeneder
Laichzähne
S. Döring, Senckenberg Weimar
Schädelelemente des neuen hybodontiformen Urzeithaies Durnonovariaodus maiseyi aus der Kimmeridge Clay Formation in England
Sebastian Stumpf

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Leseförderung mit Hund: Grundlagen und Praxis 
Leseförderung mit Hund: Grundlagen und Praxis 
(20. Jun. 2025) Andrea Beetz und Meike Heyer führen in die…
Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…
Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EERVC 2025 in Ljubljana
shutterstock.com/tokar
EERVC 2025 in Ljubljana
(12. Jun. 2025) Die 8. Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC)…
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…