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Falscher Kaviar aus Bulgarien und Rumänien

Ein erheblicher Teil des in Bulgarien und Rumänien verkauften Kaviars wird mit falschem Etikett verkauft oder ist sogar gefälscht. Dies fanden Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und des WWF Österreich durch eine Marktuntersuchung heraus.

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Die Studie wurde jetzt in dem wissenschaftlichen Fachmagazin Journal of Applied Ichthyology veröffentlicht.

Analysen von 27 Kaviarproben aus Rumänien und Bulgarien ergaben, dass die Anzahl an Kaviardosen, die mit falschem oder überhaupt keinem Etikett zum Verkauf angeboten werden, unerwartet hoch ist.

Eigentlich müssen alle Kaviargläser und -dosen durch einen universellen Etikettierungscode gekennzeichnet sein, welcher die wichtigsten Informationen über die Herkunft des Kaviars, z. B. Störart, Aquakultur oder Wildfang und Herkunftsland, angibt. In sieben Fällen wurde der Kaviar jedoch illegal ohne Etikett von Straßenverkäufern oder in Geschäften verkauft.

Durch genetische Analysen wurde bei allen Kaviarproben die Störart bestimmt. Unter den etikettierten Dosen stimmten lediglich zehn Proben mit der angegeben Art überein. Vier Proben enthielten Kaviar von einer anderen bzw. mehreren, nicht auf dem Etikett genannten Störarten.

Bei mindestens einer der falsch etikettierten Kaviardosen wurde der Kaviar von einer preiswerteren zu einer teureren Art aufgewertet. Sechs Proben waren gefälscht. Drei dieser Fälschungen enthielten überhaupt keine tierische DNA und wurden wohl gänzlich künstlich erzeugt.

Bei den gefälschten Proben BG1 und BG3 tritt künstliche grüne Farbe aus. Die Original-Kaviarprobe links färbt nach dem gleichen Verfahren nicht ab
Bei den gefälschten Proben BG1 und BG3 tritt künstliche grüne Farbe aus. Die Original-Kaviarprobe links färbt nach dem gleichen Verfahren nicht ab
Ida Steier

Eine Probe stammte vom Seehasen (Cyclopterus lumpus), dessen Eier allgemein als Kaviarersatz verkauft werden. Die anderen beiden Fälschungen sind höchstwahrscheinlich aus Störfleisch hergestellt worden.

„Besonders besorgniserregend für den Schutz der Störe waren vier Proben, die im Restaurant oder von Straßenverkäufern explizit als Kaviar von wilden Donau-Stören angeboten wurden. Die Fische wurden also illegal gefangen“, sagt Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW).

Der Kaviar stammte von dem stark gefährdeten Beluga-Stör (Huso huso), dessen Population im Donaudelta wahrscheinlich kurz vor dem Aussterben steht. „Ein wirkungsvoller Schutz der Störe ist nur möglich, wenn Wilderei und illegaler Handel endlich gestoppt werden“, ergänzt Jutta Jahrl vom WWF Österreich.

Echter Kaviar ist eines der teuersten Tierprodukte im weltweiten Handel und wird von Stören und Löffelstören entnommen. Der Preis des Kaviars hängt stark von der Herkunftsart ab, wobei der teuerste Kaviar vom Beluga-Stör stammt. Die Wilderei stellt weltweit eine große Bedrohung für das Überleben der Störe dar. Laut Einschätzung der Weltnaturschutzvereinigung (IUCN) von 2009 sind Störe die weltweit am stärksten gefährdete Tiergruppe.

Alle 27 Stör- und Löffelstörarten wurden in die Liste des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) aufgenommen, um sie vor illegalem Handel zu schützen. Dadurch soll jeder internationale Handel von Störexemplaren, -teilen oder -produkten kontrolliert werden, was auch das oben beschriebene Etikettierungssystem beinhaltet.

Die relativ hohe Anzahl an falsch etikettierten Kaviardosen wirft jedoch Zweifel an der Effizienz des CITES-Kennzeichnungssystems und dessen Kontrolle auf.

„Rumänien und Bulgarien sind die einzigen Länder der Europäischen Union, in denen noch immer wildlebende Störpopulationen, z. B. im Schwarzen Meer oder in der Donau, vorkommen“, berichtet Harald Rosenthal, Präsident der World Sturgeon Conservation Society (WSCS). Zwar gibt es in beiden Ländern Fang- und Handelsverbote, jedoch hält offensichtlich die illegale Fischerei weiterhin an.

„Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Schwäche des Störschutzes in Rumänien und Bulgarien. Wir empfehlen daher, den Schutz und die Kontrollmaßnahmen zu verstärken“, betont Arne Ludwig. Er und seine Kollegen plädieren dafür, DNA-Kontrollen von Kaviar intensiver durchzuführen und dabei auch Dosen mit scheinbar korrektem Etikett einzubeziehen.

Publikation

Ludwig A, Lieckfeldt D, Jahrl J (2015): Mislabeled and counterfeit sturgeon caviar from Bulgaria and Romania. J APPL ICHTHYOL; DOI: 10.1111/JAI.12856

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