Den Geheimnissen des Europäischen Aals auf der Spur

(26.02.2011) Er ist bedeutsam für die europäische Fischerei und zählt aufgrund seines eigentümlichen Fortpflanzungsverhaltens zu den außergewöhnlichsten Arten in unseren Flüssen.


Fahrtleiter Dr. Reinhold Hanel (vTI) mit einem Satellitensender
Bis zu 7.000 km, fast ein Fünftel des gesamten Erdumfangs, legt er als erwachsener Fisch zurück, um in einem ganz bestimmten Gebiet des subtropischen Westatlantiks seine Eier abzulegen: der Europäische Aal.

Ein international zusammengesetztes Wissenschaftlerteam um Dr. Reinhold Hanel, Leiter des von-Thünen-Instituts für Fischereiökologie, bricht Ende Februar zu einer achtwöchigen Expedition in die Sargasso-See auf, um wichtige Aspekte der Reproduktionsbiologie des Aals zu untersuchen. Noch immer bestehen beim Aal hinsichtlich seiner ozeanischen Lebensphasen große Wissenslücken.

Weder ist genau bekannt, welche Wege die laichreifen Aale von den europäischen und nordafrikanischen Küsten zu ihren Laichgebieten in der Nähe der Bermudas nehmen, noch weiß man, wie die frühen Lebensstadien quer über den Atlantik zum europäischen Kontinent driften, wo sie sich zu Glasaalen weiterentwickeln.

Die Laichgebiete sowohl des Europäischen als auch des Amerikanischen Aals werden in der zentralen Sargasso-See vermutet. Genau lokalisiert werden konnten diese Areale bisher jedoch nicht, auch Eier oder gar laichende Aale blieben bisher unentdeckt.

Der Zeitraum für die Expedition ist so gewählt, dass die Wissenschaftler an Bord des Fischereiforschungsschiffs „Walther Herwig III“ genau während der vermuteten Hauptlaichzeit des Aals im März und April vor Ort sind. Auf diese Weise erhoffen sie sich, die Laichgebiete des Aals näher eingrenzen und die entscheidenden Umweltfaktoren besser charakterisieren zu können. Neben planktologischen und fischereibiologischen Untersuchungen erheben die Forscher auch wichtige ozeanographische Daten.

Zusätzlich will das Team von Reinhold Hanel künstlich vorgereifte, mit Satellitensendern bestückte Aale im Bereich der Sargasso-See freisetzen, um ihr Schwimmverhalten und ihre Wanderwege zu erkunden. Die Sender lösen sich nach einer voreingestellten Zeit von den Fischen ab, treiben zur Oberfläche und übermitteln ihre Position zusammen mit aufgezeichneten Daten wie Tiefen- und Temperaturprofil via Satellit.

Dem Europäischen Aal widmen die Fischereiökologen des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) große Aufmerksamkeit. Dr. Reinhold Hanel: „Nicht zuletzt weil der Aal von so großer Bedeutung für die deutsche Fischerei ist, ist seine gegenwärtige Bestandssituation besorgniserregend.

Das Glasaal-Aufkommen an den europäischen Küsten liegt seit den späten 70er Jahren nur noch bei rund 1-5 % des langjährigen Mittels.“ Hanel ist von den geheimnisvollen Wanderfischen fasziniert. Er hofft, dass die jetzige Forschungsreise mehr Licht in die Lebensweise dieser Fischart bringt und dazu beitragen kann, die Gründe für den Rückgang des Aal-Bestandes besser zu verstehen.

Link: Institut für Fischereiökologie

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