Ehrenamt trifft Wissenschaft: Wildbienen in Nisthilfen bestimmen
Wildbienen und Wespen sind anhand ihrer Brutzellen bestimmbar. Ein neuer Ratgeber des Thünen-Instituts für Biodiversität unterstützt Interessierte jenseits aller Artenkenntnis dabei, Bestäuber-Insekten zu identifizieren.
Ein neuer Bestimmungsschlüssel ermöglicht es Interessierten, unabhängig von ihrer Artenkenntnis Wildbienen, Wespen und deren Gegenspieler in speziellen Monitoring-Nisthilfen zu erkennen.
In dem Thünen-Ratgeber werden 187 hohlraumnistende Arten in Deutschland ausführlich in Wort und Bild beschrieben. Er soll das Interesse für die Artengruppe fördern und Naturbegeisterten einen Einstieg in die Bestimmung ermöglichen. Darüber hinaus ist der Schlüssel auch für das wissenschaftliche Arbeiten und den Einsatz in Monitoring-Aktivitäten gedacht.
Der Schlüssel ist ein Ergebnis des Wildbienen-Monitorings in Agrarlandschaften am Thünen-Institut für Biodiversität. In den vergangenen Jahren haben mehr als 200 Freiwillige deutschlandweit eine Art Hotelkette für Wildbienen aufgebaut. Sie haben Nisthilfen aufgestellt, ihre Besiedlung dokumentiert und die Entwicklung der Individuen verfolgt.
Anhand von tausenden Fotos der Niströhren konnten Forschende am Thünen-Institut sowie an den beteiligten Universitäten Freiburg und Würzburg das Wissen über Wildbienen vergrößern und ihre Erkenntnisse in dem Bestimmungsschlüssel festhalten.
Auf diese Art und Weise konnten taxonomische Expertise der Forschung und Erkenntnisse aus der Bürgerwissenschaft zusammengeführt werden. „Mit dem Ratgeber haben wir nicht nur einen großen Datenschatz gesichert. Er trägt auch zu einem Informationsgewinn für alle bei.
Das Wildbienen-Monitoring ist ein gutes Beispiel dafür, wie man verschiedenste Akteurinnen und Akteure zusammenbringen und aus deren Wissen neues Wissen generieren kann“, sagt Dr. Petra Dieker, Leiterin des Nationalen Monitoringzentrums zur Biodiversität und zuvor Leiterin des Wildbienen-Monitorings am Thünen-Institut.
Wildbienen sind wichtige Bestäuber und stehen wegen ihrer Gefährdung im gesellschaftlichen Fokus. 25 Prozent der in Deutschland heimischen Wildbienenarten legen Nester oberirdisch in bereits bestehenden Hohlräumen an. Acht Prozent nehmen Nisthilfen als „künstliche“ Alternative an. In den am Thünen-Institut entwickelten standardisierten Monitoring-Nisthilfen lassen sich Wildbienen gut beobachten: Gestapelte Brettchen mit Bohrungen in unterschiedlichen Größen bieten verschiedenen Wildbienenarten einen Nistplatz an.
Ehrenamtliche Nisthilfe-Patinnen und -Paten können sie auseinanderschrauben und von oben einen Blick auf die bewohnten Brettchen werfen, ohne die Insekten zu stören. Mithilfe des Bestimmungsschlüssels können nun sowohl Naturbegeisterte als auch Expertinnen und Experten Wildbienen, Wespen und Gegenspieler wie Kuckucksbienen oder Schlupfwespen erkennen.
Der Bestimmungsschlüssel ist in einer Kooperation aus Forschenden im Wildbienen-Monitoring am Thünen-Institut sowie an den Universitäten Freiburg und Würzburg entstanden. Er steht in der Kategorie Thünen-Ratgeber online kostenlos zum Download zur Verfügung und kann per Nachricht an [email protected] als Printexemplar bestellt werden.
Publikation
Lindermann L, Grabener S, Fornoff F, Hopfenmüller S, Schiele S, Stahl J, Dieker P (2023): Wildbienen und Wespen in Nisthilfen bestimmen: Ein Bestimmungsschlüssel für Deutschland; Ratgeber. Braunschweig, Johann Heinrich von Thünen-Institut, 132 p, DOI:10.3220/MX1685523077000.
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