Bohnenanbau in vielfältigen Agrarlandschaften fördert Bienen

(15.04.2022) Das Vorkommen von Bestäubern wie Bienen ist davon abhängig, ob Nistplätze und ausreichend Nahrung vorhanden sind. Fehlen diese Voraussetzungen, bleiben auch die Bestäuber aus und es leidet der Ertrag von blühenden Ackerkulturen, wie zum Beispiel Ackerbohnen und Raps.

Ein Team der Universität Göttingen und des Julius Kühn-Instituts (JKI) in Braunschweig hat untersucht, wie sich die Landschaftszusammensetzung aus blühenden Kulturen und naturnahen Habitaten auf die Dichten von Bienen, deren Verhalten beim Sammeln von Nektar und die Erträge von Ackerbohnen (Vicia faba L.) auswirkt.

(pug) Die Forscherinnen zeigen, dass in Landschaften mit einem hohen Flächenanteil von naturnahen Habitaten und in Landschaften mit einem hohen Flächenanteil von Ackerbohnen mehr Hummeln in Ackerbohnenfeldern zu finden waren.


Feldexperiment zum Ausschluss von Bestäubern.

 Außerdem waren die Bohnenerträge in diesen Landschaften erhöht. Die Wissenschaftlerinnen erfassten und beobachteten das Sammelverhalten von Honig- und Wildbienen in Ackerbohnenfeldern in Agrarlandschaften mit unterschiedlicher Landschaftszusammensetzung. Außerdem ermittelten sie Ertragsparameter von Einzelpflanzen.

„Insektenbestäubung wirkt sich positiv auf Ackerbohnenerträge aus. Unsere Untersuchungen ergaben rund 34 Prozent mehr Bohnen pro Hülse bei insektenbestäubten Pflanzen verglichen mit Pflanzen, die unzugänglich für Insekten waren“, erklärt Dr. Doreen Gabriel vom JKI.

„Für den Bestäubungserfolg bei Ackerbohnen ist nicht nur die Bienendichte im Feld wichtig, sondern auch, welche Bienenarten an den Blüten sammeln und wie sie das tun. Hummelarten mit kurzen Rüsseln rauben oft Nektar von Ackerbohnen, indem sie Löcher in die Blütenkelche beißen.

Im Gegensatz dazu sammeln die meisten langrüsseligen Hummeln Nektar regulär von der Vorderseite der Blüte, was zu erhöhten Fremdbestäubungsraten führt. Es gibt allerdings kaum Studien, die untersucht haben, ob das Verhalten von Bienen beim Nektar sammeln auch von der Ressourcenverfügbarkeit in der Landschaft, also der Landschaftskomposition, beeinflusst wird“, so Erstautorin Dr. Nicole Beyer, die an der Universität Göttingen promoviert hat, und nun am Thünen-Institut in Braunschweig arbeitet.

Die Studie zeigt, dass kurzrüsselige Hummeln vermehrt Nektar an Ackerbohnen raubten, wenn ein hoher Flächenanteil an Ackerbohnen in der Landschaft vorhanden war.

„Unsere Studie verdeutlicht, wie wichtig auch die Landschaftszusammensetzung für Erträge ist, wie am Beispiel der Ackerbohne gezeigt wurde. Die Verfügbarkeit von blütenreichen Lebensräumen kann die Dichte der Bienen in den Feldern, ihr Suchverhalten und ihre Bestäubungsleistungen verbessern“, schlussfolgert Prof. Dr. Catrin Westphal, Leiterin der Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität der Universität Göttingen.

Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Basic and Applied Ecology erschienen.

Publikation

Beyer, N., Gabriel, D. & Westphal, C. (2022). Landscape composition modifies pollinator densities, foraging behavior and yield formation in faba beans. Basic and Applied Ecology


Weitere Meldungen

Dr. Vincent Doublet, Biologe und Erstautor der Studie; Bildquelle: Daniela Stang

Varroamilben schaden Honigbienen doppelt: parasitische Milben begünstigen die Verbreitung opportunistischer Viren

Die Varroamilbe schädigt Honigbienen nicht nur durch ihr Parasitentum, sondern auch, weil Varroa-infizierte Bienenvölker eine höhere Belastung mit schädlichen Viren aufweisen als nicht-infizierte Völker
Weiterlesen

Die Interaktion von Hummeln mit Blüten wird deutlich effizienter, wenn die Blüten gemustert sind. Links ein Männchen der hellen Erdhummel, rechts eine Arbeiterin der dunklen Erdhummel.; Bildquelle: Anna Stöckl und Johannes Spaethe/Universität Würzburg

Blütenmuster machen Hummeln effizienter

Die Suche nach Nektar kostet Insekten viel Energie, sie müssen also möglichst effizient vorgehen. Bunte Muster auf den Blütenblättern helfen dabei kräftig mit
Weiterlesen

Querschnitt eines Nestes der Apis mellifera (Europäische Honigbiene / Westliche Honigbiene).; Bildquelle: Michael L Smith

Architektonische Meisterwerke von Honigbienen und Wespen

Obwohl die Evolution Honigbienen und soziale Wespen vor 179 Millionen Jahren getrennt hat, entwickelten beide Arten eine ähnliche Lösung für den Nestbau.
Weiterlesen

Platterbsen-Mörtelbiene; Bildquelle: Björn von Reumont

Erbgutanalyse beleuchtet Herkunft des Bienengifts

Bienen, Wespen und Ameisen gehören zur Gruppe der Hautflügler und injizieren bei einem Stich einen ganzen Cocktail an Giftkomponenten. Trotz ihrer immensen ökologischen und ökonomischen Bedeutung war bislang wenig über die Herkunft ihres Gifts bekannt
Weiterlesen

Wildbienen im Anflug auf eine Nisthilfe.; Bildquelle: Thünen-Institut/Lara Lindermann

Ehrenamt trifft Wissenschaft: Wildbienen in Nisthilfen bestimmen

Wildbienen und Wespen sind anhand ihrer Brutzellen bestimmbar. Ein neuer Ratgeber des Thünen-Instituts für Biodiversität unterstützt Interessierte jenseits aller Artenkenntnis dabei, Bestäuber-Insekten zu identifizieren
Weiterlesen

Honigbienen

Ganz und gar nicht faul: männliche Honigbienen (Drohnen)

In einer kürzlich in der Zeitschrift Animal Behaviour veröffentlichten Studie zeigten Forschenden, dass männliche Honigbienen (Drohnen) zeitweise die aktivsten Mitglieder des Bienenvolkes sind
Weiterlesen

Bienen

Wie das Geschlecht der Bienen festgelegt wird

Ein Forschungsteam der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) aus Biologen und Chemikern hat nun ein Schlüsselgen gefunden und den molekularen Mechanismus, der mit dem Gen verbunden ist
Weiterlesen

Prof. Dr. Christian Laforsch, Frederic Hüftlein M.Sc. und Dr. Matthias Schott (v.l.n.r.) in einem Labor des Lehrstuhls für Tierökologie I der Universität Bayreuth.; Bildquelle: UBT / Chr. Wißler

Dieselabgaspartikel schädigen Hummeln

Der Rückgang der Insekten bedroht weltweit viele Ökosysteme. Während die Auswirkungen von Pestiziden gut erforscht sind, fehlte es bisher an Erkenntnissen über die Folgen anderer anthropogener Schadstoffe
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen