Mediziner von morgen: Wie man die besten Ärzte ausbildet

(16.08.2019) Was sind die besten Ausbildungsmodelle für unsere Ärzte und wie kann man bei Menschen, die in der Medizin tätig sind „lebenslanges Lernen“ sicherstellen?

Antworten auf diese Fragen werden beim Kongress der Association for Medical Education Europe (AMEE) vom 24. bis 28. August gesucht, der sich mit der Qualitätssicherung und Verbesserung der medizinischen Ausbildung auseinandersetzt.


Austria Center Vienna
„Das Interesse an einem Medizinstudium ist ungebrochen hoch. So haben sich 2019 in Österreich 16.443 Bewerber für die insgesamt 1.680 Studienplätze angemeldet. Das sind 1.400 mehr als im Vorjahr.

Wer einen der begehrten Plätze ergattert, hat heutzutage schon sehr früh in der Ausbildung die Möglichkeit, praktische ärztliche Fähigkeiten zu erwerben. Auch darüber wird vom 24. bis 28. August beim AMEE-Kongress im Austria Center Vienna diskutiert.

Praktische Kompetenz als Ziel „Ging es früher beim Medizinstudium vor allem darum, Wissen zu erlangen, ist das heutige Ziel, nicht nur zu wissen, sondern auch zu können. Das heißt, die praktische Kompetenz wird immer wichtiger,“ so Univ.-Prof. Dr. Richard März von der MedUni Wien und Leiter des lokalen Organisationskomitees der AMEE. Ein großer Wurf gelang in Österreich bereits 2001 mit der Reform des medizinischen Studienplans.

Seitdem gibt es ein modular aufgebautes System, das integrierte schriftliche Jahresabschlussprüfungen, eine Diplomarbeit sowie die Stärkung der klinischen Ausrichtung, bereits ab dem 1. Semester, beinhaltet. Statt zu viel Theorie, liegt der Fokus vermehrt auf praktischen Fertigkeiten. Fehlende Fächer – wie Humangenetik und Intensivmedizin – wurden ergänzt und Möglichkeiten zur frühen wissenschaftlichen Fortbildung geschaffen. Jährliche Anpassungen garantieren, dass die mindestens sechsjährige Ausbildung stets up-to-date bleibt.

Der Patient als Lehrer – ein international geforderter Perspektivenwechsel „Mit diesem Ansatz zeigen wir, dass wir nicht eine Krankheit behandeln, sondern einen Menschen,“ so März. Daher arbeiten Studierende bereits ab dem 1. Studiensemester mit Patienten zusammen – früher startete man noch mit einem anatomischen Sezierkurs. Diese Wertigkeit ist ganz wichtig und spiegelt sich auch im 360°-Feedback-System bei der klinischen Beurteilung wider.

Hier fließen die Eindrücke des Primars, der Kollegen, der Krankenschwestern, des Klinikpersonals und des Patienten hinein. „Wir zeigen damit, dass wir den Patienten ernst nehmen,“ betont März.

Vom „training on the job“ zu „community-based medicine“ Um den Medizinstudenten mehr „training on the job“ zu bieten, sind zusätzlich zu Universitätskrankenhäusern auch Lehrkrankenhäuser in die Ausbildung involviert. „Während in den Universitätskliniken komplexe Fälle behandelt werden, können in Lehrkrankenhäusern Routinebehandlungen und -Eingriffe erlernt und trainiert werden,“ erklärt März die sinnvolle Ergänzung.

Ein internationaler Trend, der auch am AMEE-Kongress Thema sein wird, ist die „community-based medicine“ als mögliches Ausbildungsmodell. „Hier können wir noch von den Niederlanden, Schweden und Großbritannien lernen, die neben den spitalsbasierten Modellen auch Ausbildungsmodelle in Lehrpraxen umgesetzt haben,“ erklärt März.

Aktive Forschung als Schlüssel zum Erfolg Wesentlicher Schlüssel zu diesem Erfolg ist die Forschungsarbeit. „Gerade weil wir in der Medizin sehr kurze Halbwertszeiten des Wissens haben, ist es für die künftigen Ärztegenerationen essenziell, nicht nur Forschung zu konsumieren, sondern auch selbst zu forschen,“ betont März.

An der Medizinischen Universität Wien müssen alle Absolventen eine Diplomarbeit verfassen, was viele dazu nützen, aktiv an medizinischen Forschungsprojekten mitzuarbeiten.

Darüber hinaus wird beim Exzellenzprogramm MD-PhD besonders begabten Studierenden bereits während des Medizinstudiums die Möglichkeit geboten, ihr Doktoratsstudium vorzeitig zu beginnen.

Fortbildung – wesentliche Schritte für ein „lebenslanges Lernen“ ‚Nicht nur die Ausbildung, sondern auch die ständige Fortbildung der Mediziner und aller in der Medizin tätigen Menschen ist wesentlich; bei allen Berufsgruppen gibt es eine moralische sowie vermehrt auch eine gesetzliche Verpflichtung dazu. Neben Fortbildungskongressen und Kursen, ermöglicht die Digitalisierung alternative Lernmodelle für ein berufsbegleitendes, asynchrones Lernen.



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