Junge Bienen beschleunigen das Altern der Älteren
(09.01.2017) Honigbienen-Völker sind komplexe Gesellschaften, in denen die Arbeit nicht zentral verteilt wird. Wie genau diese Arbeitsaufteilung erfolgt, ist immer noch wenig bekannt.
Ein Forschungsteam vom Zentrum für Bienenforschung von Agroscope und dem Vetsuisse-Institut für Bienengesundheit der Universität Bern hat entdeckt, dass junge Bienen diesen Prozess beeinflussen.
Sie veranlassen die älteren Bienen dazu, Aufgaben ausserhalb des Nestes zu übernehmen, und reduzieren so drastisch deren Lebenserwartung.
Schlüpfende Honigbiene auf der Wachszelle, worin sie sich zuvor entwickelt hat
In den Völkern der Honigbiene, der Apis mellifera, legt eine einzelne Königin Tausende von Eiern aus denen später die Arbeiterinnen schlüpfen. Alle diese Arbeiterinnen führen Aufgaben durch, die für die Instandhaltung der Völker notwendig sind. In jungem Alter pflegen sie die Brut, später bauen und verteidigen Sie das Nest.
Gegen Ende ihres Lebens verlassen sie den sicheren Bienenstock, um Futter für die Völker zu sammeln. Dieser wichtige Wechsel zur Sammeltätigkeit beschleunigt aber das Altwerden, da die Sammelbienen während der Futtersuche einer grossen Auswahl von Gefahren wie Krankheiten, Räuber und ungünstigen Wettereinflüssen ausgesetzt sind.
Trotz ihres Namens entscheidet nicht die Königin, wer was zu tun hat im Bienenvolk. Wie genau die Arbeit zwischen den Schwesterbienen aufgeteilt ist, ist noch grösstenteils unbekannt.
Frühere Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass die Aufgabenaufteilung auf der Kommunikation zwischen der Königin, der Brut und den Arbeiterinnen basiert.
Zum Beispiel reduziert die Präsenz von älteren Sammelbienen die Wahrscheinlichkeit, dass jüngere Bienen den Stock zur Futtersuche verlassen.
Es ist auch bekannt, dass die Präsenz von Brut (Larven) die Lebenserwartung der erwachsenen Bienen reduziert, da die für die Brut sorgen und Futter sammeln müssen.
Diese Erkenntnisse wurden durch Experimente erlangt, in denen die Larven experimentell entfernt wurden. Da mit den Larven auch die jungen erwachsenen Bienen entfernt wurden, konnte somit ein möglicher Einfluss der jungen Bienen nicht untersucht werden.
«Durch eine experimentelle Trennung der Effekte von Larven und jungen erwachsenen Bienen auf das restliche Bienenvolk konnten wir zum ersten Mal die Rolle beider Faktoren auseinander halten», sagt Vincent Dietemann von Agroscope.
«Wir konnten zeigen, dass sowohl die Präsenz von Brut als auch die von jungen erwachsenen Bienen die Lebenserwartung der älteren Bienen deutlich reduzieren», erklärt der Erstautor Michael Eyer von Agroscope und dem Institut für Bienengesundheit.
Die neu entdeckte Rolle der jungen Arbeiterinnen für die soziale Organisation von Honigbienenvölkern erweitert unser Wissen, wie die Altersverteilung in Völkern funktioniert.
«Durch diese soziale Regulierung des Sammelverhaltens, könnten sich Bienenvölker schnell an ändernde Umwelteinflüsse anpassen», führt Ko-Autor Peter Neumann vom Institut für Bienengesundheit aus.
Verständnis von Insektenstaaten, Alterung und Signifikanz für Imkerei
Diese Ergebnisse sind ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Organisation von sozialen Insektenstaaten, was die technologischen Innovationen zum Beispiel in der Robotik inspirieren kann.
Des Weiteren, liefern die Ergebnisse auch Informationen zu Alterungsprozessen, ausserhalb von sozialen Insekten.
Honigbienen dienen nämlich auch als Modellsystem der Altersforschung für andere Organsimen, wie beispielsweise auch beim Menschen.
Die erlangten Kenntnisse dienen auch der imkerlichen Praxis, die manchmal die Entfernung der Brut und von jungen Arbeiterinnen erfordert, z.B. vor einer Behandlung gegen die Varroa Milbe (Varroa destructor).
Durch diesen Entzug verlängert sich die Lebenserwartung der Arbeiterinnen, was den Kolonien erlaubt, dies zu kompensieren und weiter zu funktionieren.