VET-MAGAZIN logo
Offshore-Aquakultur: Die Zukunft der Algenzucht
Kristina Rottig/TU Braunschweig
Riesenmuschelarten auf der Roten Liste für bedrohte Arten
James Fatheree
Bienen-Gen spezifiziert kollektives Verhalten
HHU / Christoph Kawan
Schleppnetzfischerei reduziert Kohlenstoffspeicherung
Hereon/iStock
Goldschakalprojekt: Goldschakal Maj liefert der Forschung einzigartige Daten über seine weite Reise
Jennifer Hatlauf (BOKU Wien)
Nachhaltige Austernernte in der Steinzeit: Lehren für modernes, nachhaltiges Fischen
Unsplah / Ben Stern
Warum Languren Salzwasser trinken
Nguyen Van Truong
Warum Languren Salzwasser trinken
Microcebus berthae ist der kleinste Primat der Erde. Er könnte bereits ausgestorben sein.
Nick Garbutt
Allgemein

Mausmakis neu klassifiziert

Ein Konsortium aus 36 internationalen Forschenden analysierte alle bisher verfügbaren Daten zur Klassifizierung unterschiedlicher Mausmaki-Arten.

. . .

In einer wissenschaftlichen Veröffentlichung stellen sie jetzt ein System vor, neue Arten zu definieren.

Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit eine neue Art als solche anerkannt werden kann? Um diese zentrale Frage zu beantworten, fügte ein Konsortium aus 36 europäischen, nordamerikanischen und madagassischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Forschungsdaten zusammen, die sie in den vergangenen fünf Jahrzehnten zu Mausmakis der Gattung Microcebus erhoben hatten.

„Es entstand dabei einer der umfangreichsten Datensätze, der jemals für eine nicht-menschliche Primatengattung gesammelt und analysiert wurde“, berichtet Professorin Dr. Ute Radespiel aus dem Institut für Zoologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo). 

Die Forschenden nutzten für ihre Datensammlung die Forschungsergebnisse von mehr als 20 Institutionen – unter anderem des Instituts für Zoologie der TiHo.

Sie kombinierten genomische und morphologische Daten mit Erkenntnissen zur akustischen Kommunikation, der Fortpflanzungsaktivität und des geografischen Vorkommens von Mausmakis, um ein neues Methodenspektrum zu erhalten, mit dem sie Artgrenzen gerade auch für äußerlich unscheinbare, sogenannte kryptische Arten, systematisch bewerten können.

Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen veröffentlichte das Forschungskonsortium jetzt im renommierten Fachmagazin Nature Ecology & Evolution .

Mausmakis sind nachtaktiv und kommen nur auf Madagaskar vor. Die Insel ist für ihre reiche biologische Vielfalt und die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten bekannt, die nur dort vorkommen (Endemismus). 

Aufgrund der biologischen Besonderheit ist Madagaskar ein geeignetes Modell, um zu erforschen, wie neue Arten entstehen – zahlreiche neue Arten wurden dort in den vergangenen Jahrzehnten entdeckt und beschrieben.

Einige Mausmaki-Arten wurden aufgrund geringer DNA-Unterschiede zwischen wenigen beprobten Tieren einer Population als neue Spezies eingeordnet. Wann die Unterschiede zwischen Populationen ausreichen, um sie als unterschiedliche Arten einzuordnen, ist in der Wissenschaft nicht eindeutig definiert.

Einig ist sich die Forschungswelt jedoch, dass ein einzelnes unterschiedliches Merkmal nicht ausreicht, um eine neue Art zu begründen – vor allem, wenn nur wenige Tiere oder Tiere an wenigen Orten beprobt wurden. 

„Wir haben jetzt einen systematischen und standardisierten Werkzeugkasten erschaffen, der eine gute Entscheidungsgrundlage schafft“, sagt Radespiel. „Wir berücksichtigen dabei auch die geographische Situation von Populationen. So sind im Fall der Mausmakis die Lebensräume häufig durch natürliche Barrieren voneinander abgegrenzt.“

Um als eigenständige Art gelten zu können, müssen nach dem neuen System die Unterschiede zwischen Populationen größer sein als aufgrund der räumlichen Distanz zu erwarten ist.

„Anhand unserer jetzigen Analysen und des neu entwickelten Systems haben wir gemeinsam die ursprüngliche Klassifikation revidiert und schlagen vor, die Zahl der Mausmaki-Arten von 25 auf 19 zu reduzieren. 

In mehreren Fällen kann die zuvor als Artgrenze interpretierte Differenzierung durch eine kontinuierliche Isolation über räumliche Distanz erklärt werden und rechtfertigt deshalb nicht, die jeweiligen Populationen als getrennte Arten einzustufen“, erklärt Doktorand Tobias van Elst von der TiHo, der einen großen Teil der genomischen Analysen für diese Studie durchführte.

Kryptische Arten

Mausmakis stellen die Forschenden vor eine besondere Herausforderung, weil sie sich äußerlich kaum voneinander unterscheiden. Man bezeichnet Arten, die sich nur genetisch oder in anderen biologischen Merkmalen unterscheiden, morphologisch aber gleich aussehen, als kryptische Arten. 

Zusätzlich zur Klassifizierung untersuchten die Forschenden, warum sich alle Mausmaki-Arten größtenteils ähneln.

Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass Mausmakis, obwohl sie in sehr unterschiedlichen madagassischen Wäldern leben, weiterhin ähnliche ökologische Nischen nutzen und ihr Aussehen sich während der Evolution deshalb nicht stark veränderte.

Artenschutz

Die menschlichen Einflüsse gefährden das Überleben der Mausmakis. Der kleinste Primat der Erde, Microcebus berthae, könnte bereits ausgestorben sein. 

Die Artenschutzmaßnahmen konzentrierten sich in den vergangenen Jahren hauptsächlich auf Arten. 

„Um die gesamte Vielfalt der Mausmakis zu erhalten, haben wir jetzt zusätzliche Einheiten innerhalb aller Arten identifiziert, die es zu schützen gilt.“

Publikation

Integrative taxonomy clarifies the evolution of a cryptic primate clade

van Elst, Sgarlata, Schüßler et al.

Nature Ecology & Evolution, DOI: 10.1038/s41559-024-02547-w

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Eine in der Grube Messel gefundene Fledermaus (Palaeochiropteryx tupaiodon).
Senckenberg/Vogel
Im Wellenbecken haben die Braunschweiger Wissenschaftler*innen die Seetangfarm im Maßstab 1:20 nachgebaut.
Kristina Rottig/TU Braunschweig
Die Bienen werden mit einem QR-Code gekennzeichnet, um ihr individuelles Verhalten nachvollziehen zu können.
HHU / Christoph Kawan
Lebendrekonstruktion eines in Braunschweig gefundenen Auerochsen-Bullen
Jaap Rouwenhorst via Wikimedia Commons
Prof. Dr. Georg Juckel leitet als Ärztlicher Direktor das LWL-Universitätsklinikum Bochum.
LWL/Nikolaus Urban
KATZENMEDIZIN 21
just4vets

KATZENMEDIZIN 21

Die 21. Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN, ist erschienen

Dr. Otto Fischer am Benefizabend 'Nacht der Kinder 2013'

"Nacht der Kinder" für Future for Kids an der Vetmeduni Vienna

Der Verein Future for Kids - Zukunft für Kinder in Ruanda lädt am 6. Dezember 2024 zum Charity Event "Nacht der Kinder" ein.

Univ.-Prof. Dr. Sebastian Schütze, Rektor der Universität Wien, und Stephan Hering-Hagenbeck, Direktor des Tiergarten Schönbrunn, bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung über die Einrichtung einer Stiftungsprofessur "Zoo Conservation Science
Markus Korenjak

Tiergarten Schönbrunn und Universität Wien richten gemeinsame Stiftungsprofessur „Zoo Conservation Science“ ein

Der Tiergarten Schönbrunn und die Universität Wien verstärken massiv ihre langjährige Kooperation durch die Einrichtung der neuen durch den Tiergarten finanzierten Professur "Zoo Conservation Science"

ÖKV startet Kampagne "Ohne Hund ist alles doof"
HAVAS Village Austria

ÖKV startet Kampagne „Ohne Hund ist alles doof“

Mit einer spannenden Kampagne startet der ÖKV eine starke Initiative für mehr Aufmerksamkeit für die vielfältigen und unverzichtbaren Aufgaben von Hunden in unserer Gesellschaft.

AGES Mödling
Karl Gruber via Wikimedia Commons

Die Vogelgrippe ist in Österreich zurück

Am 9. Oktober 2024 wurde ein erster Fall der hochpathogenen Aviären Influenza (Geflügelpest, Vogelgrippe) in einem Geflügelbetrieb in Braunau (OÖ) nachgewiesen

HUNDERUNDEN #32

HUNDERUNDEN #32

Die neue Ausgabe der HUNDERUNDEN 32, dem Fachmagazin für Tierärzt:innen, ist erschienen. Neben Interviews, Reportagen, Fortbildungen, einer Hunderunde, Produktneuheiten und News von der VÖK-Tagung hat die Ausgabe fachlich einiges zu bieten

Dr. David Ebmer bei den Mähnenrobben im Tiergarten Schönbrunn
Daniel Zupanc

David Ebmer mit dem Rudolf Ippen Young Scientist Award 2024 ausgezeichnet

Auszeichnung der European Association of Zoo and Wildlife Veterinarians (EAZWV) für den Parasitologen des Tiergarten Schönbrunn

Krickente
Johannes Hohenegger

BirdLife Österreich kürt die Krickente zum Vogel des Jahres 2025

Bis in die frühen 1980er-Jahre war die Krickente (Anas crecca) nach der Stockente die verbreitetste Schwimmentenart in Österreich. Mit weniger als 100 Brutpaaren ist sie nunmehr sehr stark gefährdet

Sebastian Glatt
Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna

Sebastian Glatt zum Universitätsprofessor für Systemgenetik an der Vetmeduni Vienna berufen

Mit 1. Oktober 2024 hat Sebastian Glatt die Professur für Systemgenetik an der Veterinärmedizinischen Universität Wien übernommen

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Jetzt neu vom Purina Institut: deutsche Ausgabe des Handbuchs zur klinischen Ernährung von Hunden und Katzen
Purina Institute
Jetzt neu vom Purina Institut: deutsche...
(08. Nov 2024) Kostenloses Nachschlagewerk für Veterinärteams mit praktischem Ernährung...
Handbuch der Geriatrie bei Hund und...
(03. Nov 2024) Unsere Haustiere erreichen ein zunehmend höheres Lebensalter. Die...
Grundlagen moderner Antibiotikatherapie in der Klein...
(30. Okt 2024) Das gut strukturierte Nachschlagewerk Grundlagen moderner Antibiotikathe...
Essential Facts of Equine Physical Therapy,...
(24. Okt 2024) The new book ‘Essential Facts of Equine Physical...
Veterinary Psychiatry of the Dog: Diagnosis...
(18. Okt 2024) This richly illustrated textbook delivers a functional vision...
Praxisbuch Physiogriffe für Pferde
(09. Okt 2024) Selbst Verspannungen lösen und Wohlbefinden steigern - von...

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

Hill's Global Symposium 2024
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25,...
7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis...
EERVC 2024 in Belgrad
(21. Jul 2024) Die Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC) findet...
29. FECAVA EuroCongress in Athen
(11. Jul 2024) Die FECAVA lädt vom 12. bis 14. September...
2.700 Veterinärmediziner auf dem Weltkongress rund...
(11. Jun 2024) Veterinärmediziner aus 65 Ländern versammelten sich vom 4....
Registration opens for Companion Animal Nutrition...
(29. Mär 2024) The annual Purina Institute Companion Animal Nutrition (CAN)...

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

Die Superpower von Katzen und Hunden in unserem Leben
Royal Canin Foundation
Die Superpower von Katzen und Hunden...
(08. Nov 2024) Wir feiern die internationale Woche der Mensch-Tier-Beziehung mit...
MSD & FVE Stipendienprogramm 2024
(17. Okt 2024) MSD Tiergesundheit und FVE stellen 34 Stipendien in...
David Ebmer mit dem Rudolf Ippen...
(10. Okt 2024) Auszeichnung der European Association of Zoo and Wildlife...
WSAVA ehrt Dr. Bao Lei mit...
(05. Aug 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...
Gemma Campling wird mit dem WSAVA...
(24. Jul 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...
Verleihung des Förderpreises 2022/2023 der H....
(17. Jul 2024) Den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis der H....