Pensionierung von Univ.-Doz. Dr. Karl Buchgraber
(04.02.2020) Karl Buchgraber, geboren 1955 auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Feldbach/Steiermark, kam 1970 als Schüler nach Raumberg und studierte nach seiner Matura Landwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien.
Bereits mit dem Abschluss seiner Dissertation Vergleich der Wirksamkeit konventioneller und alternativer Düngungssysteme auf dem Grünland bewies er sehr früh fachlichen Weitblick und so verwundert es nicht, dass Karl Buchgraber in seinen ersten 5 Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundesanstalt für Pflanzenbau in Wien 100 Publikationen im Bereich der Sortenwertprüfung vorlegen konnte.
Der Dienstantritt an der damaligen Bundesanstalt für Alpenländische Landwirtschaft BAL Gumpenstein erfolgte 1988 und ab 1997 war er mit der Leitung des Institutes für Pflanzenbau und Kulturlandschaft betraut.
von links nach rechts: Leiter für Forschung und Innovation und Dir.-Stv. Dr. Johann Gasteiner, Institutsleiternachfolger Dr. Bernhard Krautzer, Dir. Anton Hausleitner und scheidender Institutsleiter Dr. Karl Buchgraber
Durch den Einsatz von sehr viel Zeit, größtem persönlichem Engagement und Herzblut prägte Karl Buchgraber als langjähriger Institutsleiter seinen Fachbereich Grünland wie kein anderer in Österreich.
Dabei war es immer sein größtes Bestreben, produktionstechnische Fragen in der Grünlandwirtschaft im Einklang mit ökologischen Wirkungen und der Frage nach der praktischen Sinnhaftigkeit zu bearbeiten und zu beantworten. Die Weitergabe dieses Wissens an die Landwirte, an die Jugend, aber auch an die nicht landwirtschaftliche Bevölkerung war ihm dabei stets das größte Anliegen.
Stärkste Triebfeder seines Tuns und unermüdlichen Schaffens waren dabei die Etablierung der landwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft und der so notwendige Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe in Österreich.
Karl Buchgraber hat sich schon sehr früh über viele bürokratische Hürden und hinderliche Konventionen hinweggesetzt. Die Öffnung der Forschung und die Verbreitung des neuen Wissens, uns erscheint das heute selbstverständlich, mussten erst mühsam etabliert werden und hier hat er Initiativen gesetzt, die bis zum heutigen Tag wirken.
So ist Karl Buchgraber Erfinder, Organisator und erfolgreicher Umsetzer von Veranstaltungen, die zu den größten und wichtigsten unseres Hauses Raumberg-Gumpenstein zählen und die heute weit über die Grenzen von Österreich bekannt sind und strahlen.
Die Österreichische Jägertagung, der Grünland- und Viehwirtschaftstag der Wintertagung, die Österreichische Pferdefachtagung, die Pflanzenzüchtertagung und unzählige nationale und internationale Grünlandtage und Fachseminare zeugen von seiner Innovationskraft und seinem Umsetzungswillen. Dass er dabei selbst mehr als 1.800 Fachpublikationen und 1.500 Vorträge gehalten hat, ist ein weiteres Zeugnis für seinen unbändigen Fleiß.
Als Gründer der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Viehwirtschaft ÖAG, deren erfolgreicher Geschäftsführer er 25 Jahre war, schuf Karl Buchgraber eine weitere, wichtige Basis für die Öffnung unserer Forschung. Die Weitergabe des Fachwissens machte vor den Grenzen Österreichs nicht Halt und so war er oftmals in Osteuropa, am Balkan und in der Mongolei, um hier nur einige Länder zu nennen.
Für mehr als 20 Jahre war er Lektor an der BOKU Wien, der Veterinärmedizinischen Universität Wien sowie der Freien Universität Bozen und er unterrichtete Schüler an HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Landwirtschaftsmeister in ganz Österreich sowie landwirtschaftliche Facharbeiter. Unzählige Studenten gingen im Rahmen der Betreuung ihrer Bachelor- und Masterarbeiten durch seine Hände ein unschätzbarer Wert für die Jugend und den Fachbereich Grünland!
Karl Buchgraber ist Autor und auch Co-Autor mehrerer Fachbücher, jüngstes Beispiel ist die Neuauflage seines Klassikers Zeitgemäße Grünlandbewirtschaftung aus dem Jahr 2018.
In seiner Eigenschaft als langjähriger zertifizierter und gerichtlich beeideter Gutachter und Sachverständiger hat er so manch krisenhafte Situation wie etwa die HCB-Krise in Kärnten oder auch die Wildschadensproblematik mit bearbeitet und Lösungen aufgezeigt.
Ein kleines Geheimnis seines Erfolges ist die dem Karl Buchgraber so eigene Mischung aus großer Fachkompetenz, seinen Mediator-Fähigkeiten, seiner allseits bekannten Direktheit, seiner Durchschlagskraft, seiner Selbstlosigkeit, seinem rhetorischen Geschick und seiner Geduld, und das alles immer bei lauter, fester Stimme.
Für seine Arbeit im Dienste der Bauernschaft und im Dienste der Gesellschaft erhielt Karl Buchgraber den Gregor Mendel-Preis, den Hans Kudlich-Preis und viele Auszeichnungen der Bundesländer. Die wohl größte Auszeichnung, und viel treffender kann man Karl Buchgraber eigentlich nicht beschreiben, erfuhr er durch die Landwirte selbst, welche ihn gerne als den Grünland-Papst oder auch als Dokor Gumpenstein bezeichneten. Titel, die hiermit für immer vergeben sind.
Wir sagen Danke für die außergewöhnliche Arbeitsleistung von Karl Buchgraber und bedanken uns für seine Loyalität der HBLFA Raumberg-Gumpenstein und unseren Mitarbeitern gegenüber. Wir wünschen Karl Buchgraber viel Gesundheit und alles erdenklich Gute!