Positive Verstärkung anstatt Schmerz und Qual in der Hundeerziehung
(13.05.2014) Stellungnahme der Schweizerischen Vereinigung für Verhaltensmedizin STVV zum geplanten Auftritt von Cesar Millan in der Schweiz
In der Erziehung gibt es verschiedene Methoden. Einige Erzieher oder Trainer arbeiten mit positiver Verstärkung, während andere Strafe zur Taktik erklären.
Wie in der Erziehung des Menschen, wo Lineal und Stock als Züchtigungswerkzeuge im Museum gelandet sind, gehören in der Hundeerziehung die Unterwerfung und Strafmassnahmen der Vergangenheit an.
Führende Organisationen im Tierschutz, in der Verhaltens- und in der Veterinärmedizin warnen seit Jahren vor Trainingstechniken, die beim Hund Schmerzen oder Angst verursachen.
Einige dieser Techniken werden von «Hundeflüsterern» wie Cesar Millan angewendet und die «Erfolge» werden medial gut verkauft. Cesar Millan hat im Herbst einen Auftritt im Hallenstadion angekündigt.
Die Fachwelt befürchtet eine ernsthafte Bedrohung für das Wohlbefinden der Hunde, weil die Tierhalter durch diesen Auftritt animiert werden, diese Techniken nachzuahmen.
Unerwünschtes Verhalten ohne Schmerz und Qual beseitigen
Bei den Trainingsmethoden, wie sie bei Cesar Millan zum Einsatz kommen, wird ein unangenehmer Reiz angewendet, um unerwünschtes Verhalten zu unterdrücken. Bei dieser Trainingstechnik können Stachelhalsbänder oder Elektroschock-Halsbänder zum Einsatz kommen oder die Luftversorgung wird durch Schlingen, Leinen oder durch zu Boden Drücken beeinträchtigt; dies verursacht Schmerz und Qual.
Eine Anzahl von wissenschaftlichen Studien hat einen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Strafen während des Trainings und dem Auftreten von unerwünschten Verhaltensweisen als Folge bei Hunden festgestellt.
Das Schweizer Tierschutzgesetz verbietet den Einsatz von Trainingsmethoden, die zu physischen oder psychischen Leiden beim Hund führen, ausser es liegt eine ausreichende Begründung vor.
Die GST ist der Meinung, dass der Einsatz dieser Trainingstechniken nicht nur aufgrund der Beeinträchtigung des Wohlbefindens des Hundes inakzeptabel ist. Auch der Tierhalter selbst bringt sich so in Gefahr. Er riskiert, gebissen oder anderweitig verletzt zu werden.
Verantwortungsvolle Hundetrainer setzen sehr wirkungsvolle Trainingsmethoden ein, die lediglich mit Belohnung zu Resultaten führen. Wenn Hunde inakzeptable Verhaltensweisen zeigen, wie Aggression oder Zerstörung, erreichen qualifizierte Verhaltensspezialisten die gewünschte Änderung mit legalen Mitteln, ohne Schmerz und Qual.
Holen Sie sich professionelle Hilfe
In der Schweiz gibt es eine Ausbildungspflicht für Tierhalter. Auf der Webseite der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) können sich Hundehalter über die stattfindenden Kurse «Sachkundenachweis SKN» und weitere Erziehungskurse informieren.
Die GST bittet Heimtierbesitzer sorgfältig zu erwägen, welche Hilfe beim Training der Hunde oder bei der Bewältigung von Verhaltensproblemen gewählt wird.
Jeder kann sich als Verhaltensexperte bezeichnen. Die Tierärzteschaft ist überzeugt, dass nur Personen mit geeigneter Ausbildung, mit aktualisiertem Kenntnisstand sowie mit entsprechenden Fähigkeiten Heimtiere trainieren sollten. Jeder, der Bedenken wegen des Verhaltens seines Hundes hat, sollte zuerst seinen Tierarzt konsultieren.
Ungewöhnliche Verhaltensweisen können auch körperliche Ursachen haben. In diesem Fall ist Training wenig erfolgreich, denn die Grundkrankheit wird weiterbestehen.
Gerade im Zusammenhang mit Aggressionsproblemen sind eine korrekte Diagnose und eine adäquate Therapie essentiell, da sonst die Gefährlichkeit des Hundes weiter besteht oder zunehmen kann.
Beim Tierarzt werden Sie je nach Diagnose und Bedürfnis zu einem Trainer oder Verhaltensexperten weitergeleitet.
Spannende Informationen zu tierischem Verhalten finden Sie auf der Webseite der Verhaltenstierärzte: www.stvv.ch.