Online-Kurs „One Health: Connecting Humans, Animals and the Environment“

(10.09.2017) Der Online-Kurs „One Health: Connecting Humans, Animals and the Environment“ vom Schweizer Tropen- und Public-Health Institut und der Universität Basel startet am 25. September 2017 auf der Britischen Plattform FutureLearn. Der Kurs ist öffentlich zugänglich und die Teilnahme kostenlos.

Universität Basel Für die Bekämpfung von Krankheiten rücken Veterinärmediziner die enge Beziehung zwischen Tier und Mensch verstärkt in den Fokus. Das zukunftsträchtige Konzept heisst One Health und wird inzwischen auf der ganzen Welt angewandt.

Das Nebeneinanderbestehen von Tier und Mensch

Menschen und Tiere teilen sich seit jeher Lebensräume. In dieser Koexistenz entstehen mannigfache Beziehungen – soziale, kulturelle, ökonomische – aber auch gesundheitliche Risiken. Die Globalisierung hat dieses Problem weiter verschärft.

Einst weit voneinander entfernte Ökosysteme sind durch Handel und Personenverkehr nahe aneinandergerückt und beinflussen sich. Die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt muss heute mehr denn je in einem ganzheitlichen Rahmen betrachtet werden.

Globale Gesundheitsprobleme bekämpfen

Zum ersten Mal in Kontakt mit dem Begriff One Health kam ich bei der Redaktionsarbeit des Online-­Kurses „One Health: Connecting Humans, Animals and the Environment“ vom Schweizer Tropen-­ und Public Health Institut (Swiss TPH) und der Universität Basel. Die darin aufgeworfenen medizinischen und kultursoziologischen Themen weckten von Beginn an mein Interesse.

Um mehr über das Konzept von fachkundigen Praktikern zu erfahren, reise ich an einem heissen Sommertag im Juli nach Genf. Auf dem Campus Biotech veranstaltet die Universität Genf und das Schweizer Tropen-­ und Public Health Institut einen Hackathon zum Thema One Health.

In kleinen Gruppen arbeiten die Teilnehmer, allesamt ausgewählte Lernende von zwei Online-­Kursen, während vier Tagen an globalen Gesundheitsproblemen, wie beispielsweise Ebola, Tollwut oder Antibiotikaresistenz.

Hunde, Glück und Tollwut

Yoenten Phuentshok, ein junger Veterinärmediziner aus Bhutan, der für das National Center for Animal Health in Thimphu arbeitet, erzählt mir, dass Tollwut eine ernst zu nehmende Gesundheitsbedrohung für sein Land sei.

Bhutan, berichtet er, sei bekannt für den so genannten Gross National Happiness Index, das Bruttoinlandglück, das den Lebensstandard nicht materialistisch definiert. Weil es die Menschen glücklich mache, Hunde zu füttern, nehme die Anzahl Hunde ständig zu und mit der zunehmenden Populationsgrösse steige die Anzahl Tollwutfälle.

Zahlreiche Studien hätten gezeigt, dass es billiger sei, sämtliche Hunde in einem Gebiet zu impfen, als gebissene Menschen mit einer Postexpositionsprophylaxe zu behandeln. Die Veterinärmediziner würden die Hunde aufsuchen, impfen und sterilisieren und sie anschliessend wieder freilassen.

Das ist One Health in der Praxis. Ich stelle mir vor, dass es wohl nicht ganz einfach ist, alle Hunde in Bhutan aufzuspüren und zu impfen. Trotzdem scheint die Methode für die Bekämpfung und vor allem für die Ausrottung von Tollwut sinnvoll.

Auf meine Frage, ob One Health in seinem Land schon lange praktiziert werde, antwortet Yoenten: „In Bhutan, the term One Health is quite new, but in our culture humans and animals are closely knit anyway. We believe in rebirth. Buddhist think that all animals where in some generation your parents. Therefore, you have to care for the dogs like you care for your parents.”

Animale rationale

Die Vorstellung, dass der gutmütige, braune Labrador, der auf der Hinfahrt im Abteil neben mir am Boden lag, vielleicht einmal meine Mutter oder mein Vater gewesen war, bringt mich zum Nachdenken. Yoentens Geschichte macht mir bewusst, wie begrenzt unsere rationalen Ideen zuweilen sind.

Kommunikationsbarrieren abbauen

In einer Kaffeepause zwischen zwei Vorträgen begegne ich Esther, einer Veterinärmedizinerin aus Kenia, die zusammen mit ihrer Tochter anreiste. Ich frage sie, ob One Health vielleicht eine Möglichkeit für die Menschen sei, wieder näher an ihre tierischen Verwandten heranzurücken.

Sie lächelt und meint, „One Health is at the core of veterinary work. It’s human medicine who has to adapt to One Health. Veterinarians mostly take in everything they do a One Health approach”.

Sie illustriert dies ebenfalls am Beispiel der Tollwut: “If you find a rabies dog, you advice the people which measures they have to adopt to ensure human and animal health. This is already a One Health integrated approach.”

Rudolf Virchow, der Begründer der Zellpathologie, forderte bereits im 19. Jahrhundert integrative Arbeitsweisen für die Medizin: „Zwischen der Tier-­ und der Humanmedizin gibt es keine Trennungslinie noch sollte es eine geben.“

Heutzutage erschweren vielerorts Kommunikationsbarrieren zwischen den Fachgebieten die produktive Zusammenarbeit, wie Yoenten ausführt: „Although veterinarians and doctors in rural areas know each other often personally, they rarely consult. For example, if a man with a dog bite is taken to hospital, the doctor doesn’t necessarily call the vets to tell them the dog has to be quarantined.”

Mehrwert schaffen

Im Zug zurück nach Basel liegt kein Labrador neben mir im Abteil. Während der flimmernde See und die Berge am Fenster vorbeihuschen, kommt mir ein Aphorismus von Ludwig Wittgenstein in den Sinn: „Wenn ein Löwe sprechen könnte, wir würden ihn nicht verstehen.“ Für Wittgenstein wurzelt die Sprache und die Bedeutung der Wörter in den Praktiken und Handlungen einer Gemeinschaft.

Die Aussicht auf eine gelingende Kommunikation mit einem Löwen ist deshalb äusserst klein. Die Lebensformen sind zu unterschiedlich. Bei medizinischen Fragen sollte diese Hürde aber niemanden kümmern. Vielmehr müssen jene künstlich gezogenen Grenzen zwischen den Arten abgebaut werden, die einen negativen Einfluss auf die Gesundheit haben.

Gleichzeitig ist der positive Einfluss auf das Wohlbefinden von Tier und Mensch mit zeitgemässen wissenschaftlichen Methoden zu stärken. One Health scheint diesbezüglich ein fruchtbarer Ansatz zu sein. Der Fakt, dass dabei sogar ein finanzieller Mehrwert herausspringen kann, sollte auch Kritiker überzeugen.

Der Online-Kurs „One Health: Connecting Humans, Animals and the Environment“ vom Schweizer Tropen- und Public-Health Institut und der Universität Basel startet am 25. September 2017 auf der Britischen Plattform FutureLearn. Der Kurs ist öffentlich zugänglich und die Teilnahme kostenlos.

Anmelden kann man sich ab sofort auf https://www.futurelearn.com/courses/one-health?lr=55.

Gaudenz Metzger


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