Schwierigkeiten und Erfolge bei der Zucht von Enten, Gänsen und Schwänen

(02.09.2015) Der Zoo Zürich ist nicht nur attraktiv für seine eigentliche Kundschaft, die Besucher, sondern auch für verschiedene Wildtiere. Das für die Zootiere gedachte Futter übt eine grosse Anziehungskraft aus.

So verköstigen sich etwa verschiedene Spatzengemeinschaften und Tauben an den Futtertellern mit Körnern. Krähen nutzen alle möglichen Futterquellen (gerne auch Abfalleimer) und Graureiher haben ein scharfes Auge auf Fische, Küken und Mäuse. Ganz zu schweigen von der Präsenz der Hausmäuse.

Nebst dem ausgelegten Futter geraten aber auch Zootiere und ihre (potenzielle) Nachkommenschaft in den Fokus von Wildtieren. Ein potenzieller Räuber, der Fuchs, wird durch einen fuchssicheren Zaun vom Zooinnern ferngehalten.


Zwergblessgänse

Aber Marder und Iltis schaffen es durch den Zaun hindurch und Krähen fliegen locker ein. Es sind denn auch Marder und Krähen, die vor allem Probleme bereiten.

Marder erbeuten Enten und Hühnervögel, «stehlen» Eier und Küken. Krähen zerstören Eier und vergreifen sich gelegentlich ebenfalls an Küken. Da ein grosser Teil des Wassergeflügels in offenen Anlagen untergebracht ist, braucht es angesichts dieser «Mitwirkung» von Marder und Krähen gewisse Vorkehrungen für eine gezielte Zucht der Vögel.

Lässt man die Enten und Gänse frei brüten, besteht das Risiko, dass die Gelege vom Marder geplündert und die brütenden Vögel von ihm erbeutet werden.

Auf der Vogelwiese sind deshalb einladende Brutgelegenheiten – Bruthöhlen, Nistkästen, Versteckmöglichkeiten – auf einer Insel angeordnet, wo der Marder nicht hinkommt.


Rothalsgänse

Und da auch insbesondere Entenküken in den ersten Lebenstagen durch Marder und Graureiher gefährdet sind, werden die meisten Eier im Inkubator ausgebrütet und die Jungvögel in einem geschützten Bereich künstlich aufgezogen. Von diesem Vorgehen gibt es aber auch Varianten.

Zwergblessgänse: Das Gelege eines Zwergblessganspaars auf der Vogelwiese

wurde gegen Gipseier ausgetauscht. Die «richtigen» Eier wurden in einem Inkubator bebrütet. Kurz vor dem Schlupf wurden die Eier wieder den Gänsen untergeschoben. Nach dem Schlupf der Gänseküken und dem Aufbau einer Bindung zwischen Küken und Eltern wurde die ganze Gänsefamilie in die geschützte Aufzuchtstation überführt.

Als die vier Gänseküken knapp drei Wochen alt waren, wechselte die Gänsefamilie wieder auf die Vogelwiese. Die Jungen haben nun praktisch die Grösse ihrer Eltern erreicht. Sie sind aber noch nicht ausgefärbt (wobei es bei den Zwergblessgänsen keinen äusserlichen Geschlechtsunterschied gibt).


Schwarzhalsschwäne

Es fehlt ihnen noch der weisse Ring um den Schnabelansatz und die Beine haben noch nicht die blass-rosa Färbung angenommen. Die Familie ist immer noch als Einheit unterwegs, oft im «Gänsemarsch» mit äusserst wachsamen Eltern.

Rothalsgans: Der Marder hat sich dieses Jahr ein Paar Rothalsgänse geholt. Die Eier dieser Gänse wurden im Inkubator ausgebrütet, konnten aber nicht in gleicher Weise einem brütenden Paar untergeschoben werden.

Die vier Gänseküken wurde aber mit einem Paar Rothalsgänse als «Gesellschafter» zusammengeführt. Diese älteren Gänse führen die Jungen indes nicht, sie sind mehr auf einander orientiert.

Plüschkopfeiderente: Die Plüschkopfeiderenten sind erst seit 2012 im Bestand des Zoo

Zürich. Heuer kam es zur ersten Eiablage. Die Freude über diese Eiablage machten Krähen zum Teil zunichte: Die eine oder andere Krähe kontrollierte den Nistplatz der Plüschkopfeiderenten vor dem Tierpfleger und zerstörte einige Eier.


Plüschkopfeiderente im Prachtskleid

Um für die Bebrütung der vier verbliebenen Eier optimale Bedingungen zu schaffen, wurde in diesem Fall folgendes Vorgehen gewählt: Die Eier wurden einer Mandarinente untergeschoben, die geschützt auf der Insel in einem Brutkasten brütete. Temperatur und Feuchtigkeit regelt eine Ente zuverlässiger als ein Inkubator.

Um eine Fehlprägung der Entenküken zu vermeiden, wurden die Eier vor dem Schlupf in einen «Schlupfbrüter» überführt. Die Küken wurden dann im Hintergrund in der Aufzuchtstation künstlich aufgezogen. Ein Küken ist gestorben, die anderen drei haben sich gut entwickelt.

Löffelente: Trotz der Präsenz von Mardern und Krähen gelingt es Enten gelegentlich, unbemerkt ein Gelege zu produzieren und auszubrüten. Erfolgreich sind hier immer wieder Stockenten.

Dieses Jahr hat auch eine Chile-Pfeifente an einem geschützten Ort Junge ausgebrütet. Eine Löffelente hatte ebenfalls gut versteckt zu brüten begonnen.

Erst spät entdeckt, beliess man sie auf den Eiern. Ein Marder holte sie jedoch, worauf die Eier im Inkubator fertig ausgebrütet und die Küken künstlich aufgezogen wurden.

Mit Schwänen ist nicht zu spassen

Stellen beim Brüten bereits Marder und Krähen eine Herausforderung dar, so sind die Gelbbrustkapuziner nochmals ungleich pfiffigere Gegner bei diesem Geschäft.

Als sich die Schwarzhalsschwäne im Pantanal anschickten, ausgerechnet auf der Insel der Gelbbrustkapuziner ein Nest anzulegen, präsentierte sich dies deshalb als spannende Ausgangslage. Die Kapuziner versuchten einiges, um die Schwäne zu ärgern.

Doch das zur Brut entschlossene Schwanenpaar wehrte alle Annäherungsversuche ab und verschaffte sich bei der Affenbande Respekt. Schwäne können mit ihrem Schnabel empfindlich zwicken und deftige Flügelschläge austeilen.

Das Paar brütete erfolgreich seine fünf Eier aus und ist noch immer mit fünf Jungschwänen unterwegs. Bei einzelnen Jungschwänen beginnt sich nun der Hals sachte dunkel zu verfärben.



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