Vogelzug: eine schweizerische Perspektive

(25.04.2017) Rechtzeitig zur Rückkehr der Zugvögel legt der renommierte Ornithologe Prof. Dr. Bruno Bruderer seine Synthese des Vogelzugs in einem reich illustrierten Buch vor. Der pensionierte Leiter der Vogelwarte erforschte mit seinen Radarstudien den Vogelzug im Alpenraum, über dem Mittelmeer und der Sahara.

Nach und nach kehren die Frühlingsboten zu uns zurück: Singdrossel, Schwarzmilan und Rauchschwalbe sind schon da, Kuckuck, Nachtigall und Mauersegler folgen im April. Eine innere Uhr sagt jedem Zugvogel, wann er sein Winterquartier verlassen muss.

Jede Zugvogelart folgt dabei ihrem eigenen Fahrplan. Im Allgemeinen treffen Zugvögel, die im Mittelmeerraum überwinterten und daher eine kürzere Route zurücklegen müssen, früher ein als jene, die aus dem weit entfernten tropischen Afrika heimkehren.

Das Wetter kann den Fahrplan der Zugvögel um einige Tage verschieben, aber nicht grundlegend verändern.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Die ersten Rauchschwalben werden meist schon Mitte März gesichtet, der Hauptharst in der ersten Aprilhälfte und die letzten erst Ende Mai. Der Heimzug ist für viele Zugvögel ein Wettlauf. Insbesondere die Männchen beeilen sich, rechtzeitig im Brutgebiet einzutreffen, um ein gutes Revier besetzen zu können.

Es gilt, schneller als die Rivalen, sprich Artgenossen, zu sein, aber nicht zu schnell, um nicht von einem späten Wintereinbruch überrascht zu werden. Gerade für Insektenfresser wäre das gefährlich, denn kalte Temperaturen erschweren die Suche nach Insektennahrung stark.

Viele Geheimnisse gelüftet

Inzwischen hat die Forschung viele Geheimnisse des Vogelzugs gelüftet. Weshalb ziehen Zugvögel überhaupt? Und wie schaffen sie es, Tausende von Kilometern zurückzulegen, Wind und Wetter zu trotzen, nicht vom Kurs abzuweichen und rechtzeitig ins Brutgebiet heimzukehren?

Professor Bruderer behandelt alle diese Fragen in seiner neuen Synthese des Vogelzugs. Und er geht speziell auf die Situation in der Schweiz ein.

An der Schweizerischen Vogelwarte Sempach hat er sich insbesondere der Umweltabhängigkeit des Vogelzugs im Alpenraum gewidmet, und seine Forschung später auf das Mittelmeer und schliesslich auf die Sahara ausgeweitet, das grösste Hindernis, das unsere Zugvögel zu überwinden haben.

Vogelzug: eine schweizerische Perspektive
Herausgeber: Ala – Schweizerische Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz
Der Ornithologische Beobachter, Beiheft 12. 264 S., 234 Abb.
Bezug: Vogelwarte, Shop, Seerose 1, 6204 Sempach



Weitere Meldungen

Mehlschwalbe; Bildquelle: Marcel_Burkhardt

Sorgsamer Umgang mit Gebäudebrütern

Manche Vogelarten bauen ihre Nester an oder auf Gebäuden. Dabei können Interessenskonflikte zwischen den Bedürfnissen des Vogels und menschlichen Ansprüchen entstehen
Weiterlesen

Gartenrotschwanz; Bildquelle: Varesvuo Markus

Schweizerische Vogelwarte schafft Vogelparadiese in der Schweiz

Rund 40 % der Brutvögel stehen auf der Roten Liste, vor allem, weil viele naturnahe, hochwertige Lebensräume verloren gegangen sind
Weiterlesen

Fichtenkreuzschnabel; Bildquelle: Ralph Martin

Rekordjahr beim Fichtenkreuzschnabel

Die Beringungsstation auf dem Col de Bretolet wird seit 1958 von der Schweizerischen Vogelwarte betrieben. Sie fängt, beringt und vermisst Zugvögel, die über den Pass in ihre weiter südlich gelegenen Winterquartiere fliegen
Weiterlesen

Toth Laszlo: Kranich; Bildquelle: Toth Laszlo

Fotowettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte: Zwischen Klippen und Kornfeldern

Die Wahl ist getroffen: Ganz schlicht und farblich minimalistisch, aber dennoch ausdrucksstark, präsentieren sich die Siegerbilder der 12. Ausgabe des Fotowettbewerbs der Schweizerischen Vogelwarte
Weiterlesen

Neues Logo und neuer visueller Auftritt für die Schweizerische Vogelwarte Sempach

Neues Logo und neuer visueller Auftritt für die Schweizerische Vogelwarte Sempach

2024 feiert die Schweizerische Vogelwarte Sempach ihr 100-jähriges Engagement für die Vögel
Weiterlesen

Zur Balzzeit legt sich der Kuhreiher ein auffälliges Prachtkleid an. Während des restlichen Jahres ist das Gefieder ganz weiss und der Schnabel gelb; Bildquelle: Mathias Schäf

Erste Brut des Kuhreihers in der Schweiz

Die Schweiz hat einen neuen Brutvogel: Zum ersten Mal hat der Kuhreiher in unserem Land gebrütet. Dies ist der Höhepunkt einer längeren Entwicklung. Schon seit einigen Jahren werden immer mehr der kleinen weissen Reiher bei uns beobachtet
Weiterlesen

Alpenschneehuhn; Bildquelle: Ralph Martin

Für das Alpenschneehuhn wird es eng

Das Alpenschneehuhn ist besonders vom Klimawandel betroffen. Sein Lebensraum schrumpft wegen des Anstiegs der Waldgrenze, und neue Tourismusprojekte im Hochgebirge drohen noch mehr Störung in die Alpen zu bringen
Weiterlesen

Grauammer ; Bildquelle: Marcel Burkhardt

Viele Meldungen von Grauammern sind ein kleiner Hoffnungsschimmer

In den letzten Jahrzehnten hat die Grauammer wegen der intensiven Landwirtschaft einen dramatischen Bestandseinbruch erlitten und kann sich nur noch in ökologisch stark aufgewerteten Lebensräumen halten
Weiterlesen