Versuchsmelkstand in Tänikon: bessere Bedingungen für Kühe und Melker

(19.04.2014) Stress beim Melken wirkt sich negativ auf die Milchqualität aus. Schlecht konzipierte Melkstände belasten Mensch und Tier. Um hierzu offene Fragen zu klären, nimmt Agroscope in Tänikon (TG) jetzt einen einzigartigen experimentellen Melkstand in Betrieb.

Mit ihm kann das Melken als Arbeitsprozess für Mensch und Tier bewertet werden. Ausserdem können Schwachstellen erkannt und Verbesserungen vorgeschlagen werden. Die Resultate sollen Milchproduzentinnen und -produzenten dabei unterstützen, ein qualitativ hochwertiges Lebensmittel unter nachhaltigen Produktionsbedingungen zu erzeugen.


Im neuen Versuchsmelkstand in Tänikon soll das Verhalten der Kühe zeigen, wie viel Platz sie brauchen, um Topleistungen zu erbringen

Kühe sind Schwerarbeiterinnen und geben pro Tag mit rund 20 bis 45 Liter eine beachtliche Menge Milch. Sie können aber auch streiken, beispielsweise wenn sie mit ihrem „Arbeitsplatz“ unzufrieden sind – sie geben dann ihre Milch einfach nicht ab.

Zu wenig Platz, zu wenig Licht, zu viel Lärm und eine schlecht funktionierende Melkmaschine, das mögen sie nicht. Im neuen Versuchsmelkstand in Tänikon soll das Verhalten der Kühe nun zeigen, wie viel Platz und Ruhe sie brauchen, um Topleistungen zu erbringen.

Das Melkstandgerüst im Versuchsstall in Tänikon wurde mit Industrieunterstützung entwickelt, so dass jeder einzelne Melkplatz vergrössert oder verkleinert werden kann. Auch der Arbeitsplatz für den Melker oder die Melkerin lässt sich anpassen. Ein Hub-Boden ermöglicht zum Beispiel, die Einstellung der optimalen Arbeitshöhe.

Neuste Erkenntnisse sind bereits in die Konzeption eingeflossen: Dazu gehören optimierte Wege für die Tiere, breite Treppen für den Zugang zur Melkgrube, ein angenehmes Raumklima und gute Lichtverhältnisse.

Zwei getrennte Melkanlagen

Das technische Grundprinzip der Milchgewinnung hat sich bis heute nicht geändert. Trotz moderner und normgerecht installierter Melkanlagen treten in der Praxis weiterhin Melkprobleme auf. Im Versuchsmelkstand soll unter anderem geklärt werden, welche Rolle die Melkmaschine dabei spielt.

Eine Besonderheit ist, dass mit zwei getrennten Melkanlagen gemolken wird. Damit kann der Einfluss von verschiedenen Konfigurationen der Melkmaschine auf das Euter analysiert werden.

Die Resultate aus den geplanten Untersuchungen helfen, im Melkbereich bessere Bedingungen für Mensch und Tier zu schaffen. Als Kompetenzzentrum für Melktechnik strebt Agroscope in Tänikon mit dieser Infrastruktur an, das Tierwohl, die Milchqualität und die Arbeitsbedingungen auf den schweizerischen Landwirtschaftsbetrieben mit Forschung und Wissensvermittlung auf einem hohen Niveau zu halten und weiterzuentwickeln.



Weitere Meldungen

Forschung zur Verbesserung der Sicherheit und Qualität von Schweizer Käse

Sicherer Käsegenuss dank reduziertem Histamingehalt

Die Verarbeitung von Rohmilch ist auch heute noch eines der wichtigsten Differenzierungsmerkmale vieler traditioneller Schweizer Käsesorten. Rohmilchkäse sind gehaltvoller im Geschmack und Aroma, was die positive Wirkung der Rohmilchflora erkenntlich macht
Weiterlesen

Lindner Suisse GmbH

Euterhygiene beim Melken: Holzwolle statt Papier – Zeitersparnis von rund 15 Minuten pro Tag.

Schneller, höher, stärker. Das Motto der Olympischen Spiele gilt seit jeher auch für alle anderen Arten des Wettbewerbs – namentlich des wirtschaftlichen Wettstreits um die mess- und damit vergleichbaren Vorteile eines Produktes am Markt
Weiterlesen

Versuchsmelkstand von Agroscope ; Bildquelle: Agroscope

Melktechnik der Zukunft soll nachhaltig und tiergerecht sein

Fokus der fünften Melktechniktagung von Agroscope ist eine nachhaltige und tiergerechte Milchgewinnung. Sie ist eine Dialogplattform für nationale und in-ternationale Expertinnen und Experten aus Forschung, Beratung, Industrie und praktischer Landwirtschaft
Weiterlesen

Christian-Albrechts-Universität

Forschungsbedarf: Melken ist mehr als nur Melken

Melken dient in erster Linie der Milchgewinnung. Der Vorgang des Melkens muss dabei vielfältigen und vor allem unterschiedlichen Bedürfnissen genügen
Weiterlesen

Melkstand

Wenn die Kuh nicht zum Melkroboter geht kann versteckte Pansenazidose der Grund sein

Bewegungsaktive Kühe sind die Grundlage für die Funktion eines Automatischen Melksystems (AMS). Frischlaktierende Kühe sollten den Melkroboter drei bis fünf Mal täglich aufsuchen
Weiterlesen

Melkstand; Bildquelle: Felagund/Wikimedia

Melk- und Fütterungssysteme: gemeinsam lernen Kälber besser

Junge Milchkühe lernen offenbar besser und sind flexibler, wenn sie als Kälber in den ersten Lebenswochen in kleinen Gruppen gehalten wurden
Weiterlesen

Rinder

Weniger Stress für die Kuh am Melkstand

In Tänikon (TG) wurde eine europaweit einzigartige experimentelle Melkwand in Betrieb genommen. Mit ihr lassen sich die Quellen von Lärm und Vibrationen während des Melkens messen. Die Resultate werden helfen, die Schweizer Milch qualitativ an der Weltspitze zu halten
Weiterlesen