Versuchsmelkstand in Tänikon: bessere Bedingungen für Kühe und Melker
Stress beim Melken wirkt sich negativ auf die Milchqualität aus. Schlecht konzipierte Melkstände belasten Mensch und Tier. Um hierzu offene Fragen zu klären, nimmt Agroscope in Tänikon (TG) jetzt einen einzigartigen experimentellen Melkstand in Betrieb.
Mit ihm kann das Melken als Arbeitsprozess für Mensch und Tier bewertet werden. Ausserdem können Schwachstellen erkannt und Verbesserungen vorgeschlagen werden. Die Resultate sollen Milchproduzentinnen und -produzenten dabei unterstützen, ein qualitativ hochwertiges Lebensmittel unter nachhaltigen Produktionsbedingungen zu erzeugen.
Kühe sind Schwerarbeiterinnen und geben pro Tag mit rund 20 bis 45 Liter eine beachtliche Menge Milch. Sie können aber auch streiken, beispielsweise wenn sie mit ihrem „Arbeitsplatz“ unzufrieden sind – sie geben dann ihre Milch einfach nicht ab.
Zu wenig Platz, zu wenig Licht, zu viel Lärm und eine schlecht funktionierende Melkmaschine, das mögen sie nicht. Im neuen Versuchsmelkstand in Tänikon soll das Verhalten der Kühe nun zeigen, wie viel Platz und Ruhe sie brauchen, um Topleistungen zu erbringen.
Das Melkstandgerüst im Versuchsstall in Tänikon wurde mit Industrieunterstützung entwickelt, so dass jeder einzelne Melkplatz vergrössert oder verkleinert werden kann. Auch der Arbeitsplatz für den Melker oder die Melkerin lässt sich anpassen. Ein Hub-Boden ermöglicht zum Beispiel, die Einstellung der optimalen Arbeitshöhe.
Neuste Erkenntnisse sind bereits in die Konzeption eingeflossen: Dazu gehören optimierte Wege für die Tiere, breite Treppen für den Zugang zur Melkgrube, ein angenehmes Raumklima und gute Lichtverhältnisse.
Zwei getrennte Melkanlagen
Das technische Grundprinzip der Milchgewinnung hat sich bis heute nicht geändert. Trotz moderner und normgerecht installierter Melkanlagen treten in der Praxis weiterhin Melkprobleme auf. Im Versuchsmelkstand soll unter anderem geklärt werden, welche Rolle die Melkmaschine dabei spielt.
Eine Besonderheit ist, dass mit zwei getrennten Melkanlagen gemolken wird. Damit kann der Einfluss von verschiedenen Konfigurationen der Melkmaschine auf das Euter analysiert werden.
Die Resultate aus den geplanten Untersuchungen helfen, im Melkbereich bessere Bedingungen für Mensch und Tier zu schaffen. Als Kompetenzzentrum für Melktechnik strebt Agroscope in Tänikon mit dieser Infrastruktur an, das Tierwohl, die Milchqualität und die Arbeitsbedingungen auf den schweizerischen Landwirtschaftsbetrieben mit Forschung und Wissensvermittlung auf einem hohen Niveau zu halten und weiterzuentwickeln.