Sonderausstellung «MILCH – Mütterliches Elixier»

(09.03.2020) Das Zoologische Museum der Universität Zürich zeigt vom 10. März bis Mitte Juni und Mitte September bis 29. November 2020 die Sonderausstellung!

Milch nährt, schützt und bildet kurz nach der Geburt die Lebensgrundlage aller Säugetiere. In der aktuellen Sonderausstellung im Zoologischen Museum der Universität Zürich können Besucherinnen und Besucher die faszinierenden biologischen Facetten dieses mütterlichen Superfoods entdecken.


Rotnackenwallaby, Graukopfflughund, Steppenzebra, Zebramanguste, Seehund, Polarfuchs und Eisbär: Jedes Tier säugt den Nachwuchs auf seine eigene Art

Wir kennen Milch als alltägliches Nahrungsmittel, das von Nutztieren wie Kühen, Schafen oder Ziegen gewonnen wird. Nach der Geburt ist Milch aber auch Lebensgrundlage aller Säugetiere: vom Feldhasen, über den Seehund bis hin zum Menschen.

Und sogar einige Vögel, Schaben, Fliegen und Spinnen säugen ihre Jungen. Von Weibchen in spezialisierten Drüsen aufwändig produziert, enthält Milch für den Nachwuchs wichtige Nähr-, Schutz- und Botenstoffe. Ihre Zusammensetzung und ihre Verabreichungsformen sind so vielfältig wie die Säugetiere selbst und spiegeln deren Lebensumwelt, Sozialverhalten und Evolutionsgeschichte.

Lebensraum beeinflusst Milchzusammensetzung

Die Milch des Nashorns, das in Trockengebieten lebt, ist beispielsweise viel flüssiger als Robbenmilch. Diese enthält dafür dreihundertmal mehr Fett und sichert so das Überleben in grosser Kälte.

Doch: Weshalb wird Milch eigentlich nur von Müttern produziert und gibt es Ausnahmen von dieser Regel? Wie nutzen Neugeborene den intimen Kontakt zur Mutter zu ihrem eigenen Vorteil? Und welche Funktion erfüllte Milch ursprünglich, als Säugetiere zu Beginn ihrer Evolution noch Eier legten?

Diesen Fragen geht die dreisprachige Sonderausstellung «MILCH – mütterliches Elixier» nach. Vom Naturhistorischen Museum Freiburg (Schweiz) konzipiert, wird sie nun im Zoologischen Museum der Universität Zürich gezeigt.

In einem interaktiven Labor können Besuchende die Zusammensetzung der Milch von Tieren in verschiedenen Klimazonen vergleichen oder experimentell ergründen, weshalb Milch weiss ist. Zudem lernen sie, wie die Stimulation der Zitzen auf das Hirn einwirkt und so die Milchproduktion reguliert. Das neu erworbene Wissen können sie anschliessend in einem Spiel testen.

Evolution bringt vielfältige Säugetierarten hervor

Der Evolution der Säugetiere seit ihren Ursprüngen vor 200 Millionen Jahren lässt sich bei einem Spaziergang über einen entwicklungsgeschichtlichen Baum entdecken: Hier gibt es eierlegende Säuger und solche, die bereits gut entwickelte Junge gebären; Säugetiere, die einen schweissähnlichen Saft mit Schutzfunktion produzieren und andere, deren Milch besonderes Nährstoffreich ist; Säugetiere, die ständig stillen und solche, die ihre Jungen nur periodisch füttern.

«Evolutionäre Ausdifferenzierungen haben zu einer enormen Vielfalt geführt. Wir kennen heute über 6000 Säugetierarten», sagt Museumsleiterin Isabel Klusman. «Gemeinsam ist ihnen eine effektive und zugleich effiziente Form, ihre Jungen zu ernähren. Dies etwa im Unterschied zu Vögeln, welche die Nahrung für den Nachwuchs aufwändig herbeischaffen müssen oder speziellen Spinnen, bei denen sich die Mutter als Futter für ihre Jungen opfert.»

Muttermilch: Nahrungsgrundlage mit Schutzfunktion

Auch beim Menschen erfüllt Muttermilch wichtige Funktionen. «Gleich nach der Geburt beeinflusst sie Bakterienbesiedelung im Darm, schützt vor Infektionen und unterstützt die Entwicklung des Immunsystems», weiss Humanbiologe und Muttermilchforscher Thierry Hennet. Zu einem späteren Zeitpunkt steigt dann der Fettanteil in der Milch, was das Wachstum des Babys begünstigt.

«Menschen besitzen die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere», so Hennet. «Sie besteht aus zahlreichen Substanzen, die sich im Verlauf der Stillzeit auf faszinierende Weise stets neu zusammensetzen – angepasst auf die Bedürfnisse des Kindes. Innerhalb dieser unglaublichen Komplexität gibt es für die Wissenschaft nach wie vor viele Zusammenhänge zu enträtseln.»



Weitere Meldungen

UZH

Schon die ersten Primaten lebten wahrscheinlich in Paaren

Primaten weisen flexiblere Formen des Zusammenlebens auf, als bisher angenommen. Die ersten Primaten lebten wohl in Paaren – nur etwa 15 Prozent waren einzelgängerisch, wie eine Studie unter Leitung der UZH zeigt
Weiterlesen

Objekte der Studie der Forschenden der Universität Bern waren Tokeh-Geckos (Gekko gecko); Bildquelle: Francesca Angiolani

Geckos kennen ihren eigenen Geruch

Geckos können mit ihrer Zunge den eigenen Körpergeruch von demjenigen ihrer Artgenossen unterscheiden, wie Forschende der Universität Bern in einer neuen experimentellen Studie zeigen. 
Weiterlesen

Delfine behandeln Hautprobleme an Korallen; Bildquelle: Angela Ziltener

Delfine behandeln Hautprobleme an Korallen

Indopazifische Grosse Tümmler reiben sich vom Schnabel bis zur Schwanzflosse an Korallen. Forscherinnen der Universitäten Zürich und Giessen belegen nun, dass die von den Delfinen speziell ausgesuchten Korallen biofunktionelle Eigenschaften aufweisen
Weiterlesen

Schimpanse beim Knacken einer Nuss; Bildquelle: Kathelijne Koops, UZH

Werkzeuggebrauch bei Schimpansen ist kulturell erlernt

Werden Schimpansen Nüsse und Steine vorgesetzt, wissen sie damit von sich aus nicht viel anzufangen
Weiterlesen

Tropischer Frosch 'Xenopus tropicalis'; Bildquelle: Soeren Lienkamp

Tropenfrösche ermöglichen neue Erkenntnisse zu Nierenkrankheit

Mithilfe modernster Gentechnik haben UZH-Forschende in tropischen Fröschen ein Modell zur Untersuchung einer erblichen Nierenkrankheit entwickelt
Weiterlesen

Orangutan im indonesischen Regenwald; Bildquelle: Andrew Suryono

Fotoausstellung «We are the forest»

Die einzigartige Artenvielfalt und Schönheit des tropischen Regenwaldes, aber auch dessen akute Bedrohung gibt es derzeit mitten in Zürich zu sehen
Weiterlesen

Weissbüschelaffen ; Bildquelle: Judith M. Burkart, UZH

Weissbüschelaffen interpretieren die Unterhaltungen zwischen ihren Artgenossen

Weissbüschelaffen nehmen die Laut-Interaktionen zwischen ihren Artgenossen nicht nur als Aneinanderreihung von Rufen wahr, sondern als zusammenhängende Unterhaltungen
Weiterlesen

Der Fichtenkreuzschnabel ist ein sehr spezialisierter Vogel, der sich hauptsächlich von Samen reifer Fichtenzapfen ernährt; Bildquelle: Valentin Graf

Die Vogelwelt der Alpen verliert an Vielfalt

Im Schweizer Hochgebirge nimmt die Diversität von Vögeln immer mehr ab, wie eine gemeinsame Studie der UZH und der Schweizerischen Vogelwarte belegt
Weiterlesen