STS kritisiert Konzepte Wolf und Luchs: Schutzstatus von Wolf und Luchs wird ausgehöhlt

(06.09.2014) Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat die Konzepte Wolf und Luchs überarbeitet. Ziel war, die Tierhaltung im Berggebiet "ohne unzumutbare Einschränkungen" weiterhin zu ermöglichen und gleichzeitig den Spielraum der Berner Konvention ganz auszuschöpfen.

Mit anderen Worten: Wolf und Luchs soll möglichst viel, staatlich subventionierten Schafzüchtern möglichst wenig zugemutet werden.

Schweizer Tierschutz STS Der Schweizer Tierschutz STS lehnt die neuen Konzepte Wolf und Luchs dezidiert ab, da sie den Schutzstatus dieser Tierarten aushöhlen und Einzelinteressen über das Existenzrecht einheimischer Wildtiere stellen.

Die Stossrichtung der überarbeiteten Konzepte Wolf und Luchs kommt nicht von ungefähr: Sie ist ein Bückling vor mehreren wolfs- und luchsfeindlichen Vorstössen im Parlament. Künftig soll die Bestandesregulierung geschützter Tierarten möglich sein, wenn deren Präsenz den Jagdertrag schmälert.

Raubtiere, die sich an Schafherden vergreifen, sollen weiterhin geschossen werden dürfen, auch wenn die Alp als "nicht schützbar" gilt. Abschüsse von Rudelwölfen und Wolfswelpen sollen möglich sein, wenn es im Gebiet eines Rudels zu Schäden an Nutztieren kommt.

Kein Bedarf zur Regulierung

Luchs- und Wolfsbestände regulieren sich durch das Angebot an Lebensraum und Nahrung sowie durch das territoriale Verhalten der Tiere auf natürliche Weise und pendeln sich auf tiefem Niveau ein.

Die Notwendigkeit einer künstlichen Bestandesregulierung besteht daher nicht. Genau darauf aber zielen die Konzepte des Bundes ab: Obschon es nur rund zwanzig Wölfe und eine (auch gemäss BAFU) noch nicht längerfristig erhaltungsfähige Luchspopulation in der Schweiz gibt, sehen die neuen Konzepte einen erleichterten Abschuss dieser Tiere vor.

Besonders störend: Nicht nur sollen verringerte jagdliche Erträge Grund für regulative Eingriffe sein – als ob Jäger ein Anrecht auf Beute hätten! – sondern verantwortungslose Schafhalter dürfen weiterhin ihre Herden auf Alpen sömmern, wo Herdenschutzmassnahmen "nicht zumutbar" sind. Reisst ein Wolf dort Schafe, darf er auch künftig abgeschossen werden.

Nicht Schafe gegen Wölfe ausspielen

Es ist nicht an uns Menschen, über das Existenzrecht von Tierarten zu urteilen. Der Schweizer Tierschutz STS vertritt die Interessen von Wölfen UND Schafen in der Schweiz: Grossraubtiere haben eine natürliche Daseinsberechtigung und Schafe müssen geschützt werden – denn Tierhalter haben eine Fürsorgepflicht.

Jährlich verenden rund 4’000 Schafe, oft auf qualvolle Weise, bei Unfällen, Blitzschlägen oder an Krankheiten, ohne dass dies eine Zeile wert wäre. Die Rückkehr von Wolf und Co. sollte Anlass sein, die ohnehin dringend notwendigen Verbesserungen der Schafhaltung auf Sömmerungsalpen, auf die der STS seit vielen Jahren bei Behörden und Tierhaltern dringt, endlich an die Hand zu nehmen: Behirtung, Herdenschutz durch Zäune oder Hunde sowie ein besserer gesetzlicher Schutz der Alpschafe müssten längst selbstverständlich sein.

Dies umso mehr als der Bund die Alpsömmerung mit jährlich 100 Millionen Franken an Steuergeldern subventioniert. Geld, das selbst Schafhaltern ausbezahlt wird, die ihre Tiere auf den Alpen weder schützen noch behirten, ja sie oft tagelang ihrem Schicksal überlassen.

Die Bestandesregulierung von Wolf und Luchs ist letztlich reine Symptombekämpfung: Die Politik muss das Übel endlich an der Wurzel packen und nur noch geschützte und wirtschaftlich relevante Schafherden subventionieren, statt Hobbytierhalter und die Schafsömmerung auf "unschützbaren Alpen" finanziell zu fördern oder das vermeintliche Wolfsproblem weiterhin mit dem Gewehr lösen zu wollen.



Weitere Meldungen

Luchsbild, das im Wallis mit Hilfe einer Fotofalle entstanden ist; Bildquelle: Stéphane Mettaz

Forschende sehen Wilderei als Grund für die geringe Luchsdichte im Kanton Wallis

Im Vergleich zu anderen Regionen der Schweiz wie Jura und Nordalpen weist die Luchspopulation in den südwestlichen Schweizer Alpen eine unerwartet niedrige Dichte auf
Weiterlesen

Schweiz

Wolf und Luchs: Konzepte revidiert

Die Konzepte Wolf und Luchs sind aufgrund der revidierten Jagdverordnung angepasst worden. Im Konzept Wolf dient ein neues Schema zur Einschätzung von problematischem Verhalten von Jungwölfen in Rudeln
Weiterlesen

Bundesamt für Umwelt BAFU

BAFU stimmt Abschussgesuch für zwei Jungwölfe aus Calandarudel zu

Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat dem Gesuch der Kantone St. Gallen und Graubünden um Abschussbewilligung von zwei Jungwölfen aus dem Calandarudel zugestimmt. In der Stellungnahme an die Kantone gibt das BAFU Empfehlungen für den Umsetzungsrahmen ab
Weiterlesen

Schweizer Tierschutz STS

Das Calanda-Wolfsrudel soll dezimiert werden

Der Schweizer Tierschutz STS verurteilt aufs Schärfste die Absicht der Kantone Graubünden und St. Gallen, zwei Wölfe aus dem «Calanda-Rudel» zu töten, um dem restlichen Rudel das Fürchten zu lehren
Weiterlesen

Bundesrat

Umgang mit Wolf und Kormoran: Bundesrat setzt geänderte Verordnungen in Kraft

Jungwölfe eines Rudels dürfen inskünftig unter gewissen Voraussetzungen abgeschossen werden. Der Bundesrat hat am 1.7.2015 die Jagdverordnung in diesem Sinn revidiert
Weiterlesen

Schweizer Tierschutz STS

Schweizer Wolfsgegner und ihre Unterstützer

Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB), zu deren Trägerschaft sowohl der Bund wie auch die Kantone gehören, engagiert sich für den Verein "Schweiz ohne Grossraubtiere"
Weiterlesen

Schweiz

Start der Anhörung zur Revision der Jagdverordnung

Der Abschuss von Wölfen soll neu in der Verordnung über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel geregelt werden. Das BAFU hat am 16. Januar 2015 die Anhörung zur revidierten Verordnung eröffnet
Weiterlesen

Schweiz

Die Schweiz will den Umgang mit Grossraubtieren neu regeln

Unter bestimmten Voraussetzungen soll der Abschuss von Wölfen inskünftig erleichtert werden. Mit einer entsprechenden Anpassung der eidgenössischen Jagdverordnung will der Bund den Anliegen und Bedenken von Landwirtschaft, Jägern und Bergbevölkerung Rechnung tragen
Weiterlesen