Pferdeforschung Schweiz blickt in die Zukunft
(29.04.2013) An der 8. Jahrestagung des Netzwerks Pferdeforschung Schweiz vom 25. April 2013 in Avenches diskutierten die Teilnehmer/-innen über zukunftsträchtige Themen. Die gut vernetzte Schweizer Forschungsgemeinschaft wollte sich durch den Blick über die Grenzen inspirieren, um rechtzeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen.
So zeigten Forscherinnen aus Frankreich und Deutschland vor, wie Pferde in Zukunft trainiert oder wie die Persönlichkeit eines Pferds erfasst werden kann.
Beide Themen beschäftigen sich mit dem Charakter der Tiere und gewinnen sowohl für Sport- als auch für Freizeitpferde an Bedeutung. Auf grosses Interesse stiessen zudem die an der Tagung präsentierten Arbeiten junger Forscherinnen und Forscher aus der Schweiz.
Zuschauerrekord, mehr als 250 Teilnehmer
Stadtpräsident Daniel Trolliet und das Schweizerische Nationalgestüt von Agroscope empfingen am 25. April im Schloss Avenches rund 250 Pferdeinteressierte, darunter Privatpersonen sowie zahlreiche Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden. Die Netzwerktagung Pferdeforschung ist eine bewährte Plattform für den Austausch von Wissen zwischen Forschung und Praxis.
Wie in den vergangenen Jahren bot sie auch dieses Jahr die Gelegenheit, sich über den Forschungsplatz Schweiz zu informieren, Forschungswünsche zu deponieren und Kooperationen zu lancieren. Die rund 40 Vorträge und Poster zu den neuesten Erkenntnissen der Pferdeforschung boten reichlich Informationen und Gesprächsstoff.
Was bringt die Zukunft?
Was sind die gesellschaftlichen Trends und wie beeinflussen sie die Pferdebranche? Das Motto der Tagung 2013 war dem Thema Zukunft gewidmet.
Uta König von Borstel von der Georg-August Universität Göttingen (D) stellte Möglichkeiten vor, wie die Persönlichkeit von Pferden erfasst werden kann. Persönlichkeitsmerkmale bezüglich Temperament, Charakter, Lernfähigkeit oder Leistungsbereitschaft oft zusammengefasst als Interieurmerkmale sind beim Reit- und Arbeitspferd von grosser Bedeutung.
Die sich rasch entwickelnde Genetikforschung bietet hier neue Möglichkeiten. Es ist denkbar, dass in Zukunft bereits im Fohlenalter über genomische Zuchtwerte das Interieur eines Pferdes genauer geschätzt werden kann. Die Selektion und Paarungsplanung sowie das Training könnte dementsprechend gezielter gestaltet werden.
Konstanze Krüger von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen (D) stellte neueste Erkenntnisse zum Lernverhalten von Pferden vor. Soziales Lernen findet bei Pferden offenbar doch statt! Konstanze Krüger fand heraus, dass Pferde von älteren, ranghöheren und einander bekannten Pferden lernen, nicht aber von fremden jüngeren und rangniederen. Diese Erkenntnis lässt sich in die tägliche Arbeit mit Pferden aufnehmen, um das Training schonender und pferdegerechter zu gestalten.
Marion Cressent vom Institut français du cheval et de léquitation in Exmes (F) stellte vier Zukunftsszenarien mit Handlungsschwerpunkten in den Bereichen Politik, Verwaltung und Forschung in Frankreich vor. Ähnlich wie in der Schweiz nimmt in Frankreich das Interesse an Pferden zu; gleichzeitig zieht sich auch in Frankreich der Staat aus der Pferdebranche zurück, und die internationale Konkurrenz nimmt zu.
Schweizer Forschung bewegt sich nahe an den Bedürfnissen der Praxis
Die an der Tagung präsentierten Forschungsarbeiten basierten auf konkreten Fragen aus der täglichen Praxis mit Pferden. Im ersten Block, Naturwissenschaften 1, wurde die Bedeutung von Impfprogrammen und dem Monitoring von Pferdeinfektionskrankheiten aufgezeigt. Weiter wurden den Pferdeinteressierten äusserst abwechslungsreiche Themen aus den Bereichen der Geistes-, Rechts-, Wirtschaftswissenschaften näher gebracht.
Preise für junge Forscherinnen und Forscher
Im Bestreben junge Forschende zu fördern, führte das Netzwerk Pferdeforschung Schweiz an ihrer Jahrestagung einen Wettbewerb durch. Dabei prämierte sie die besten Präsentationen und Poster.
Die meisten der vorgestellten Forschungsarbeiten sind auf der Internetseite des Netzwerks Pferdeforschung Schweiz www.netzwerkpferdeforschung.ch als ALP-science-Publikation zu finden.