Mängel im Schweizer Zoofachhandel

(17.11.2014) Die erste Zoohandelsrecherche des Schweizer Tierschutz STS zeigt Missstände im Schweizer Zoofachhandel auf. 

Anlass zur Kritik geben der Verkauf bedenklicher oder gar in der Anwendung verbotener Erziehungshilfsmittel, ungenügende Beratung und minimalistische, teils gesetzeswidrige Tierhaltungen.

Schweizer Tierschutz STS Über sechs Millionen Heimtiere leben in Schweizer Haushalten. Fische, Kleinnager, Vögel, Reptilien und rund eine halbe Million Hunde und geschätzte 1,5 Millionen Katzen.

Anders als in der Nutztier- oder auch der Versuchstierhaltung können Heimtierhaltungen aus naheliegenden Gründen nicht systematisch auf ihre Gesetzeskonformität hin überprüft werden. Für die artgemässe und gesetzeskonforme Haltung von Heimtieren sind daher Zoofachgeschäfte von grösster Bedeutung.

 Hier kaufen Heimtierhalter Gehege, Futter, Tiere und Zubehör und hier lassen sie sich beraten. Umso wichtiger, dass Zoofachgeschäfte sowohl bezüglich Verkaufsangebot, Haltung lebender Tiere wie auch Kundenberatung vorbildlich und kompetent sind.

Für die nun vorliegende STS-Zoofachhandel-Recherche wurden im laufenden Jahr insgesamt 36 Zoohandlungen in der gesamten Schweiz besucht, darunter Handelsketten wie Qualipet, Fressnapf, Meiko, Hornbach und Landi aber auch Einzelgeschäfte.

Bewertet wurde die Haltung zum Verkauf stehender Tiere sowie die Verkaufsberatung. Und es wurde das Sortiment hinsichtlich aus Tierschutzsicht problematischer Artikel überprüft.

Ernüchternde Resultate

In der Anwendung bedenkliche, teils auch verbotene Hundeerziehungsmittel, u.a. Geräte mit Ultraschall, werden bei Qualipet feilgeboten. Gleichzeitig fällt hier positiv auf, dass keine Würgehalsbänder angeboten werden.

Anders bei Fressnapf, wo Würgeleinen ohne Stopp im Sortiment waren. Erfreulicherweise reagierte die Firma bereits auf die Kritik und nahm die beanstandeten Produkte aus den Regalen. Positiv aufgefallen ist Fressnapf in der Beratung zur Nagerhaltung.

Auch Meiko bietet Würgeleinen zum Verkauf. Bei Hornbach fanden sich kleine und für gewisse Tierarten ungeeignete Käfige, welche teilweise nicht einmal den gesetzlichen Minimalvorschriften entsprechen. Keine aus Tierschutzsicht problematischen Artikel gab es bei Landi. Allerdings liess in beiden besuchten Filialen die Beratung zu wünschen übrig. Landi kündigte diesbezüglich bereits Verbesserungen an.

Die Tierschutzbewertung der Einzelgeschäfte fällt ebenfalls sehr durchzogen aus. Bei einzelnen Anbietern standen sogenannte Joggingbälle zum Verkauf. In diese werden Hamster und Mäuse - zur Belustigung der Menschen - hineingesteckt und sollen so, wie im Hamsterrad, zum Laufen animiert werden.

Das versetzt die Tiere, die nicht von alleine entweichen können, in Angst und Panik. Auch Würgeleinen finden im Angebot einiger Geschäfte.

Ungenügend, teilweise gar gesetzeswidrig, schnitten ab: Zoo Kakadu in Zollikofen (Sortiment und Tierhaltung), Garten Center Schilinger in Gland und in Matran (Sortiment und Tierhaltung, in Matran auch bezüglich Beratung) sowie Locher’s Nutrifood in Seon (Sortiment und Beratung). Ebenfalls problematisch: Nagerhaltung von amaZOOnas in Luzern. Etliche eindeutig gesetzeswidrige Tierhaltungen wurden den Veterinärämtern gemeldet.

Der Schweizer Tierschutz STS fordert die betroffenen Geschäfte auf, die Angebote kritischer Artikel zu überdenken, die Tierhaltung zu optimieren und die Beratungskompetenz des Personals zu verbessern. Würgeleinen und -halsbänder sowie Erziehungshilfsmittel mit Ultraschall und chemischen Stoffen sind aus dem Sortiment zu entfernen.

Deren Anwendung ist in der Schweiz nicht erlaubt. Vom Gesetzgeber fordert der STS nicht nur die Anwendung sondern auch den Verkauf solcher Erziehungshilfsmittel zu untersagen.

Seine Recherchen wird der Schweizer Tierschutz STS im kommenden Jahr weiterführen und gleichzeitig versuchen, die Vollzugsbehörden zu einer besseren Ueberprüfung von Zoofachgeschäften zu motivieren.

Link zur Studie: www.tierschutz.com/heimtiere/zoofachhandel/recherche.html



Weitere Meldungen

Mitglieder des STS-Zentralvorstands; Bildquelle: STS

Neuer Zentralvorstand des Schweizer Tierschutz STS

Die Delegierten des Schweizer Tierschutz STS haben wichtige Entscheide für die Zukunft der ältesten und grössten Tierschutzorganisation der Schweiz getroffen
Weiterlesen

Atlantische Lachse ; Bildquelle: Silver leapers/fair-fish

Auch in Schweizer Lachszucht leiden die Fische

In Mollis GL soll 2024 die grösste Fischzucht der Schweiz entstehen. fair-fish übt grundlegende Kritik am Projekt: Atlantische Lachse eignen sich von Natur aus nicht für die Mast
Weiterlesen

Anatolischer Wasserfrosch; Bildquelle: Hans Schneider/STS

STS-Untersuchung von Froschschenkeln zeigt bedenkliche Rückstände des Insektizids Diethyltoluamid

Froschschenkel sind ein beliebter Bestandteil von Festtagsmenüs - trotz des immensen Tierleids, das mit dem Fang, der Haltung und der Tötung der Frösche verbunden ist
Weiterlesen

Schweiz

Verbesserung des Tierwohls und striktere Regeln für den Hundeimport: Vernehmlassung eröffnet

Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) hat heute die Vernehmlassung zur Anpassung von mehreren Erlassen im Tierschutzbereich eröffnet
Weiterlesen

SUST Tierhandelreport Schweiz 2023

SUST Tierhandelreport Schweiz 2023

Die Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz (SUST) veröffentlicht Transparenzindex von Organisationen, die Tiere aus dem Ausland vermitteln
Weiterlesen

Schweizer Tierschutz STS

STS-Tierschutzstatistik 2022: Aufnahme von Tieren in Tierheimen und Auffangstationen auf anhaltend hohem Niveau

Im Jahr 2022 wurden über 13 000 Tiere in Tierheimen und Auffangstationen aufgenommen, die den Sektionen des Schweizer Tierschutz STS angeschlossen sind
Weiterlesen

Gut Aiderbichl bei der Sandgrueb-Stiftung in Egg

Tag der offenen Tür von Gut Aiderbichl bei der Sandgrueb-Stiftung in Egg bei Zürich

Am 3. September 2023 können die Besucher von 10 – 17 Uhr die Pferde von Gut Aiderbichl in der Sandgrueb-Stiftung in Egg bei Zürich kennenlernen
Weiterlesen

STS-Tierhaltungsrechner

STS-Tierhaltungsrechner berechnet tierfreundliche Gehegegrössen für die Vogelhaltung

Recherchen des Schweizer Tierschutz STS zeigen alarmierende Zustände bei der Vogelhaltung in der Schweiz. Zu kleine Käfige und tierquälerische Einzelhaltung sind weit verbreitete Tierschutzprobleme
Weiterlesen