Fischsterben im Doubs durch neu eingeschleppten Erreger verursacht

(30.05.2012) Der Krankheitserreger, der bei den Fischbeständen in Doubs, Loue und Sorne eine um sich greifende Mykose hervorruft, gehört zu einem einzigen Stamm.

Bundesamt für Umwelt (BAFU) Wahrscheinlich ist er durch menschliches Zutun in die Gewässer gelangt. Zu diesem Schluss kommt die Universität Neuenburg, die vom Bundesamt für Umwelt BAFU mit der Untersuchung dieses Organismus beauftragt wurde.

Seit 2009 ist im französisch-schweizerischen Grenzabschnitt des Doubs und in der Loue (Frankreich) regelmässig ein Fischsterben zu beobachten, das vorwiegend Forellen und Äschen betrifft.

2011 trat das gleiche Phänomen auch in der Sorne auf, einem schweizerischen Fluss im Einzugsgebiet des Rheins und ohne jede Verbindung zum Doubs.

Die Fische leiden unter starkem Befall mit einem Erreger, der zur Gruppe Saprolegnia parasitica gehört. Bis heute wurden drei anfällige Fischarten identifiziert: Forelle, Äsche und Schmerle. 2011 erteilte das BAFU dem Labor für Bodenbiologie der Universität Neuenburg den Auftrag, den virulenten Stamm zu untersuchen und dessen Herkunft zu klären.

Mit molekularbiologischen Methoden konnten die Forscher zwei verschiedene Populationen von Saprolegnia nachweisen. Die erste scheint wenig virulent zu sein, und aufgrund ihrer genetischen Variabilität könnte es sich um eine seit längerem ansässige Population handeln.

Die zweite lässt sich dem hoch virulenten Stamm Saprolegnia parasitica zuordnen. In den drei untersuchten Flüssen waren alle kranken Fische mit dem gleichen Stamm von Saprolegnia parasitica infiziert.

Dies deutet darauf hin, dass der Erreger eine klonale Population bildet, das heisst aus ein und demselben Klon hervorgegangen ist. Somit spricht einiges dafür, dass dieser Stamm in jüngerer Zeit in die Gewässer eingeschleppt wurde.

Der Ursprung der Kontamination ist schwer zu ermitteln. Viele Übertragungswege kommen in Betracht. Der Erreger könnte über Fischerstiefel, Wanderschuhe oder ein Kanu oder sonst wie durch menschliches Zutun (z. B. Verwendung lebender Köderfische, Einschleppung exotischer Arten, landwirtschaftliche Tätigkeiten) in die Gewässer gelangt sein.

Lassaâd Belbahri, Experte für solche Organismen und Leiter der Studie, schliesst nicht aus, dass der Krankheitserreger bereits geschwächte oder gestresste Fische befällt: «Die Gattung Saprolegnia umfasst sowohl opportunistische Erreger, die üblicherweise kaum virulent sind, es jedoch bei geschwächten Fischen werden können, als auch sehr virulente Arten.»

Möglich sei auch, dass die in Doubs, Loue und Sorne vorkommende Saprolegnia sich infolge von Umweltveränderungen oder aus unbekannten anderen Gründen in eine aggressive Form verwandelt habe.

Seit 2012 werden Fische mit gleichen Symptomen wie die Fische im Doubs in weiteren schweizerischen (Areuse, Birs) und französischen Fliessgewässern (Ain, Bienne) beobachtet, wobei Saprolegnia parasitica bislang nicht nachgewiesen ist.

Um der Verbreitung des Erregers vorzubeugen, empfehlen die Fischereibehörden, Angelausrüstungen und anderes Material, das mit den kontaminierten Gewässern in Berührung gekommen ist, zu desinfizieren.

Zudem hat die internationale Kommission für die Fischerei im Grenzabschnitt des Doubs ein Moratorium für den Äschenfang in den Jahren 2012-2013 verhängt. Das Moratorium wurde auf den jurassischen Abschnitt des Doubs ausgedehnt. Diese Massnahmen sollen bewirken, dass der von Saprolegnia stark betroffene Äschenbestand sich erholt.

Die Forschungsergebnisse der Universität Neuenburg werden in die Arbeiten und Überlegungen der französisch-schweizerischen Arbeitsgruppe «Wasserqualität» des Doubs einbezogen, die hierbei eng mit der internationalen Kommission für die Fischerei im Grenzabschnitt des Doubs zusammenarbeitet.




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