Beringung von Zugvögeln am Col de Bretolet: 20.000 Zugvögel untersucht
(18.11.2014) Die Forschungsstation Col de Bretolet an der französisch-schweizerischen Grenze zieht Bilanz: In diesem Herbst haben Forschende der Schweizerischen Vogelwarte Sempach hier knapp 20000 Zugvögel von insgesamt 88 Arten beringt, vermessen und danach wieder freigelassen.
Die Anzahl Vögel, die in den Süden unterwegs sind, nimmt täglich ab. In höheren Lagen liegt bereits Schnee, und nur wenige Arten ziehen jetzt noch über die Alpen. Für die Forschenden der Schweizerischen Vogelwarte Sempach wurde es Zeit, die Beringungsstation am Col de Bretolet zu schliessen und Bilanz zu ziehen.
Die Forschungsstation Col de Bretolet liegt auf der französisch-schweizerischen Grenze im Wallis
Zwischen Ende Juli und Anfang November haben sie an der französisch-schweizerischen Grenze knapp 20000 Zugvögel von insgesamt 88 Arten beringt, vermessen und schliesslich wieder freigelassen.
Die Saison wurde dominiert von einem starken Einflug von Kernbeissern und Blaumeisen. Die rund 300 kontrollierten Kernbeisser stellen einen neuen Rekord dar.
Wie sein Name vermuten lässt, kann der Kernbeisser mit seinem starken Schnabel sogar Kirschkerne knacken. In diesem Herbst wurden auf dem Col de Bretolet 302 Individuen beringt � ein Rekord!
Mit 1600 beringten Individuen war die Blaumeise dieses Jahr viermal so häufig wie im Durchschnitt. In manchen Jahren ziehen im Herbst grosse Schwärme der kleinen blau-gelb gefärbten Meise umher. Die Vögel stammen wahrscheinlich mehrheitlich aus Nord- und Osteuropa; eine heuer kontrollierte Blaumeise trug einen tschechischen Ring.
Den Klimawandel sichtbar gemacht
Seit 1958 erforscht die Schweizerische Vogelwarte Sempach den Vogelzug am Col de Bretolet mit grosser Unterstützung durch zahlreiche Freiwillige.
Dank dieser langen Datenreihe konnte sie zeigen, dass sich der Fahrplan des Herbstzugs bei einigen Vogelarten im Laufe der letzten zwanzig Jahre verändert hatte zweifellos eine Folge des Klimawandels.
Vögel, die im Mittelmeerraum überwintern, bleiben länger bei uns und ziehen später über die Alpen. Arten, die den Winter südlich der Sahara verbringen, ziehen hingegen einige Tage früher weg. So können sie Dürreperioden in der Sahelzone besser ausweichen.