100 Jahre Graeub: Tiermedizin aus Bern-Bümpliz

(08.10.2020) Bei der Berner Pharmaherstellerin Graeub läuft vieles überraschend anders. Trotzdem – oder gerade deswegen – kann sie auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken.

Ein Artikel aus "Der Bund" vom 21. September 2020, Text: Mischa Stünzi

Firma Graeub? Nie gehört. Dabei ist das Unternehmen aus Bümpliz eine grosse Nummer – zumindest in der Welt der Tiermedizin. Als eines der letzten produziert es noch in der Schweiz Arzneien für Fido, Mizi und Berta. Und das Pharmaunternehmen ist für so manche Überraschung gut.

Vor 100 Jahren als Impfstoff- und Diagnoselabor in Bern gegründet, war Graeub seit 1974 Teil des Schweizer Serum- und Impfinstituts, der späteren Berna Biotech. 2006 spaltete die damals neue Eigentümerin Curcell die Veterinärsparte ab und verkaufte sie an die deutsche Livisto-Gruppe.


Nicht selten, wenn eine Schweizer Firma Teil einer internationalen Gruppe wird, verlegen die neuen Besitzer die Produktion ins Ausland und nutzen die Schweiz primär als Forschungs- und Entwicklungsstandort. Bei Graeub war es genau anders. Geforscht und entwickelt wird in Spanien und Deutschland.

Dieses Jahr komme das letzte Medikament auf den Markt, das in Bern mitentwickelt wurde, sagt Graeub-Geschäftsführer Matthias Knöri. Stattdessen investierte das Unternehmen vor zwei Jahren in die Produktionsanlagen.

Kleinste Charge: 10 Liter

Dass die ungewohnte Arbeitsteilung bei Graeub wirtschaftlich aufgeht, hat mit der Schweizer Landwirtschaft zu tun, wie Knöri erklärt.

«In der Schweiz haben die Kühe noch Namen, da wird in der Regel jedes Tier individuell gepflegt.» Das verlange auch nach anderen Medikamenten als im Ausland, wo die Behandlungen mehr auf die ganze Herde ausgerichtet seien. Viele Produkte stellt Graeub deshalb exklusiv für den Heimmarkt her.


Graeub-Geschäftsführer Matthias Knöri

Zum Teil in Kleinstmengen: «Unsere kleinste Charge ist 10 Liter.» Lohnt sich das finanziell?  «Wir haben vielleicht nicht das rentabelste Geschäftsmodell der Welt», räumt Knöri ein. Aber manchmal sei die langfristige Beziehung zum Kunden wichtiger als die kurzfristige Rentabilität.

So mancher Tierarzt sei dankbar, dass er die altbewährten Mittel überhaupt noch irgendwo bekommt.

Dass die Firma mit gewissen Produkten etwas aus der Zeit fällt, bekommt sie dann zu spüren, wenn die Lieferanten Zutaten aus dem Sortiment streichen, weil diese als veraltet gelten und kaum mehr gefragt sind. Für Graeub geht dann die Suche nach einem neuen Lieferanten los. Bleibt diese erfolglos, muss die Produktion eingestellt werden.

Unternehmen, die in der Schweiz produzieren, setzen in der Regel auf hohe Automatisierung.Bei Graeub ist dagegen vieles Handarbeit: In einem abgedunkelten Raum kontrolliert eine Mitarbeiterin jede einzelne abgefüllte Flasche. In einem anderen Raum verpacken zwei Angestellte Antibiotika-Spritzen in

Kartonschachteln. Geplant sei, dass die Produktion in Zukunft stärker automatisiert und gleichzeitig der Durchsatz gesteigert werde, sagt Knöri. Denn der Preisdruck steige, was dereinst den Produktionsstandort Schweiz infrage stellen könnte.

«Hallo, ich bin Matthias»

Auch in der Logistik legen die Angestellten Hand an. In den Hochregalen lagern rund 600 verschiedene Produkte. Nicht alle hat Graeub selber hergestellt.

Viele ausländische Hersteller überlassen ihre Produkte den Bernern, damit sie diese in der Schweiz zulassen und vertreiben. Damit macht Graeub etwa die Hälfte des Umsatzes. Wenige Tage vor unserem Besuch hat in der Logistik der neue Lehrling angefangen. Knöri geht zu ihm hin: «Hallo, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Matthias. »Bei Graeub geht es familiär und unkompliziert zu und her.


Neulich, erzählt Knöri, sei eine Injektionslösung nicht ganz exakt abgefüllt worden. Die Firma liess die Charge aber nicht entsorgen, sondern neu abfüllen. Dafür mussten sämtliche Fläschchen gemäss strengen behördlichen Vorgaben wieder entleert werden. Da hätten er und verschiedene Mitarbeitende aus diversen Abteilungen kurzerhand mit angepackt.

Mit Fleischgeschmack Sind die Medikamente von Graeub eigentlich auch für Menschen anwendbar? Zugelassen sind sie nicht. Benützen kann man einige trotzdem. Ein Mitarbeiter sagt etwa, er habe seine Aphten auch schon mit einer Salbe für Hunde und Katzen behandelt. Das habe prima geklappt.

Die Medizin beim Tierarzt zu bestellen, lohnt sich finanziell allerdings nicht. Veterinärmedikamente seien auch mal teurer als vergleichbare Präparate für Menschen, sagt Knöri. Das ist vor allem dem hohen Aufwand für die Zulassung und den niedrigeren Stückzahlen geschuldet. Tiermedizin muss für jede Spezies separat zugelassen werden – inklusive aller Zulassungsstudien. Alles andere könnte fatal enden: «Es gibt zum Beispiel ein Zeckenmittel für Hunde, das Katzen im schlimmsten Fall sogar töten könnte», sagt Knöri.

Kommt hinzu, dass nicht alle Tiere den gleichen Geschmack haben. «Die Hersteller versuchen, den Geschmack der jeweiligen Spezies anzupassen», erklärt Knöri und holt eine Tablette aus dem Regal: «Die ist für Hunde. Mit Fleischgeschmack.»



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