Das "Interessante Bild" von Laboklin! Wie lautet Ihre Diagnose?
(03.09.2021) Rätselfans aufgepasst! Laboklin präsentiert das "Interessante Bild des Monats" mit einem ungewöhnlichen Fall.
Das mikroskopische Bild zeigt einen Blutausstrich eines Hundes, in dessen neutrophilen Granulozyten (rote Kreise) Einschlusskörperchen (sogenannte Gamonten, schwarze Pfeile) nachweisbar sind. Dies ist bei Hunden sehr verdächtig für eine Infektion mit dem Erreger Hepatozoon canis, der durch die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) übertragen wird.
Die Infektion erfolgt nicht durch den Biss der Zecke. Hunde müssen die mit dem Erreger infizierte Zecke abschlucken, um infiziert zu werden, auch transplazentare Infektionen sind möglich. Aufgrund der Verbreitung der Zeckenspezies sind Infektionen in Europa auf den Mittelmeerraum und Südosteuropa begrenzt.
Allerdings wurden dieselben Genotypen von Hepatozoon canis bereits im Milzgewebe von Füchsen aus Berlin-Brandenburg nachgewiesen, autochthone Fälle sind bei Hunden in Deutschland bisher allerdings noch nicht bekannt. Aufgrund der Veränderung klimatischer Bedingungen ist mittlerweile in Deutschland ein ganzjähriges Überleben von Rhipicephalus sanguineus in beheizten Räumlichkeiten oder Felsspalten möglich.
Auch Katzen können sich mit Hepatozoon spp. infizieren, hier spielen neben Hepatozoon canis vor allem Hepatozoon felis und auch Hepatozoon silvestris eine Rolle. Allerdings ist der Vektor unbekannt, blutsaugende Arthropoden werden vermutet, ebenso wie transplazentare Infektionen bei Hepatozoon felis.
Bei Katzen sind die Gamonten kleiner als bei Hunden und können im Blutausstrich übersehen werden. Von 2007 bis 2020 wurden 7 % der Katzen positiv mittels einer Hepatozoon spp.-PCR bei uns getestet, alle infizierten Katzen wurden aus Ländern des Mittelmeerraums nach Deutschland importiert. Bei allen Katzen, bei denen eine Sequenzierung möglich war, wurde Hepatozoon felis nachgewiesen. In Zentraleuropa gibt es bereits erste autochthone Fälle aus der Schweiz mit Hepatozoon silvestris und aus Österreich mit Hepatozoon felis.
Bei Hunden und Katzen verläuft eine Infektion mit Hepatozoon spp. meist subklinisch oder mit milden klinischen Symptomen. Infizierte Hunde und Katzen sollten sorgfältig auf mögliche Koinfektionen mit weiteren Erregern abgeklärt werden. Der Nachweis von Gamonten im Blutausstrich sollte mittels PCR bestätigt werden, auch eine Gamontenzählung ist möglich.
Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit der Speziesdifferenzierung im Falle einer positiven PCR bei Katzen, die jedoch eher von epidemiologischem als von klinischem Interesse ist.